120. DRV-Damenwanderfahrt Salzkammergut
Die 120. DRV-Damenwanderfahrt vom 8. bis zum 17. Juni 2023 führte wieder auf die Seen im Salzkammergut. Gerudert wurde auf dem Mondsee, Wolfgangsee, Grundlsee und Traunsee. Der Attersee musste aus dem Programm gestrichen werden, da die zum Ausleihen vorgesehenen C-Boote wegen erheblicher Bootsschäden nicht zur Verfügung standen. Einer der nicht möglichen Rudertage konnte dankenswerter Weise als 3. Rudertag auf dem Mondsee verbracht werden.
Wegen einer kurzfristigen Absage einer Teilnehmerin musste umdisponiert und ein Vierer fußgesteuert werden. Die neun Ruderinnen wurden in allen Rudervereinen sehr herzlich begrüßt, zumal dieses schon die 5. DRV-Damenfahrt im Salzkammergut war.
Mondsee
Der 11 Kilometer lange Mondsee begeistert Besucher und Wassersportler mit einigen großen Buchten und dem Panorama mit der Drachenwand und dem Schafsberg. Da der See jedoch in Privatbesitz und bis auf drei Badeanstalten alle Strände verpachtet sind, gibt es leider kaum eine Möglichkeit, irgendwo anzulegen. Das Ufer ist entweder durch Privatgärten gesperrt oder mit Schilf bewachsen.
Am dritten Tag auf dem Mondsee war der eine C-Vierer wegen kleinerer Reparaturarbeiten aus dem Verkehr gezogen, so dass uns nur ein Achter zur Verfügung stand. Zur Überraschung aller war dieses ein Rennachter und für einige eine neue Erfahrung und Herausforderung. Die Seerunde fiel aus verständlichen Gründen etwas kürzer aus.
Wolfgangsee
Der Wolfgangsee ist ungefähr so groß wie der Mondsee, 10 km lang, und wenn man alle Buchten ausfährt, kommt man auf etwa 26 km. Die umliegenden Berge bieten vielfältige Möglichkeiten zu wandern oder zu klettern. Die Mittagspause kann man auf einem öffentlichen Stück Strand auf einer Landzunge gegenüber von St. Wolfgang verbringen. In diesem Jahr waren die Strände und Badestellen wegen der frühen Jahreszeit noch nicht sehr belegt, so dass die Boote am Rande eines Campingplatzes auf einer grünen Wiese sicher abgelegt werden konnten. Am zweiten Tag auf dem See frischte der Wind um die Mittagszeit so auf, dass beide Boote gegen den Wind und senkrecht zur Welle direkt das gegenüber liegende Ufer von St. Wolfgang ansteuerten, um auf dieser Seite möglichst lange im Windschatten sicher zurück nach St. Gilgen zu kommen.
Am Wolfgangsee gibt es sehr viel mehr Tourismus als am Mondsee und somit auch mehr Hotels und viele weitere Gästezimmer nicht nur in den drei Ortschaften entlang des Sees.
Das Bootshaus des Ruderclubs Wolfgangsee in St. Gilgen liegt an einem öffentlichen Strand. Der Steg wird daher gerne auch von Sonnenanbetern genutzt, die vor dem Anlegen der Boote mehrfach, aber höflich gebeten werden müssen, den Steg frei zu machen.
Grundlsee
Der Weg zum dritten See, dem Grundlsee führt entlang des Dachsteingebirges. Bei guter Fernsicht kann man auch den Hohen Dachsteine mit seinem Gletscher sehen. Der See ist circa 6 km lang und ermöglicht mit einigen Buchten eine Rundtour von 13 km. An diesem See gibt es viele Uferstücke, die für die Allgemeinheit offen sind. Leihboote fahren mit Elektromotor, das Fahrgastschiff Rudolf mit Diesel.
Am Ende des Grundlsees liegt der Erste Steirische Ruderclub Ausseerland, der von engagierten Ruderern aus anderen Teilen Österreichs gegründet wurde und Gästen aus aller Welt das Rudern auf diesem intimen See ermöglicht. Wie in früheren Jahren wurden die Ruderinnen von zwei Ruderkameraden umsorgt, von denen einer sogar eine Ausfahrt mit den Damen wagte. Da der Verein nur einen Fünfer hat, wurde auch in einem Renn-Gig-Zweier und in einem Gig-Dreier gerudert.
Auf einer Seite des Sees kommt steil der Wald bis ans Ufer hinunter und strahlt Kühle aus. Rundherum ragt das Hochgebirge auf. Der Grundlsee ist dunkler als Wolfgang- und Mondsee, ist auch 68 m tief und sehr klar. Stattliche alte Villen und viele Bootsschuppen säumen das Ufer.
Traunsee
Am Traunsee waren bereits einige Boote, darunter die C-Vierer, auf dem Wasser, als die Ruderinnen der DRV-Damenwanderfahrt im Gmundner Ruderverein eintrafen. So blieb für ihre Tagesfahrt nur der Achter. Auf einer Wagenkonstruktion wurde das Boot zum Steg gefahren, in die Hebeanlage gehoben und sanft von dieser ins Wasser gesenkt. Ein Ruderkamerad hat dieses technische Meisterwerk entworfen, mit dem Gigboote mühelos zu Wasser gelassen und wieder herausgenommen werden können – unabhängig vom jeweiligen Wasserstand. Im Februar-März senkt nämlich das am Ausgang des Sees gelegene Kraftwerk den Wasserspiegel um ca. 30 cm ab, um einen Puffer für das zu erwartende Gletscher-Wasser zu haben. Die Anwohner am See erhalten außerdem auf diese Weise die Möglichkeit, ihre Steganlagen oder ihre Mauern zu reparieren. Aber schwere Boote von einem ca. 40 cm hohen Steg mit Stufen ins Wasser zu lassen ist kein Vergnügen. Durch die Hebeanlage können nun Gigboote unabhängig vom Wasserstand eingesetzt und herausgenommen werden.
Die Ausfahrt mit dem breiten Achter gelang mühelos. Am Westufer entlang unterhalb schroffer Felsen ging es bis zum Ende des Sees. Inzwischen hatte der Ostwind derart zugenommen, dass sich in der Bucht am See-Ende alle möglichen Wasserfahrzeuge mit Windantrieb tummelten: Segelboote, Surfbretter u. ä. Mit halber Kraft rudernd und senkrecht gegen den Wind steuernd gelang es auch hier, ohne Wassereinbruch in eine rettende Bucht zu rudern und dann hart unter Land zum Verein zurück zu gelangen. Für das Foto von Traunkirchen musste sich der Achter wieder etwas weiter auf den See hinaus wagen.
Attersee
Der letzte Tag der Fahrt war ein Wandertag, weil am Attersee das Rudern nicht möglich war. Zwei Ruderinnen stiegen von 468 m Seehöhe in Unterach am Südufer des Sees bis auf 1134 m Höhe zum Hochplettspitz hinauf, während die anderen den schönen und schattigen Fußweg zwischen Attersee und Mondsee entlang der Seeache, die die beiden Seen verbindet, vorzogen.
Nach einer Stärkung in einem schattigen Restaurant am Mondsee und der nochmaligen Erkenntnis, dass man am Ende des Mondsees mit Ruderbooten nicht anlegen kann, weil alle Strände in privater Hand sind, ging es zurück nach Unterach am Attersee und von dort mit dem Schiff über den See zurück zum Ort Attersee. Inzwischen hatte sich ein Gewitter zusammengebraut, Sturm kam auf und kräftiger Regen. Die Sturmlampen waren schon in Aktion getreten. Der See tobte. An Rudern wäre an diesem Tag auch ohne die Bootsschäden gar nicht zu denken gewesen, weil der Wind den ganzen Tag lang kräftig geblasen hatte, bevor er sich in einen Sturm entlud. Alle Ruderinnen waren froh, im Schiff und nicht im Ruderboot zu sitzen. Als der Gewittersturm vorbei war, schien wieder die Sonne und setzte die beiden Kirchen von Attersee ins rechte Licht: die Pfarr- und Wallfahrtskirche "Maria Attersee" (oben) und die Martinskirche (unten: seit 1813 evangelische Kirche).
Rückblick: In allen Rudervereinen wurden die DRV-Damen sehr herzlich aufgenommen, erhielten gepflegte Boote und gute Tipps für ihre Ausfahrten. Jeder See hat seinen eigenen Charakter. Daher kann man nicht sagen, welcher der schönste ist. Schönheit liegt einfach im Auge der Betrachtenden. Aber dass der Juni für Rudertouren im Salzkammergut besser ist als der Juli und der August, wenn es zu Wasser und zu Lande von Menschen nur so wimmelt und immer sehr heiß ist - darüber waren sich alle einig.