21. Juli 2010 | Panorama | von Rudolf F. Dietze

Regensburger Ruder-Klub von 1890 feiert 120-jähriges Jubiläum

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, sagten sich die Verantwortlichen des Regensburger Ruder-Klubs von 1890 e. V. und wollten einfach nicht bis zum 125-jährigen Jubiläum warten, sondern schon das 120-jährige im großen Stil begehen. Das hindert einen ja nicht daran, es in fünf Jahren wieder zu tun. Im Gegenteil: Man ist dann um eine Erfahrung reicher, hat sozusagen an Kreativität und organisatorischer Kompetenz dazugewonnen.

Dabei darf man schon dieses Fest als überaus gelungen betrachten, auch wenn der letzte Programmpunkt, die geplante Lampionfahrt auf der Donau, buchstäblich ins Wasser fiel und auch die Dreifachbootstaufe in der Bootshalle stattfinden mußte, wo man vorsorglich Platz geschaffen hatte. Dem Taufritual tat das keinen Abbruch, und die Jungfernfahrten werden eben nachgeholt.

Hans Thumann, der Vorsitzende des RRK begrüßte die zahlreichen Gäste und Ehrengäste und schilderte kurz die jüngsten Entwicklungen, die den RRK weiter vorangebracht haben. Sicht bares Zeichen dieses Aufwärtstrends war das um die Jahrtausendwende aufgestockte und erweiterte Bootshaus, das inzwischen den Ruf des "schönsten Balkons Regensburgs" erworben hat. Zu dieser glücklichen Fügung, die durch die Aufgabe des alten RR(T)K-Geländes am Oberen Wöhrd zustandekam, gratulierte Bürgermeister Gerhard Weber dem RRK, der aber auch die glückliche Hand der Vorstandschaft und das Engagement der Klub-Mitglieder lobte. Helmut Griep, der Ehrenvorsitzende des Deutschen Ruderverbands, der mit der Geschichte des RR(T)K wohlvertraut ist, ließ den Blick etwas weiter in die Vergangenheit schweifen und erinnerte auch an die früheren Führungskräfte wie den unvergessenen Hans Richter oder Hugo Laubereau, einen Charly Hüttel und selbstverständlich Gaby Hecht aus dem Hause Winsauer, die Jahr für Jahr über die geruderten Kilometer des bayernweit erfolgreichsten Wanderrudervereins Buch führt. Auch Prof. Klaus Ulbrich, der Ehrenvorsitzendes des Bayerischen Ruderverbandes, reihte sich unter die Gratulanten ein, hatte er doch die Entwicklung des RRK und vor allem dessen sportliche Erfolge aus nächster Nähe, nämlich vom Nachbarverein, dem Regensburger Ruderverein (RRV), aus, beobachten können.

Das Bootshaus präsentierte sich festlich geschmückt und durch Bilder einer Ausstellung mit Flußlandschaften zum Thema "Kunst am Fluß" behübscht (unter Donauanrainern darf man auch einmal Vokabeln austauschen). Auch wenn diese Ausstellung erst um 18 Uhr eröffnet werden sollte, so durften die Gäste die Bilder von Donauansichten schon bei Kaffee und Kuchen (pardon: Donauwellen) und begleitet von den Klängen des Akkordeon-Clubs Laaber bewundern. Denn auch kulinarisch – wie sich beim Heurigenbuffet und beim Gulasch zeigen sollte - fühlte man sich dem Thema "Donau" verpflichtet. 

Der historische Wandel im Erscheinungsbild von Ruderern und Ruderinnen wurde in Form einer Art Modenschau im Boot bzw. auf dem Wasser vorgeführt. Manche/r mochte sich da gewünscht haben, daß etwas mehr von diesem Stilgefühl erhalten geblieben wäre. Im historischen Dreß wirkten die Sportler überaus adrett und vor allem war es ein schönes Bild, Mannschaften einheitlich gekleidet zu sehen, was heutzutage im Breitensport eher selten ist.

Rechtzeitig zur Vernissage der Ausstellung "Kunst am Fluß", die über das ganze Bootshaus verteilt war, trieb ein Regensguß die Gäste ins Haus, so daß sich die jungen Künstler – Studierende des Faches Kunsterziehung an der Universität Regensburg – großer Aufmerksamkeit erfreuen durften. Unter der Leitung von Hans Prüll und Manfred Nürnberger hatten sie sich im Laufe des Sommersemesters mit verschiedenen Techniken dem Thema "Flußlandschaft" genähert und so eine Ausstellung mit 45 überaus ansprechenden Werken zustandegebracht, von denen die ersten noch vor der Eröffnung ihre Käufer fanden, was wohl dem Reiz zu verdanken ist, das gewohnte Ruderrevier einmal mit anderen Augen zu sehen.

Im Rahmen des Festes konnten auch drei neue Boote, zwei Kinder-Einer und ein Doppelzweier, getauft werden. Die Taufpatinnen Irmtraud Heinrich und Thekla Banrevy tauften die Kinder-Einer auf die Namen "Donauwelle" und Donaustrudel"; den Doppelzweier, an dem die Brauerei Bischofshof als Sponsor beteiligt war, taufte passenderweise die amtierende Oberpfälzer Bierkönigin auf den Namen "Bischofshof".

In der lampiongeschmückten Bootshalle saß man dann noch lange zusammen, sprach den kulinarischen Genüssen zu, tauschte sich aus oder lauschte den faszinierenden Klängen der world music von Lawaschkiri. Während einer längeren Unterbrechung wurde dort eine digitaliserte Dia Show mit Aufnahmen aus der 120-jährigen Klub-Geschichte gezeigt, die bei den Älteren viele Erinnerungen weckte und den Jüngeren Einblick in die Entwicklung des Regensburger Ruder-Klubs bot. Der Regen, dem die Lampionfahrt zum Opfer gefallen war, störte da niemanden mehr. Dem Festausschuß und allen fleißigen Helfern sei gedankt. Man freut sich schon aufs nächste Fest.