06. Jan. 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Wie geht es nach Olympia-Gold weiter bei Oliver Zeidler?

Gold um den Hals: Oliver Zeidler bei der Siegerehrung der Olympischen Spiele in Paris. Foto: meinruderbild

Drei Medaillen gab es für das deutsche Rudern bei den Olympischen Spielen und den Paralympics 2024 in Paris. Was hat sich seit dem großen Erfolg getan? Welche Auswirkungen hatte er? Und wie geht es für die Athlet:innen im neuen Jahr weiter? Darüber haben wir mit ihnen gesprochen. Heute geht es um Oliver Zeidler, den Olympiasieger im Männer-Einer.

In den fünf Monaten seit seinem großen Erfolg in Paris gab es viele Wochen, die terminlich so dicht gestrickt waren wie dieses Beispiel von Anfang Dezember: Auftritt in der Londoner Niederlassung des Sponsors Deutsche Bank unter der Frage „What makes a champion?“; Verleihung des Bayerischen Verfassungsordens in München; Start bei einem Lauf durchs schweizerische Genf. 

Durch den Olympia-Sieg ist Oliver Zeidler zu einer Marke geworden. Zu einem Sportler, den man nicht nur in der Ruderszene kennt. Er genießt die Anerkennung und nimmt es gerne mit, dass sich durch viele Auftritte bei Firmen gerade in wirtschaftlicher Hinsicht einiges für ihn zum Positiven bewegt hat. Das lag aber auch an der Bayerischen Staatsregierung, die beschlossen hatte, die von der Sporthilfe ausgezahlten Olympia-Prämien nachträglich zu verdoppeln. So erhielt Zeidler für sein Gold kurz vor Weihnachten von Ministerpräsident Söder und Innenminister Herrmann nochmals einen Scheck über 20 000 Euro.

„Ich musste die Zeit nach den Olympischen Spielen nutzen, um diese Angebote zu nutzen. Da das nacholympische Jahr ist sportlich nicht ganz so wichtig ist, habe ich mir das geleistet. Es war nicht ganz einfach, das mit dem Training zu kombinieren. Trotzdem ist es mir gelungen, bei der Langstrecke in Dortmund recht gut abzuschneiden“, sagt Oliver Zeidler.

Sein großes Jahr hatte sich kurz vor Weihnachten in Baden-Baden gerundet.  Er wurde zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt. Erst zum zweiten Mal in der langen Geschichte dieser Ehrung lag damit ein Ruderer vorne. Auf der Bühne der Gala verdrückte Zeidler ein paar Tränen, als ihm sein Vater und Trainer die Trophäe erreichte. Nach dem für ihn verstörenden Halbfinal-Aus bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo hatte er noch härter trainiert, alles seinem großen Ziel untergeordnet. Seit dem souveränen Sieg in Paris erlebt man in der Öffentlichkeit einen anderen Zeidler, der Druck scheint von ihm abgefallen. Der Ehrgeiz aber bleibt. So hat er sich entschieden, bis zu den nächsten Spielen 2028 in Los Angeles weiterzumachen. 

Für ein Jahr nach Lausanne gezogen

Neben seinem Bekanntheitsgrad haben sich auch seine Lebensumstände verändert. Er ist von München für ein Jahr in die Schweiz gezogen, um in Lausanne am Genfer See ein Studium zum Master of Business Adminstration (MBA) aufzunehmen. Zusammen mit Freundin Sofia Meakin, die im Nationalkader der Schweiz rudert, hat er in Lausanne eine Wohnung bezogen. Meakins Familie ist auf der anderen Seite des Sees in Genf zu Hause, eineinhalb Autostunden entfernt.

„Ich habe bereits einen Bachelor und einen Master im juristischen Bereich. Nun möchte ich für meine berufliche Zukunft noch Betriebswirtschaft einfließen lassen“, sagt Zeidler. Und wie geht das mit dem Rudern zusammen? Gut offenbar. Sein Boot wurde von Swiss Rowing bereits von Paris aus mit in die Schweiz transportiert. Der Ruderklub Lausanne Sports hat ihn aufgenommen, von der Uni aus ist es nur ein Kilometer an den Steg. „Es ist mal etwas Anderes, auf einem so großen See zu trainieren. Hier kann ich mich an schwierige Bedingungen gewöhnen. In der Vergangenheit hieß es ja immer, da käme ich nicht zurecht“, sagt Zeidler mit einem Augenzwinkern.    

Vater Heino bleibt sein Trainer, Olli übt weiter nach dessen Plänen. Doch nicht nur das: „Wenn wir selten zusammen trainieren, brauche ich immer zwei Einheiten, bis er mich wieder hingebracht hat. Das hat sich herausgestellt. Ab Januar werden wir uns deshalb regelmäßig gegenseitige Wochendbesuche in München und Lausanne abstatten.“ Die Vorbereitung auf die WM im September in Shanghai wird dann komplett auf der Heimatstrecke in Oberschleißheim stattfinden, „das ist nötig“. Und wie sehen die sportlichen Ziele für 2025 aus? „Wie gesagt, es ist kein wichtiges Jahr, aber es ist trotzdem wichtig, die Meisterschaften zu fahren“, sagt Oliver Zeidler. Und dass er freiwillig hinterherfährt, kann man sich gerade bei seinem Ehrgeiz nur schwerlich vorstellen.