28. Sep 2022 | Fachressort Ruderreviere, Umwelt und Technik | von Kuratorium Sport & Natur mit Thomas Haarhoff

Flüsse als Lebens- und Erholungsraum besser schützen

Die Wetterereignisse der letzten zwei Jahre als Ausdruck der Klimakrise haben gezeigt, wie verletzlich unsere Flüsse, aber dadurch auch wir Menschen, sind: Auf der einen Seite Starkregenereignisse, durch die viele Menschen das Leben verloren und die vielen Regionen vorher nicht denkbare Schäden zugefügt haben. Auf der anderen Seite lang anhaltende Trockenperioden, die unsere Flüsse in ihrer Funktion als Lebensader in allen möglichen Formen bedrohen. Und schließlich von Menschen gemachte Flussver­schmutzungen, die auf Jahre Schäden an Fauna und Flora verursachen. Das Kuratorium Sport & Natur ruft deshalb aus Anlass des Internationalen Tages der Flüsse dazu auf, Flüsse als Lebens- und Erholungsraum besser zu schützen.

Wassersport ist nah dran und bemerkt Veränderungen in unseren Flüssen sehr schnell. Kanufahren, Angeln, Segeln, Tauchen, Rudern und weitere Natursportarten – natur- und landschaftsverträglich ausgeübt – dienen als Erholung für viele Menschen in Deutschland. Die über vier Millionen Aktive, die in den Mitgliedsverbänden des Kuratoriums Sport & Natur organisiert sind, bilden auch ein eindrucksvolles Potenzial für den Naturschutz in der Gewässerpflege und deren regelmäßigen Beobachtung.

Zum Tag der Flüsse erinnern wir an den unbedingten Schutz unserer Gewässer und an die Grundbedürfnisse des sanften Wassersports und der wassergebundenen Erholung!

  • Wasser ist Alles: Die dramatischen Pegelstände der Dürrejahre, die Verschmutzungs­katastrophe der Oder, extreme Hochwasserereignisse, die bislang zaghaften Fortschritte bei der Erreichung der Ziele der WRRL zeigen: Die Notwendigkeit, schnell und besser zu Handeln als bisher und unseren Flüssen Aufmerksamkeit zu schenken, war noch nie so offensichtlich wie jetzt!
  • Wassersport sichern: Die Renaturierungen von Gewässern, Uferbereichen und Flussauen sowie deren Schutz sind unbedingt nötig. Diese Maßnahmen dürfen aber nicht dazu führen, dass die Ausübung von natur- und landschaftsverträglichem Wassersport untersagt wird.
  • Durchgängigkeit der Gewässer erhalten: Die Förderung erneuerbarer Energien umfasst auch Wasserkraftanlagen. Die nötige Durchgängigkeit der Wasserlebewesen für den Schutz der Biodiversität muss gesichert werden. Baumaßnahmen müssen aber auch die Durchgängigkeit für muskelkraftbetriebene Wasserfahrzeuge ermöglichen.       
  • Bundesnaturschutzgesetz präzisieren: In Verordnungen werden Nutzungsverbote – und Einschränkungen häufig mit der abstrakten Möglichkeit negativer Auswirkungen begründet. Es wird eine Ergänzung im Bundesnaturschutzgesetz benötigt, wonach erst Handlungen, deren erheblich störende Auswirkungen konkret nachvollziehbar sind, zu Nutzungseinschränkungen und Verboten führen dürfen.
  • Befahrensrecht sichern: Mit Pandemiebeginn hat sich das Bedürfnis der Menschen nach Erholung im Freien deutlich gesteigert. Neben dem Betretensrecht müssen auch das ihm gleichgestellte wasserrechtliche Befahrensrecht mit wind- und muskelkraftbetriebenen Booten sowie Tauchen und deren grundsätzliche Unentgeltlichkeit im Gesetz als „allgemeiner Grundsatz“ verankert werden.
  • Sport bei Naturschutzvorhaben beteiligen: Der „frühzeitige Austausch mit Betroffenen“ über Planungen und Maßnahmen nach § 3 Abs. 5 BNatSchG hat sich im Bereich Sport häufig als ungenügend erwiesen. Die Natursportverbände, das Kuratorium Sport & Natur und der DOSB und dessen Landessportbünde und -verbände sind bei Anhörungen obligatorisch rechtzeitig zu beteiligen, sie können Betroffenheit besser einschätzen und umgekehrt als Multiplikatoren für die Umsetzung und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen eintreten.
  • Gremien fortführen: Die Parlamentarische Gruppe Frei fließende Flüsse hat sich als Plattform der Kommunikation und Verständigung zwischen Naturschutz und Sport überaus bewährt. Die Fortführung in dieser Legislaturperiode sollte daher selbstverständlich sein.
  • Eine nachhaltige Sportstrategie des Bundes entwickeln: Das wäre eine Möglichkeit, die gesundheitsfördernde Wirkung und die sozioökonomischen Aspekte des Natursports – und damit auch des Wassersports - zu fixieren und dem Breitensport eine gleichrangige bundespolitische Rolle zu geben.

Natursport ist zugleich Naturerlebnis. Deshalb engagieren wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedsverbänden für die Natur- und landschaftsverträgliche Sportausübung und treten aktiv dafür ein, die Biodiversitätskrise und Klimakrise zu meistern. Wir achten die Regelungen zum Schutz sensibler Lebensräume – erwarten aber, dass diese nachvollziehbar und fair sind.

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