Olympische Regatta: Rennberichte - Vorläufe 09.08.2008
Die Bedingungen sind heute gut an der Strecke. Es weht zunächst ein leichter Wind, der aber im Verlauf der Rennen merklich auffrischt. Die Rahmenbedingungen an der Strecke beeindrucken: es sitzen schon vor der 1500-Meter-Marke die ersten Zuschauer. Es sieht aus wie eine Mischung aus der Picknick-Area im letzten Jahr bei der WM in München und dem vergnügungsparkähnlichen Ufer in Eton 2006. Hoch aufragende Tribünen dann auf den letzten 500 Metern der Strecke, viel mehr als die Ruderer das von anderen Strecken gewohnt sind. Wie schon bei der WM in Linz sind auch die Tribünen bereits zu den Vorläufen gut besetzt, da herrscht in diesem Jahr also großes Zuschauerinteresse.
Aus einer ganz neuen Perspektive können die Fernsehzuschauer auf den letzen 500 Metern die Rennen beobachten: eine an Drahtseilen hängende Kamera filmt die Endphase der Rennen von oben, aus der Vogelperspektive und schwenkt dann ein auf die Seite.
Frauen-Einer
Das erste olympische Rennen und das ohne deutsche Beteiligung. 29 Teilnehmerinnen stehen in diesem Wettbewerb, von denen heute in jedem Vorlauf die ersten Drei die nächste Runde, das Viertelfinale, erreichen.
Vorlaufsiegerinnen: Ziu Zhang CHN, Emma Twigg NZL, Ekaterina Karsten BLR, Roumana Neykova ROU, Gabriella Bascelli ITA, Mirka Knapkova CZE.
Am Montag geht es mit den Viertelfinals für die Frauen-Einer weiter.
Männer-Einer
33 Boote gehen in dieser Konkurrenz an den Start. Mit dabei
Marcel Hacker für Deutschland, aber auch Mosen Shadi Nagdeh aus dem Iran. Ende Juli gewann dieser in Brandenburg U-23-Silber im Leichtgewichtseiner, war direkt im Anschluss in Linz bei der WM auch im leichten Einer am Start und vertritt nun sein Land im schweren Einer bei Olympia. Ein bemerkenswertes Programm, das der junge Iraner also in diesem Jahr absolviert.
Aus diesen Vorläufen qualifizieren sich die jeweils vier Erstplatzierten für das Viertelfinale am kommenden Montag. Der zweite Vorlauf wird ohne den Chinesen gestartet, der ohne Nennung von Gründen nicht am Start erscheint.
Marcel Hacker ist in seinem Vorlauf von Beginn an im Zweikampf mit Lassi Karonen aus Schweden. Ein blitzschneller Start für den Deutschen und auf den ersten 500 Metern liegt Hacker vorne, schon über eine Länge. Doch dann greift der Schwede ihn an und zieht auf dem zweiten Streckenviertel an Marcel Hacker vorbei. Bei 1000 Meter liegt Hacker bereits 3 Sekunden hinter Karonen zurück. Immerhin, der Rest des Feldes ist schon so weit zurück, dass an einem Weiterkommen für den Deutschen keine Zweifel bestehen. Im Ziel ist es der zweite Vorlaufplatz, den Marcel Hacker sich auf der zweiten Streckenhälfte mit deutlich reduzierter Schlagfrequenz sichert. Positives Ergebnis des Männer-Vorlaufs: Marcel Hacker zieht eine Runde weiter und steht am kommenden Montag im Viertelfinale.
Die weiteren Vorläufe gewinnen Tim Mayens BEL, Mahe Drysdale NZL, Ondrej Synek CZE, Alan Campbell GBR, Olaf Tufte NOR.
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht
Frauen-Zweier
„Nur“ zehn Boote bewerben sich in dieser Bootsklasse um den Olympiasieg 2008. Zwei Vorläufe werden ausgefahren, aus denen nur das jeweilige Siegerboot direkt ins Finale einzieht. Dem ersten Vorlauf drücken die Weißrussinnen ihren Stempel auf, die das eigentlich favorisierte chinesische Boot deutlich distanzieren und vor Neuseeland gewinnen.
Maren Derlien und Lenka Wech starten im zweiten Vorlauf auf Bahn drei. Ein herausragend guter Start gelingt den beiden Deutschen, sie liegen nach den ersten 15 Schlägen bereits eine halbe Länge vorne! Im weiteren Verlauf des Rennens finden hinter den Deutschen Positionskämpfe statt. Die Britinnen werden zunächst auf Rang zwei notiert, dann aber nach hinten weiter gereicht. Ungeachtet dessen behält das deutsche Boot seine Führung und beobachtet das Renngeschehen von vorne. Die deutsche Führung hält bis 600 Meter vor dem Ziel. Da greifen die Rumäninnen an und ziehen Schlag um Schlag erst heran und dann vorbei. Unaufhaltsam rudern die Rumäninnen davon und verweisen das deutsche Boot auf Rang zwei. Maren Derlien und Lenka Wech müssen also den Umweg über den Hoffnungslauf gehen, um ins Finale zu kommen.
Direkt im Finale: BLR und ROU
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht
Männer-Zweier
14 gemeldete Boote machen drei Vorläufe notwendig, aus denen jeweils die drei Ersten ins Halbfinale kommen.
Felix Drahotta und Tom Lehmann liegen im zweiten Vorlauf auf der Mittelbahn neben den Top-Favoriten aus Australien am Start. Auf den ersten 500 Metern verkauft sich das junge deutsche Duo bestens und hält den Anschluss an Australien und Südafrika, liegt vor Großbritannien auf Platz drei. So bleibt es auch bis zum letzten Streckenviertel. Vorne demonstrieren die Australier „Riemen rudern fürs Auge“ und vergrößern ihren Vorsprung immer mehr. Die letzte Zwischenzeitnahme weist einen hauchdünnen Vorsprung für die deutschen Youngster aus. Das wird spannend, jetzt heißt es gegenhalten! Es ist klar, Australien gewinnt vor Südafrika. Ein Platz ist noch frei für den direkten Halbfinaleinzug und den – sichern sich Drahotta und Lehmann, die gegenüber den Briten den längeren Atem haben und diese in den Hoffnungslauf schicken.
Die beiden anderen Vorläufe werden von Frankreich (vor Favorit Kanada!) und Neuseeland gewonnen.
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht
Frauen-Doppelzweier
Auch in diesem Rennen starten zehn Boote in zwei Vorläufen.
Christiane Huth und Ann-Katrin Thiele starten im ersten Lauf gegen Rumänien, Neuseeland, Amerika und die Ukraine. Ein Sieg muss her, um direkt das Finale zu erreichen. Die Startphase läuft im deutschen Boot nicht optimal, die beiden Frauen beginnen das Rennen auf dem vierten Platz, vorneweg rudern die Schwestern aus Neuseeland. Amerika auf Platz zwei, dahinter Rumänien. Die Zwillinge aus Neuseeland rudern konstant immer weiter vorneweg und lassen keinen Zweifel an ihrem Vorlaufsieg aufkommen. Das deutsche Zweierpaar greift an der 1500-Meter-Marke das rumänische Boot an und fährt auf Platz drei vor. Mit einem starken Endspurt schaffen es Thiele und Huth, auch noch an den Amerikanerinnen vorbeizuziehen und verbessern sich auf Platz zwei. Eine gute, kämpferische Leistung zum Schluss im deutschen Boot, das jedoch trotzdem im Hoffnungslauf antreten muss, um das Finale zu erreichen.
Den anderen Vorlauf gewinnt mit größter Kraftanstrengung China vor Tschechien. Hier bedrängen die Tschechinnen die Damen aus China auf den letzten Metern so massiv, dass diese alles geben müssen, um eine Runde weiter zu kommen.
Direkt im Finale: NZL und CHN
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht
Männer-Doppelzweier
In dieser Bootsklasse treten 15 Boote gegeneinander an, also sind auch hier drei Vorläufe nötig, um die Halbfinalteilnehmer zu ermitteln. Der deutsche Doppelzweier startet im ersten Vorlauf gegen Weißrussland, Belgien, Neuseeland (mit Altmeister Rob Waddel) und Amerika. Die Weißrussen legen einen Blitzstart auf das Wasser und übernehmen sofort nach dem Start die Spitze, dahinter Neuseeland und das deutsche Boot. Nach 1000 Metern ist diese Reihenfolge unverändert, die zwei Deutschen werden aber von den Belgiern angegriffen. Für
Karsten Brodowski und Clemens Wenzel heißt es jetzt, diesen dritten Platz zu halten, denn damit wären sie direkt „durch“ im Halbfinale. An der Spitze liegen die Weißrussen zwischenzeitlich bis zu drei Längen vor den Neuseeländern. Doch das ändert sich auf den letzten 500 Metern. Die Männer aus Neuseeland müssen schon fast an ihr Limit gehen, um den Sieg in diesem Vorlauf noch für sich zu verbuchen, am Ende ist es eine knappe Länge vor Weißrussland. Stark aufkommend sichert der deutsche Doppelzweier den dritten Platz ab und rudert sich so direkt ins Halbfinale!
Aus den weiteren Vorläufen gehen GBR, CRO, EST (an Bord Altmeister Juri Janson) und AUS, FRA, SLO... als Sieger hervor.
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht
Männer-Vierer
Drei Vorläufe stehen auch im Vierer-ohne der Männer an, da 13 Boote in die Rennen gehen. Einmal mehr heißt es, mindestens Dritter zu werden, um ohne Hoffnungslauf in das Halbfinale einzuziehen. Auf Bahn eins startend kommt der
deutsche Vierer mit Schlagmann Filip Adamski viel versprechend ins Rennen. Zunächst auf Tuchfühlung mit Australien und Frankreich liegt die Mannschaft bei der ersten Zwischenzeit auf Platz drei. Der Mittelteil, also die zweiten und dritten 500 Meter, müssen jetzt zeigen, wie gut das deutsche Boot den Anschluss halten kann. Nach 1000 geruderten Metern liegt Australien eine Länge vorne, dahinter jedoch drei Boote dicht beieinander. Ein Schrei aus dem Tross der Begleitfahrräder – eindeutig in deutscher Sprache! Denn das deutsche Boot ist auf Platz vier zurückgefallen. Es geht auf die letzten 500 Meter. Und Filip Adamski zündet ein weiteres Mal den Turbo! Der deutsche Vierer setzt zu seinem gefürchteten Endspurt an. Der ist heute wieder mal beeindruckend, denn Adamski, Käufer, Seifert und Hauffe fliegen auf den letzten 200 Metern an die Australier heran und rudern gerade mal eine halbe Sekunde dahinter als Zweite ins Ziel. Drittes Boot wird Irland noch vor den Franzosen. Die direkte Qualifikation für das Halbfinale ist der Lohn für dieses „Gänsehaut-Feeling“, das der deutsche Vierer-ohne schon im Vorlauf hervorruft.
Die beiden anderen Vorläufe sehen GBR, ITA, USA und NED, NZL, SLO als Sieger.
->
Ergebnisse, Statements, Teamübersicht