3. Lauf zur flyeralarm Ruder-Bundesliga „Maschsee-Arena“
Die dritte Etappe der Deutschland-Tour fand am 6. August zum beliebten Maschseefest mitten in Hannover statt. Bei überwiegend schönem Sommerwetter wurde den über 50.000 Besuchern ein tolles Ruderspektakel der besten 50 deutschen Clubachter geboten. Bundesliga total war in der Sportstadt Hannover angesagt. Hannover 96 spielte einen Heimsieg in der benachbarten 96-Arena ein und 49.000 Zuschauer strömten zusätzlich auf die Flaniermeile des größten Seefestes im Norden und beobachteten begeistert den Spitzensport auf dem Wasser.
Ein interessantes Novum war die Initiierung der U19-Bundesliga. Mit vier Teams war der hoffnungsvolle Nachwuchs eine schöne Ergänzung im bestehenden Achterpulk der offenen Klasse. Jede Mannschaft durfte vor großem Publikum gegen jeden der anderen Gegner fahren und qualifizierte sich so für das Halbfinale und Finale. Am Ende durfte der lokale Nachwuchs des DRC Hannover über Bronze genau so jubeln, wie der Westfalen-Achter aus Münster über Silber. Überragende Achtermannschaft des Tages in der U19-Liga war indes der Brandenburg-Achter. Jedes Rennen wurde von der Crew dominiert und deshalb haben sie am Ende auch verdient den Pokal für den Tagessieg gewonnen.
Auch in den Ligen der offenen Männer- und Frauenklasse geriet einiges in der Tabelle in Bewegung und zahlreiche Comebacks einiger Teams sorgten für Überraschungen in der RBL-Szene. In der zweiten Bundesliga marschierte der Hauptstadtachter vom BRC weiter in Richtung erste Bundesliga und ließ sich von keiner Mannschaft in den 5 Rennen stoppen. Schlagmann und U19-Weltmeister Marcel Vollgold: „Wir sind von der Qualität her schon gut drauf und haben einen starken Kader im Verein. Und auch wenn es einige nicht glauben, wir haben auch noch reichlich Reserven für die Leistungsoptimierung. Grundsätzlich glauben wir schon an den Aufstieg, sind uns aber nicht zu sicher. Auch wir können mal einen Krebs fangen. Von daher arbeiten wir konzentriert weiter auf den direkten Wiederaufstieg in die 1. Liga hin“. Dies bejubelten vor allem die alten Herren des Traditionsvereins vom kleinen Wannsee. Spontan mieteten sich die Club-Anhänger ein Tretbooten und flankierten die siegreiche „Goldfahrt“ ihres Achters aufrecht stehend stolz mit Berliner Club-Fahne.
Direkt hinter dem BRC schaffte der RV Weser Hameln einen Sprung auf den Silberplatz. Einige Umbesetzungen und Trainingsumstellungen führen die Niedersachsen wieder in die Spitzengruppe der 2. Liga. Überraschungsdritter wurde beim Heimspiel auf dem Maschsee der HRC Hannover. Im eigenen „Wohnzimmer“ schaffen es die „Blau-Weißen“ irgendwie immer aufs Siegertreppchen. Der HRC, der wie alle Hannover Teams in Trauerflor für den verstorbenen Vorsitzenden Wolfram Thiem ruderte, durfte sich am Ende bei der Siegerehrung von Hannovers Bürgermeisterin Dr. Hilde Moennig die Bronzemedaillen umhängen lassen.
Die Bürgermeisterin freute sich über die Ehre den erfolgreichsten Ruderteams aus Deutschland Medaillen und Pokale umhängen zu dürfen: „Die RBL ist eine tolle Sache für die Sportstadt Hannover. Direkt nebenan spielt Hannover 96, auf unserem Maschsee den ganzen Tag über die besten Ruderteams aus ganz Deutschland und das im Rahmen des Maschseefestes ist eine Unterhaltungskombination, wie wir sie nur einmal im Jahr anbieten können. Wir freuen uns, dass unsere schöne Landeshauptstadt bereits zum dritten Mal in Folge Gastgeber sein durfte und umso schöner, dass es bei dieser Qualität mit den Junioren und den HRC-Männern gleich Heimmannschaften aufs Treppchen geschafft haben“.
Die Newcomer vom Pirna-Achter, die mit einem kompletten Reisebus voller begeisterter Fans und Vereinsmitglieder angereist war, verpasste leider das Treppchen und musste sich mit dem 4. Platz und der „Goldenen Ananas“ zufrieden geben. Gerade mit den vielen Fans im Rücken hatten sich die Sachsen einiges mehr ausgerechnet, aber das tat der guten Stimmung bei den Pirna-Anhängern keinen Abbruch. Der Pirna-Fanblock feierte seine Helden noch bei der Siegerehrung ausgiebig bevor es nach einem langen Sporttag wieder in Richtung Sachsen ging.
In der 1. Bundesliga der Frauen gab es im A-Finale, das von allen Fans und beiden Mannschaften ersehnte direkte Duell der Hochburgen aus Krefeld und Hamburg. Weil die Hamburgerinnen von Coach Michael Spoerke in Münster durch einen Krebs nur Rang 5 erreichen konnten, mussten sie quasi in Hannover gewinnen , um sich die Chancen auf den Gesamtsieg zu erhalten. Und dies taten sie äußerst eindrucksvoll. Während beide Teams in zeitlichen Quervergleichen des Tages nur Hundertstel Sekunden auseinander lagen, preschte der Alsterachter der RG Hansa Hamburg im A-Finale mit einer ¾-Länge und satten zwei Sekunden Vorsprung ins Ziel. Eine Demonstration der Stärke und ein deutlichen Zeichen in Richtung der Tabellenführerinnen aus Krefeld, dass der zweifache RBL-Champion den dritten Titel in Folge noch nicht aufgegeben hat. Bronze ging überraschend an den wiedererstarkten Wannsee-Express aus Berlin. In beeindruckender Manier qualifizierte sich das Berliner Boot um Schlagfrau Berit Krüger für das kleine Finale und besiegte in einem packenden Rennen mit 4/100 Sekunden Vorsprung die Bonner Rheinperlen mit Neuzugang und Olympiaruderin Nicole Zimmermann.
Bei den Herren in der 1. Bundesliga gab es im Westen nichts Neues. Die oftmals oberüberragenden Abonnementsieger Crefelder RC trotzten auch widrigsten Sturm-, Regen- und Gewitterbedingungen zum großen Finale und dominierten im „Gelben Trikot“ den Finalrivalen des Emscher Hammers. The „Hammer“ war in unnachahmlicher Art in die Top4 zurückgekehrt. Pressesprecher Moritz Boeddinghaus: „Wir sind richtig glücklich, dass wir unseren Rhythmus endlich wieder gefunden haben. Wir sind personell zudem rotiert, haben junge hungrige Leute ausprobiert und die Mischung von Hannover hat sehr gut funktioniert. Wir sind also auf einem guten Wege und die alten Stärken unserer Mannschaft sind wieder da. Wir freuen uns also auf die kommen Wettkämpfe in Hamburg und Krefeld“. Auf Platz drei gab es in dieser Saison noch nie einen anderen Namen zu hören als das „Sprintteam Mülheim“. Mit schlafwandlerischer Sicherheit landet der Mülheim-Gut-Achter derzeit immer auf dem dritten Platz und bestätigt seine hohe Qualität und Konstanz. Schlagmann Martin Tschäge: „Wir sind schon sehr glücklich, dass wir uns in der deutschen Spitze als Markenname etabliert haben. Wenn man sich die erste Liga anschaut, ist das Niveau natürlich schon ganz ordentlich. Aber der Erfolg geht an uns auch nicht spurlos vorbei und die Ansprüche steigen. Wir wissen, dass wir das Zeug fürs Treppchen haben und waren deswegen ein wenig enttäuscht, dass wir heute im kleinen Halbfinale nicht genügend Power für den Emscher Hammer hatten. Das zeigt aber nur auf, dass wir noch hungrig sind und das Niveau der ersten beiden Plätze in Zukunft erreichen möchten“.
Insgesamt war Hannover ein stimmungsvoller Renntag mit einer gigantischen Kulisse. Mehr Einbindung in ein zentrales Stadtfest ist in einer Großstadt in Deutschland wohl kaum möglich. Trotz des „Weltuntergangsgewitter“ zum „Grand Final“ um 20 Uhr, war es doch ein überwiegend bunter und unterhaltsamer Sommertag mit großem Rudersport im Herzen Hannovers. Auf der After-Row-Party wurde dann in der „Dritten Halbzeit“ der Ruderportler in einer weiteren kräfteraubenden Extraschicht bis zum Sonnenaufgang ausgelassen gefeiert. Und nahezu alle Teams waren sich einig, dass sie jetzt noch einmal mächtig Gas geben im Training, um in Hamburgs „Alster-Arena“ in 3 Wochen am 27. August noch einmal ein paar Punkte gut zu machen.
„Auch wir sind zwar sehr müde, freuen uns aber, dass alles ganz gut in Hannover funktioniert hat. Ein großer Dank gilt unseren vielen amtlichen Helfern aus unserem Team und den weiteren Unterstützern vom Hannoveraner Regattaverein. Ohne sie wäre diese schöne Ruderveranstaltung so nicht möglich gewesen. Viele Mannschaften haben sich positiv über die Helfer geäußert und ich möchte dies an dieser Stelle an unsere Unterstützer weitergeben. Jetzt ist das bergfest geschafft und wir gehen mit frischem Wind und Elan in Richtung der finalen Etappen von Hamburg und Krefeld“, so RBL-Kreativkopf und Organisator Nils Budde, der genau wie die Sportler an seine körperliche Leistungsgrenze gegangen ist.