09. Juni 2014 | Panorama | von Dag Danzglock

Sport bei Sonne und Hitze

Im Rudersport als Freiluftsportart sind alle Aktiven den unterschiedlichen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Dieser Effekt ist insgesamt positiv und ein Pfund, mit dem wir in der Werbung neuer Mitglieder wuchern können. Welche andere Sportart kann körperliche Aktivität in freier Natur mit vielen Eindrücken bieten?

Wie immer im Leben macht aber die Dosis das Gift und es gilt, ein Übermaß zu vermeiden.

Auf dem Wasser wird die Sonneneinstrahlung besonders intensiv erlebt. Die aufgrund der körperlichen Aktivität vermehrt produzierte Körperwärme und die Schweißbildung tragen zu einer Gemengelage bei, die in der Lage ist, Hitzeschäden auszulösen,

Sonnenbrand

Diese Hautverletzung ist das Ergebnis eines unzureichenden Schutzes und sollte vermieden werden. Zumindest bei regelmäßigen Wiederholungen steigt das Risiko einer bösartigen Entartung (Hautkrebserkrankung) deutlich.

Wird der Körper intensiver Sonneneinstrahlung ungeschützt ausgesetzt, kommt es schnell zu Schäden der Haut, die einer Verbrennung entsprechen. Auf dem Wasser treten diese Effekte durch die Reflexion und offene Fläche besonders schnell auf, selbst wenn die Temperaturen noch gering sind. Initial wird eine - meist schmerzhafte - intensive Rötung der betroffenen Hautareale bemerkt. Im fortgeschrittenen Stadium entwickeln sich Blasen und Hautablösungen, das Immunsystem und die individuelle Leistungsfähigkeit sind beeinträchtigt.

Zur Vorbeugung sind Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor und entsprechende Kleidung geeignet. Im frühen Stadium tragen kühlende Gelees mit antiallergischen Substanzen, die auch den Juckreiz mildern, zur Linderung bei. Ausgedehnte Schäden sind ärztlich zu behandeln.

Sonnenstich

Durch intensive Sonnenbestrahlung des ungeschützten Kopfes kommt es zu einer Reizung der Hirnhäute und es entsteht ein Hirnödem (Wasseransammlung im Gehirn). Die Betroffenen klagen über Kopf- sowie Nackenschmerzen, Übelkeit, Unruhe und Schwindel. Der Kopf ist "hochrot" und heiß, der Puls ist beschleunigt.

Es handelt sich hier um einen Notfall , der zum schnellen Handeln zwingt. Der Patient ist zu beruhigen und in kühle, möglichst schattige, Umgebung zu verbringen. Der Oberkörper wird prinzipiell erhöht gelagert und der Kopf z.B. mit feuchten Tüchern gekühlt.

Da sich die Beschwerden meist allmählich entwickeln, kann frühzeitig durch geeignete Maßnahmen ein Fortschreiten, das ärztliche Intervention erfordert, vermieden werden. Werden die Anfangssymptome ignoriert, ist die Entwicklung einer lebensbedrohlichen Situation mit z.B. tiefer Bewusstlosigkeit, Kreislaufversagen und Krampfanfällen oder zum Hitzschlag möglich.

Hitzschlag

Der Hitzschlag ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der die körpereigenen Mechanismen der Temperaturregulation versagt haben. Rudersportler sind deshalb gefährdet, weil unter Trainings- und Rennbedingungen viel Wärme durch die notwendigen Stoffwechselvorgänge produziert wird. Der damit verbundene Schweißverlust und die meist zu geringe Flüssigkeitszufuhr führen zum Zusammenbruch der Wärmeregulation.

Besonders gefährlich ist das sogenannte "Gewichtmachen" mit unangemessener Kleidung, um ein Limit zu unterschreiten.

Die Patienten klagen über Schwindelgefühl, Übelkeit und Kopfschmerzen. Das Bewusstsein kann bis zur Bewusstlosigkeit gestört sein. Flache Atmung und zunächst gerötetes, später fahl-graues, Aussehen treten hinzu. Die Haut ist trocken und heiß (Körpertemperatur über 40° C). Nach kurzem Blutdruckanstieg zeigen die Patienten die Symptome eines Schockes mit Blutdruckabfall und Pulsrasen.

Es handelt sich um eine absolute Notarztindikation, weshalb der Rettungsdienst sofort verständigt werden muss. Als erste Maßnahmen sind die Oberkörperhochlagerung, (bei Bewusstlosen die stabile Seitenlage!), Kühlung, Verbringung an einen schattigen Ort und die Sicherung der Atemwege angezeigt.

Kreislaufregulationsstörungen

Bedingt durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann Körper den notwendigen Druck in den Gefäßen zur Durchblutung zentraler Organe nicht aufbauen. Zudem werden die Blutgefäße in warmer Umgebung in der Peripherie "weit gestellt", um Hitze besser abzugeben. Dieser Effekt senkt den Blutdruck weiter ab.

Die Patienten klagen über Schwindel, Kaltschweißigkeit und Sehstörungen ("Schwarz vor den Augen"). Bewusstseinsstörungen sind möglich. Der Puls schlägt mit hoher Frequenz, ist aber nur schwach tastbar.

Derartige Reaktionen sind auf Regatten, die im Sommer bei schwülen Wetterverhältnissen ausgerudert werden, nicht selten zu beobachten. Betroffen sind meist Aktive aus gewichtslimitierten Wettkampfklassen und jüngere Juniorinnen.

Hauptursache ist, dass das Wettkampfgewicht nur durch den Verzicht auf angemessene Flüssigkeitszufuhr oder das bekannte "Gewichtmachen" erreicht werden kann. Während erfahrene Sportler nach dem Verwiegen Flüssigkeit in größeren Mengen aufnehmen, wird dies im Nachwuchsbereich oft unterlassen. Selbstverständlich muss die Flüssigkeitszufuhr im Training geübt werden, um den Körper an dieses Vorgehen zu gewöhnen.

Immer wieder ist auf Regatten zu beobachten, dass sich Sportler nach dem Zieldurchlauf auf dem Rücken in das Boot legen. Dies soll offenbar die besondere Erschöpfung demonstrieren, obwohl hier eine andere Reaktion eintreten würde. Das Zurücklegen führt aufgrund der Weitstellung der Gefäße unter der Belastung und der fehlenden Muskelaktivität schnell zu einer massiven Verschiebung des Blutvolumens mit den geschilderten Symptomen. Gerade im Kleinboot sind dann Kenterungen nicht selten, die einer schnellen Rettung bedürfen.

Eine weitere Ursache für Kreislaufstörungen ist das Fehlverhalten während einer mehrtägigen Regatta. Gerade jüngere Aktive achten nicht im erforderlichen Umfang auf Ernährung und Flüssigkeitszufuhr. Sie benötigen hier ebenso Anleitung, wie im Hinblick auf Aktivitäten bei Wartezeiten bis zu ihren Rennen.

In der Akutsituation tragen die flache Lagerung mit angehobenen Beinen (Schocklagerung), Flüssigkeitszufuhr und beruhigender Zuspruch schnell zur Verbesserung der Situation bei. Bei der seltenen Bewusstlosigkeit gelten die üblichen Verfahren der Ersten Hilfe.

Hitzekrämpfe

Im Rahmen der körperlichen Belastung bei hohen Temperaturen treten nicht selten schmerzhafte Verkrampfungen der belasteten Muskelgruppen während oder - häufiger - nach einer Belastung auf. Auslösende Momente sind neben einer Überbelastung die unzureichende Flüssigkeitszufuhr und Salzverluste während der Aktivität.

Folgerichtig ist die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme vor und während der Belastung sowie eine der Temperatur angepasste Intensität wesentliche Vorsorgemaßnahmen. Treten die Krämpfe auf, sind vorsichtige Dehnübungen, lockere Bewegungen und Flüssigkeitsaufnahme nützlich.

Hitzeerschöpfung

Infolge der Hitzeeinwirkung kommt es bei einem Flüssigkeitsverlust von etwa 3 % des Körpergewichts zur Leistungsminderung. Dabei ist zu beachten, dass ein Durstgefühl den Flüssigkeitsbedarf erst anzeigt, wenn der Leistungsabfall bereits eingetreten ist! Zusätzliche Flüssigkeitsdefizite lösen Kreislaufstörungen aus und Verluste bis etwa 6 % führen zu Muskelschmerzen, Müdigkeit und Desorientiertheit. Dann folgen Symptome wie Bewusstlosigkeit, Koma und Organversagen, die lebensbedrohend sind. Je nach Ausprägung der Symptome wird eine ärztliche Behandlung bis hin zur intensivmedizinischen Versorgung erforderlich.

Mit Vorbeugung können diese Erlebnisse meist vermieden werden: Die Intensität der Belastung muss den Umgebungstemperaturen angepasst werden. Weiterhin soll die Kleidung den Temperaturen entsprechen und ein Sonnenschutz ist erforderlich.

Von zentraler Bedeutung ist eine geplante, ausreichende und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr, die nicht erst bei einem Durstgefühl beginnen darf! Bei längeren Belastungen muss der schweißbedingte Kochsalzverlust kompensiert werden.

Generell werden den Aktiven gewohnte Getränke empfohlen, die weder besonders zuckerhaltig noch alkoholisch sein dürfen. Sogenannte Sportlergetränke sind kostengünstigeren Alternativen nicht überlegen.