Moritz v. Groddeck - Ein großes Sportlerherz hat aufgehört zu schlagen
Moritz v. Groddeck, einer der erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Ruderer erlag am 14. Dezember 2011 in Müllheim/Baden einer schweren Krankheit.
Damit verstarb bereits der dritte Ruderer des erfolgreichen Goldachters von Rom, des legendären Deutschlandachters von '59 und '60, der die Europameisterschaft 1959 in Màcon mit dem historischen Vorsprung von über 9 Sek. gewann und in derselben Besetzung 1960 mit seinem Olympiasieg die olympische Siegesserie der USA in dieser Disziplin beendete.
Karl-Heinrich Erich Moritz von Groddeck wurde am 19.7.1936 in Tutow (Vorpommern) geboren und wuchs nach dem Krieg in Wiesbaden auf. Hier begann seine Ruderkarriere in der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich, für die er mit seinen Bootskameraden Arndt und Steuermann Wernet/Borkowsky bereits 1955 die Deutsche Meisterschaft im Zweier mit Stm. erringen konnte. 1956 und 1957 verteidigte er diesen Titel, konnte ihnen in diesen beiden Jahren noch zusätzlich den jeweiligen Europameisterschaftstitel hinzufügen und 1956 außerdem die Olympische Silbermedaille in Melbourne gewinnen.
Ausbildungsbedingt, und danach auch beruflich, verschlug es ihn nach Norddeutschland, wo ihn Karl Adam „entdeckte“, ihn zum Ratzeburger RC brachte und zu einem seiner wichtigsten Ruderer der hier in Ratzeburg, unter Adams Leitung, entstehenden deutschen Achter-Kultur und -Tradition machte.
Neben zahllosen Erfolgen sowohl in Skull- als auch in Riemenbooten, wurden es insgesamt 12 Deutsche Meisterschaften (5 davon im Achter), der erste WM-Titel im Achter 1962, 5 EM-Titel (davon 3 im Achter) und drei Olympia-Medaillen (1956 Silber im Zweier mit, 1960 Achter-Gold, 1964 Achter-Silber), die Moritz´ Sportler-Bilanz zieren. Dreimal wurden Moritz und sein Achter von der Presse zur „Mannschaft des Jahres“ gewählt und zweimal wurde ihm vom Bundes- präsidenten die höchste deutsche Sportlerehrung, das Silberne Lorbeerblatt verliehen.
Einer seiner zahlreichen sportlichen Höhepunkte soll hier noch angeführt werden: Die Einladung des Ratzeburger Achters 1963 nach Amerika ins Weiße Haus mit Empfang durch Kennedy. Die mit der Einladung verbundenen vier Vergleichsregatten mit den stärksten USA-Achtern wurden selbstverständlich alle gewonnen.
Nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn 1964 war Moritz v. Groddeck, neben der Verwaltung seiner Ferienappartements im Schwarzwald, hauptsächlich als Sportjournalist tätig und berichtete als engagierter, kritischer und selbstbewußter Beobachter über das nicht nur ruderische Sportge- schehen, auch häufig von Olympischen Spielen.
Nicht nur Funkionäre, so hoch sie in der jeweiligen Sporthierarchie auch standen, sondern auch mancher Aktive mußte sich manchmal nicht nur lobende Worte von Moritz sagen lassen, die in den letzten Jahren allerdings schon etwas leiser wurden. Bei einem Treffen seines Goldachters in Ratzeburg 1987 antwortete er auf die Frage eines Berufskollegen, was ihm die sportlichen Erfolge bedeuteten, mit der kurzen Feststellung: „Ich habe begriffen, daß ich nie zum Ersatzmann tauge!“
Neben zahlreichen Trauergästen aus der neuen Heimat des Verstorbenen, aus dem Schwarzwald, haben einige alte Weggefährten aus der aktiven Ruderzeit von Moritz den Weg nach Bad Bellingen gefunden, um von ihm Abschied zu nehmen. Der Ruderclub Deutschland verneigte sich, mit einem Kranz, vor einem großen Ruderer.
Seine Frau und seine Töchter werden ihn vermissen. Wir auch.