Stephan Krüger und Kaspar Taimsoo: „Unser Loop endet in Poznań“
Nach den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Jahr hat Stephan Krüger seine lange und erfolgreiche Leistungssportkarriere offiziell beendet. Doch wie das im Rudersport nun mal so ist – einmal Ruderer, immer Ruderer. So ganz kann der 33-Jährige es dann doch nicht sein lassen. „Ich bin zuletzt viel Ergo gefahren und ein bis zwei Mal die Woche habe ich auch im Boot gesessen.“
Und jetzt will der Welt- und Europameister es noch einmal wissen. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Esten Kaspar Taimsoo, geht er beim Weltcup in Poznań im Doppelzweier an den Start. „Diese Schnapsidee ist uns bei den Olympischen Spielen in Tokio gekommen. Wir haben uns 2005 bei einer Regatta in Brandenburg das erste Mal gesehen. Damals bin ich Zweiter und Kaspar Dritter geworden. 2008 sind wir beide Bugmann im Doppelvierer gewesen. Dadurch hatten wir vermehrt Kontakt. In der Saison 2009 saßen wir beide im Doppelzweier und haben uns öfter auf dem Podium getroffen. Beim Weltcup In Poznań war ich Erster und er Dritter – das ist jetzt quasi unser Aufhänger. Dort wollen wir den Loop beenden“, erklärt Krüger und ergänzt lachend. „Ich dachte ja immer, ich sei verrückt und chaotisch, aber Kaspar steht mir da in nichts nach. Er will es danach sogar nochmal im Einer probieren.“
„Uns geht es um den Spaß“
Dass zwei Athleten unterschiedlicher Nation bei einem Weltcup gemeinsam an den Start gehen, gab es bisher wohl nur einmal. Einzige Voraussetzungen sind, dass die Verbände beider Sportler ihre Zustimmung geben und beide Mitglied im gleichen Verein sind. „Deshalb bin ich auch dem Viljandi Rowing Club beigetreten.“ Die vergangene Woche haben Kaspar und Stephan für ein gemeinsames Trainingslager in Estland genutzt. „Das war das erste Mal seit Tokio, dass ich fünf Tage am Stück wieder gerudert bin. Ich dachte ja, dass mir danach alles wehtut, aber es ging erstaunlicherweise“, so Krüger. Zuerst haben die zwei am Ruderzentrum in Pärnu im Süden des Landes trainiert, danach ging es für drei Tage auf einen See in Viljandi. „Es macht einfach total viel Bock mit ihm zu rudern. Uns geht es einfach um den Spaß. Wir haben keinen Druck und schauen mal, wie weit es für uns geht. Hätten wir mehr gemeinsame Vorbereitungszeit gehabt, wäre sicherlich mehr drin.“
Für Krüger war es neben dem Sport gefühlt auch eine kleine Bildungsreise. „Als Nachbarland von Russland war hier der Ukrainekrieg natürlich auch Thema und man hat das ganze mal durch eine andere Brille gesehen. Die Mutter von Kaspar hat Deutsch studiert und ist jetzt Fremdenführerin in Tallinn. Die hat viel erzählt. Das war schon alles sehr interessant.“
Die Anreise und Unterbringung beim Weltcup erfolgt dieses Mal auf eigene Faust. „Ich werde mit meinem VW-Bus nach Poznań fahren. Entweder schlafe ich dann im Bus an der Strecke oder ich zieh ins Hotel, das überlege ich mir noch“, so Krüger.
Das klingt ja schon fast nach ein bisschen Urlaub. Wir sind gespannt, was bei diesem Ausflug bei rumkommt und wünschen Stephan und Kaspar viel Spaß beim „Beenden ihres Loops“.