Oliver Zeidler zum Sportler des Jahres gewählt
49 Jahre nach Peter-Michael Kolbe ist erst zum zweiten Mal überhaupt ein Ruderer zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt worden. Oliver Zeidler erhielt nach seinem Olympiasieg im Einer in Paris nun auch diese große Auszeichnung durch die deutschen Sportjournalisten. Alle Ruder:innen und der Deutsche Ruderverband freuen sich mit ihm. Nach dem dritten Platz im Vorjahr siegte Zeidler 2024 mit 1694 Stimmen knapp vor dem Schwimm-Olympiasieger Lukas Märtens, der 1647 Stimmen auf sich vereinigte. Dritter der Wahl wurde Triathlet Patrick Lange, der zum dritten Mal den WM-Titel im Ironman gewonnen hatte (1439 Stimmen).
Das ZDF übertrug am Sonntag wie in jedem Jahr die Gala aus dem Kurhaus in Baden-Baden, die dort bereits zum 78. Mal stattfand. Die drei Athleten mit den meisten Stimmen erfuhren erst gemeinsam auf der Bühne die genaue Platzierung. Es ist Oliver Zeidlers Geschichte vom Hinfallen und Aufstehen, die den Sportjournalisten imponierte und die ihm den Wahlsieg gebracht haben dürfte: nach seinem Scheitern bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio stärker zurückgekehrt zu sein und sich in diesem Jahr in Paris als erneuter Favorit auch den Olympiasieg gesichert zu haben.
Das Halbfinal-Aus in Tokio sei „niederschmetternd“ gewesen, „ich brauchte erst einmal Abstand von diesem Sport“, sagte Zeidler den Moderatoren Lena Kesting und Sven Voss. Die Rückkehr habe er aber „auch durch die psychologische Betreuung nach Tokio sehr gut hinbekommen“. In Paris habe er sich seinen Traum erfüllt. Das entlud sich auch in einem Bühnenschaden bei der Siegesfeier. „Die Party war ja legendär, wie viele mitbekommen haben. Ins Deutsche Haus in Paris durfte ich zwischendurch nicht mehr“, sagte Zeidler unter großem Gelächter im Saal.
Ganz ernst wurde er aber, als er seine Verwandlung durch die Goldmedaille beschrieb. „Man fühlt sich eine Tonne leichter, weil man sich seinen Lebenstraum erfüllt hat. Das Gewicht der Medaille liegt einem mehr nicht auf dem Herzen.“ Dass er schon mit einer gewissen Lockerheit nach Paris gereist war, schrieb Zeidler auch seiner Freundin Sofia Meakin zu, einer Schweizer Nationalruderin. „Bevor ich sie kennengelernt habe, war ich einfach zu verkopft. Da ging es nur um Gewinnen oder Enttäuschung. Durch sie habe ich immer etwas, worauf ich mich bei den Regatten freuen kann, egal ob Sieg oder Niederlage.“ Beide leben derzeit zusammen in Lausanne in der Schweiz. Der frischgebackene Sportler des Jahres musste auf der Bühne noch ein kleines Schweiz-Quiz überstehen, blieb aber auch hier ohne Fehl und Tadel und beantwortete alle drei Fragen richtig.
Die Laudatio auf Oliver Zeidler hielt sein Vater und Trainer Heino, der ihm auch die Trophäe übergab. „Was für eine Geschichte. 2016 bist Du vom Schwimmen zum Rudern gewechselt, als Du die Olympia-Quali nicht geschafft hattest. Du hast mich gefragt, ob ich dir das Rudern beibringe. Das habe ich getan, aber es wurde so viel mehr daraus“, sagte Heino Zeidler. Nämlich in acht Jahren über 100 Siege im Einer, drei WM- und drei EM-Titel, der olympische Rekord im Halbfinale von Paris und die Goldmedaille im Finale nach einem, so Heino Zeidler, „perfekten Rennen“. Er bezeichnete seinen Sohn als „unglaublichen Athleten“ mit enormem Willen, riesigem Ehrgeiz und unfassbarer Zielstrebigkeit. „Ich bin sehr stolz, was wir in den letzten acht Jahren geleistet haben.“ Danach umarmten sich Vater und Sohn, ein sehr emotionaler Moment.
Frauen-Doppelvierer auf Rang 14
Die Vorschlagsliste für die Wahl der Sportjournalisten wurde von den Athletinnen und Athleten des Team Deutschland erstellt. Unter den Nominierten für die Mannschaft des Jahres war auch der deutsche Frauen-Doppelvierer, der in Paris mit einem tollen Finish die Bronzemedaille errudert hatte. Maren Völz, Tabea Schendekehl, Leonie Menzel und Pia Greiten belegten in der Abstimmung den 14. Platz. Mannschaft des Jahres 2024 wurde das 3x3-Nationalteam der Basketballerinnen, Sportlerin des Jahres mit der Sportgymnastin Darja Varfolomeev ebenfalls eine Olympiasiegerin.