„Faszinierende Synchronität“
Prominente Stimmen zur Ruder-WM
Eine gefüllte Tribüne, Deutschland-Fahnen, die geschwenkt wurden, aber auch internationale Anfeuerungsrufe. Dazu sogar Samba-Tänzerinnen und heiße brasilianische Rhythmen, die dem regnerischen Wetter trotzten – die Stimmung am ersten Finaltag bei den FISA Ruder-Weltmeisterschaften 2007 in München/Oberschleißheim war prächtig. Klar, dass sich auch die Ehrengäste mitreißen ließen.
„Auch Kollegen aus dem IOC und Vertreter der FISA sind angetan von der Atmosphäre, die den Ruderern hier geboten wird. Alle sind begeistert“, sagte DOSB-Chef und IOC-Mitglied Thomas Bach . Zum sportlichen Abschneiden der deutschen Ruderer meinte er: „Da ist noch Potenzial im Hinblick auf Peking 2008. Ich bin überzeugt, dass Trainer und Athleten dieses eine Jahr nutzen, um Gas zu geben.“
„Das ist sensationell“, kommentierte Joachim „Blacky“ Fuchsberger , ein Urgestein der TV- und Theater-Unterhaltung, seine WM-Eindrücke. „In meinem Alter sucht man sich die Veranstaltungen aus, zu denen man geht. Hierher bin ich gerne gekommen“, so der 80-Jährige, der von seiner Frau Gundula begleitet wurde. Denn schließlich sei er dem Rudersport seit vielen Jahren verbunden. Mit dem Gold-Achter von Mexiko pflege er seit den Olympischen Spielen 1972 in München eine „jahrzehntelange Freundschaft“. Fuchsberger war bei den Spielen Chefsprecher. „Ich habe das Entstehen dieser Anlage miterlebt, also hängt mein Herz dran“, erzählte er. Fuchsberger weiter: „Rudersport steht ja im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, dass ein bisschen Rudern nicht schwer ist. Das hier ist eine Hochleistungssportart, die bis zum letzten alles abverlangt.“ Auch die „Philosophie“ des Wettkampfs imponiere ihm. „Man muss sich seine Kräfte einteilen. Und dann ist es diese faszinierende Übereinstimmung – in meinem Beruf würde man Synchronität sagen. Es ist faszinierend zu sehen, wie jede einzelne Bewegung harmonieren muss.“ Am 19. September startet Fuchsberger mit den Dreharbeiten zu einer großen TV-Produktion, in der er „den römisch-katholischen Papst“ spielt, „aber nicht Johannes Paul II. oder Benedikt XVI., sondern eine fiktive Figur“, berichtete er.
Bei IOC-Mitglied Walther Tröger wurden ebenfalls Erinnerungen an 1972 wach. „Es freut mich, dass auf dieser schönen Strecke hier wieder eine große Veranstaltung stattfindet.“ Rudersport „wird angenommen“, konstatierte Tröger, „die Wettkämpfe sind fair, das honoriert das Publikum.“
Ein Wintersport-Funktionär beim Sommersport: Auch Joseph Fendt , Präsident des Weltrodelverbandes FIL, fand Gefallen am Rudern: „Mir gefällt es sehr hier, es ist schön, diese tolle Atmosphäre hautnah mitzuerleben.“ Die hohen Zuschauerzahlen hätten ihn „positiv überrascht“. Am Sonntag freue er sich besonders auf das Achter-Finale, ergänzte Fendt. Zum sportlichen Abschneiden der deutschen Athleten erklärte er: „Es gibt eben immer ein Auf und Ab. Aber in einem Jahr ist Olympia, da werden die Karten neu gemischt.“
Drei bayerische Kabinettsmitglieder quasi auf „Betriebsausflug“: Zusammen sahen sich die bayerischen Minister Josef Miller (Landwirtschaft und Forsten), Siegfried Schneider (Unterricht und Kultus) und Christa Stewens (Soziales, Familie und Arbeit) den Finallauf der Männer-Einer an. „Es sind spannende Rennen, die Spitze ist eng beieinander“, zeigte sich Schneider fachkundig. Stewens meinte: „Fantastisch, dass hier über 10 000 Zuschauer sind. Man merkt, dass diese WM bei den Zuschauern auf großes Interesse stößt. Das Publikum feuert jede Mannschaft an – eine tolle Stimmung.“ Miller verspürte „einen Hauch von Olympia, der über München weht.“ 1972 habe er bei den Olympischen Sommerspielen die Ruder-Wettbewerbe an dieser Anlage live verfolgt.
PS: Die Ruder-WM war zwar das Gesprächsthema Nummer eins, aber wenn sich Sportfunktionäre und Politiker begegneten, fielen doch hin und wieder die Begriffe „Olympia“, „Bewerbung“, „München“ und „2018“. „Natürlich nutze ich die Gelegenheit, hier mit meinen IOC-Kollegen zu reden und ich sammle Eindrücke, verriet Thomas Bach. „Nach dem positiven Start mit dem sehr guten Wettkampfstättenkonzept müssen wir jetzt sehen, wie es weitergeht.“ München erwägt eine Kandidatur um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2018. Die bayerische Landeshauptstadt wäre damit der erste Ort, der sowohl Sommer- als auch Winterspiele veranstaltet. „Ich bin sehr für die Münchner Bewerbung“, betonte Walther Tröger. Die Ruder-WM, wo sich Spitzenvertreter des Sports treffen, sei „ein gutes Forum, um darüber zu diskutieren“, sagte er. „Man trifft viele Kollegen aus dem internationalen Sport, es ist ein Kontaktforum“, ergänzte FIL-Chef Fendt.