Workshop der Deutschen Umwelthilfe - „Lebendige Flüsse V“ 2017
Anfang Oktober fand im Infozentrum des Projekts „Isarmündung“, das federführend durch den Landkreis Deggendorf auf 800 ha als Modell für die Wiederherstellung einer natürlichen Auenlandschaft realisiert wurde, ein Workshop der Deutschen Umwelthilfe statt.
Teilnehmer berichteten unter anderem über das Bemühen der Fraktionen im Bundestag um eine einheitliche Linie zum Gewässerschutz unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessen. Allzu oft bliebe der Natur- und Gewässerschutz zu Gunsten der Berufsschifffahrt und auch der Energiegewinnung auf der Strecke. Zudem wurde auf die großflächig betriebene Land- und Viehwirtschaft eingegangen, deren schädliche Folgen für das Grundwasser und die Gewässer im Allgemeinen in der Konsequenz noch nicht absehbar sind. Auch die Verhinderung des ursprünglich geplanten Ausbaus der Donau bei Vilshofen wurde diskutiert. In die lange Reihe von Veranstaltungen gegen den „Donaukanal“ wurden besonders die Wassersportverbände und anliegenden Vereine seit den 1980er Jahren mit Erfolg einbezogen: Die Politik hatte ein Einsehen und die Staustufenplanung ist vom Tisch.
Dimension der Interessenzusammenführung an den Fließgewässern für viele überraschend
Dr. Dirk Engelbart vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur berichtete sehr ausführlich von vielschichtigen Problemen zum Thema „Blaues Band Deutschland“. Die Zusammenführung der Interessen an den Fließgewässern war offensichtlich für viele Beteiligte in der Dimension überraschend. Dennoch gelang es der Bundesregierung bzw. dem Bundeskabinett am 01. Februar 2017, eine Zukunftsperspektive für die Wasserstraßen mit dem „Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ zu beschließen. Mit den Bindungen an dieses Rahmenprogramm ist es zunächst der Wasserstraßenverwaltung möglich, örtlich und/oder regional Betroffene zu Einzelprojekten anzuhören und in einen Planungsprozess einzubeziehen.
Zudem wurde verkündet, dass der deutsch-polnische Europa-Nationalpark Unteres Odertal erste Erfolge zu dortigen Renaturierungen aufweisen kann.
Irene Lucius (WWF Donau-Karpaten-Programm) gab einen Überblick über Gefährdungen im gesamten Donauraum, konnte aber auch auf eine Reihe von Erfolgen zum Wasser-, Tier- und Pflanzenschutz verweisen. Widersinnig seien aktuelle Planungen zur Energiegewinnung in den östlich liegenden Anrainerstaaten der Donau.
Arbeitskreis „Blaues Band Deutschland“ eingerichtet
Auf Antrag des DRV-Teilnehmers Ludwig Martin Büttner wurde am zweiten Tag der Arbeitskreis „Blaues Band Deutschland“ eingerichtet. Diese Personen nahmen daran teil:
- Ludwig Martin Büttner, Deutscher Ruderverband, Ressort Ruderreviere und Umwelt
- Nadja Fahlke, Deutsche Umwelthilfe
- Jürgen Kellermann, Bundesanstalt für Wasserbau
- Sarah Löber, Bezirksregierung Schwaben
- Martina Porzelt, Heinz-Sielmann-Stiftung
- Klaus-Peter Schulze, MdB
- Ulrich Stöcker, Deutsche Umwelthilfe
- Helmut von Veen, Deutscher Motor-Yacht-Verband (DMYV)
Nach dem Erwartungsaustausch an die Gesamtveranstaltung bezogen die Teilnehmer unterschiedlich ausführlich Stellung zu „Blaues Band Deutschland“. Es wurde klar, dass die einschlägigen Vorinformationen bei den Diskussionsteilnehmern recht unterschiedlich angekommen waren.
Überraschend einig waren sich die Mitarbeiter des Deutschen Ruderverbands und der DMYV in der gemeinsamen Zielsetzung, wenn auch der Deutsche Kanuverband nicht anwesend war und wohl die gleichen Interessen vertreten hätte. Punkt für Punkt wurde das Papier des DRV vom 20.11.2016 abgearbeitet, welches die Mitarbeit des DRV an den Maßnahmen zu „Blaues Band Deutschland“ beschreibt. Aus seiner Kenntnis des süddeutschen Raumes brachte Ludwig Martin Büttner kritische Beispiele zum Gewässerschutz, z.B. widerrechtliches Verklappen von Unrat u. ä. durch die Flusskreuzfahrtschifffahrt; oder auch das Vermieten von Kajaks und Kanus für Flussabschnitte, die eigentlich dem besonderen Schutz für Pflanzen, Tier und Gewässer zugeordnet sind. Hier wurde die Mainschleife bei Volkach angeführt, wo verschiedene Interessen kollidieren: Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Kitzingen vs. Tourismusverband Franken e.V. in Nürnberg. Dort verkehren sogar Flöße mit Musikkapellen und bis zu 50 Personen an Bord! Zu diesem Beispiel bestätigte der DMYV, dass die Mainschleife bei Volkach schon lange Zeit aus Rücksicht auf den Naturschutz mit Motorbooten nicht befahren wird.