Achter wurde in Rendsburg auch als Zweiter gefeiert wie ein Sieger
Den fünften Triumph in Folge verpasst – aber gefeiert wie Sieger. Der Deutschland-Achter wurde nach einem äußerst unglücklichen Umstand beim Eon-Hanse-Cup, dem Ruder-Marathon auf dem Nord-Ostsee-Kanal von Breiholz nach Rendsburg, Zweiter hinter dem Universitäts-Boot aus Cambridge.
20 Minuten vor dem Start stockte den Zuschauern am Start in Breiholz der Atem. Stephan Koltzk rutsche beim Zuwasserlassen des Bootes auf den moosigen Steinen aus, glitt ins Wasser und schlug sich am Steg die Schläfe auf, die später mit sechs Stichen genäht werden musste. Nach Jochen Urban (Entzündung der Speicheldrüse) der zweite Ausfall, den Bundestrainer Dieter Grahn kompensieren musste.
Den Rollsitz von Koltzk, den alle Steko nennen, nahm Bernd Heidicker ein. Dem Vierer-Weltmeister von 2002, der sich nach halbjähriger Pause noch im Aufbau befindet, steckte außerdem noch die morgendliche 20-Kilometer-Trainingseinheit im Einer in den Beinen und Armen. „Ich hatte zum Glück keine Zeit zum Nachdenken“, sagte Heidicker. Ein großes Handicap war sein Einsatz aber allemal, so dass Grahn noch am Start anmerkte: „Es könnte sein, dass durch den Zwischenfall schon eine Vorentscheidung gegen uns gefallen ist.“
Mit großer kämpferischer Moral aber sträubte sich die Truppe aus Dortmund lange gegen die drohende Niederlage auf der 12,7 Kilometer langen Marathon-Distanz. Auf Platz drei liegend fingen sie noch Olympiasieger und Weltmeister USA ab. Steuermann Peter Thiede: „Ich habe ein, zwei Zwischensprints angesagt: Der ist für Steko. Mit ihm hätten wir gewonnen.“ So aber war an Cambridge kein Vorbeikommen. „Ich hätte nie erwartet, dass wir hier gewinnen. Es ist, als schwebt man auf Wolke sieben“, sagte Sebastian Schulte, den Grahn wie Thorsten Engelmann und Sebastian Thormann vom Dortmunder Stützpunkt an die englische Traditions-Universität für dieses Rennen abgetreten hat.
Die Studenten holten sich nach über 38 Minuten auf dem Kanal den Siegerscheck in Höhe von 10.000 Euro ab – für die Crew aus Dortmund blieben wenigstens 5.000 Euro und ein warmer, herzlicher Applaus von den über 100.000 Zuschauern im hohen Norden. Heidicker: „Für uns ist der zweite Platz wie ein Sieg.“ Immerhin ist dem deutschen Ruder-Flaggschiff, das alle National-Achter aus den USA, den Niederlanden und Großbritannien hinter sich gelassen hatte, eine kleine Revanche für die WM in Gifu gelungen, als die Crew um Schlagmann Andreas Penkner hinter den USA und Italien Bronze holte.
Eon-Hanse-Cup 2005: 1. Cambridge 38:06,35, 2. Deutschland-Achter 38:24,83, 3. USA 38:51,71, 4. Niederlande 39:40,88, 5. Großbritannien 41:17,37.