Untersuchungen zum Krafttraining mit ruderspezifischen Bewegungsgeschwindigkeiten
Untersuchungen zum Krafttraining mit ruderspezifischen Bewegungsgeschwindigkeiten: Eine kontrollierte Interventionsstudie
Beim geschwindigkeitsbasierten Krafttraining (velocity-based training, VBT) wird neben den klassischen Größen wie Gewicht und Wiederholungsanzahl primär die Bewegungsgeschwindigkeit als zentrale Steuerungsgröße genutzt. In einer ersten Studie im Rudern konnten bereits positive Effekte eines geschwindigkeitsbasierten Krafttrainings vs. klassischen Maximalkrafttraining auf die Entwicklung der Maximalkraft nachgewiesen werden (Held et al. 2021). Während in dieser Studie lediglich der Satzabbruch durch einen Geschwindigkeitsverlust >10% des individuellen Tagesmaximums definiert war, legen Studienergebnisse und Praxiserfahrungen nahe, dass auch die gezielte Ansteuerung von wettkampfnahen Bewegungsgeschwindigkeiten im Krafttraining zu positiven Effekten bezüglich des Übertrages in die komplexe Wettkampfleistungsfähigkeit führen kann.
Ein Team rund um Prof. Dr. Lars Donath und Prof. Dr. Steffen Held hat diese Thematik zusammen mit dem DRV aufgegriffen und wollte herausfinden, ob sich der Übertrag des Krafttrainings auf relevante Leistungsvoraussetzungen im Rudern durch eine gezielte Ansteuerung ruderspezifischer Geschwindigkeitsbereiche der Beinstoßstreckung im Krafttraining erhöhen lässt.
Hierzu absolvierten 12 gut trainierte Athleten je ein 10-wöchigen Trainingsblock mit klassischem Maximalkrafttraining (80-90% Einer-Wiederholungs-Maximum; 3-5 Sätze á 3-12 Wiederholungen) als Baseline und geschwindigkeitsbasierten Krafttrainings (0,8 bis 0,9 m/s; 3-4 Sätze á 5-15 Wiederholungen) als Intervention. In der Interventionsphase wurde das Krafttraining anhand von individuellen tagesaktuellen Zielwerten für die Mittlere konzentrische Hantelgeschwindigkeit gesteuert. Diese wurde vor Beginn jeder Krafttrainingseinheit während der Aufwärmsätze bestimmt. Vor zwischen und nach den Trainingsblöcken wurde eine Testbatterie bestehend aus einem Sprint-, Stufen-, Rampen- und 2000m Wettkampftest durchgeführt.
Die Ergebnisse verweisen insgesamt auf einen geringen positiven Effekt des geschwindigkeitsorientierten Krafttrainings auf die individuelle Schwellenleistung (LT2), die Leistung bei 4 mmol/l Blutlaktatkonzentration (P4), die semispezifische 2000m Wettkampfleistung, und maximale Laktatbildungsrate (VLa max). Für die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2peak) zeigen sich hingegen keinerlei relevanten Anpassungen. Auffällig war, dass trotz des 20-wöchigen Trainingszeitraums beginnend mit der Vorbereitungsperiode und gut trainierter Athleten nur sehr geringe Leistungsentwicklungen, sowohl in der Baseline- als auch der Interventionsphase, realisiert wurden. Aufgrund technischer Probleme und Krankheitsausfällen kam es zu deutlichen Einschränkungen hinsichtlich der final auswertbaren Datensätze, weswegen u.a. die Monitoringdaten wie z. B. die bei jeder Krafttrainingseinheit bestimmte Mittlere konzentrische Hantelgeschwindigkeit nur eingeschränkt ausgewertet werden konnten.
Zusammenfassend lässt sich für die leistungssportliche Praxis ableiten, dass ein an der Beinstoßgeschwindigkeit im 2000m Ruderrennen orientiertes geschwindigkeitsbasiertes Krafttraining potentiell positive Effekte auf die komplexe Leistungsfähigkeit im Rudern haben kann. Insgesamt unterstreicht diese Studie aber auch die Notwendigkeit, die Handhabung der Sensortechnologie zu vereinfachen, die Akzeptanz der Technologie zu erhöhen und eine lückenlose Krafttrainingsdokumentation zu implementieren, um eine solide Datenbasis für eine erfolgreiche Evaluierung und praktische Umsetzung zu schaffen.
Das Projekt wurde durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaften unterstützt (AZ 072049_22-2).
Held, S., Hecksteden, A., Meyer, T. & Donath, L. (2021). Erhöhte Kraft und Erholung nach geschwindigkeitsbasiertem Krafttraining im Rudern: Eine randomisiert kontrollierte Studie. Leistungssport, 51 (4).
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