Bundesliga 2011: Frauenachter aus Marburg lebt seine Träume
Ihren Rennachter „Some people live their dreams...“ finanzierten die Athleten teilweise selbst
Seit vielen Jahren kann die Philipps-Universität Marburg mit ihrem Schlachtruf „Welcome to Heartlight“ auf den Hochschulmeisterschaften auf glänzende Erfolge zurückblicken. Heartlight bedeutet so viel wie Erleuchtung und erleuchtet hat es in den letzten Jahren so manche.
Das Team ist schlagkräftig und motiviert, als ob es zu den Olympischen Spielen ginge, wenngleich viele erst an der Philipps-Universität zum Rudersport gekommen sind. Vor etwas mehr als fünf Jahren saßen Trainer, Übungsleiter, Wettkampfruderer und Anfänger zusammen am Uni-Bootshaus. Das traditionelle Grillen zum Semesterabschluss neigte sich dem Ende entgegen. Große Geschichten vom Rudern wurden erzählt, von Regatten, Meisterschaften, Mannschaften, Erfolgen.
Eine lange Geschichte
Jemand, ungefähr 1,57m groß, stand auf und fragte, wie lange man denn als Anfänger trainieren müsse, um im Rudern erfolgreich zu sein. „Vorsichtig erklärten wir, dass man mit rudern früh beginnen müsse und dass man mit 21 Jahren dafür schon etwas zu alt sei. Aber die kleine Dame ließ nicht locker. Schließlich ließen wir uns überreden. Okay, wenn ihr mal sehen wollt, wie Rudertraining aussieht, nächsten Samstag, 9 Uhr, hier am Bootshaus. Es kamen nicht nur die kleine Dame, sondern fast 30 Begeisterte. In den folgenden Wochen, Monaten und Jahren nahm ein verrücktes Projekt mehr und mehr Gestalt an“, so Trainer Daniel Riechmann.
Nach anderthalb Jahren war es soweit, es ging zur deutschen Hochschulmeisterschaft (DHM) nach Essen. Alle sechs Marburger Boote konnten das Treppchen besteigen. In drei der vier Bootsklassen belegten sie sogar Platz eins. Nach den ersten Erfolgen vergrößerte sich das Team, neue Boote kamen hinzu und auch die Hochschulmeisterschaften 2009 in Schwerin und 2010 in Hannover wurden volle Erfolge. Die Universität Marburg konnte den Uni-Pokal dauerhaft verteidigen. Im Spätsommer 2009 suchte sich das Frauenteam um Trainer Daniel Riechmann ein neues Ziel: Die Teilnahme an der flyeralarm Ruder-Bundesliga.
„Ich glaub es erst, wenn ich es sehe...“
Die Größe dieser Mannschaft zeigt sich nicht nur auf dem Wasser. Innerhalb eines halben Jahres musste nicht nur die Technik und Physis stark weiterentwickelt werden: Das Team brauchte auch ein neues Boot. Spannend bis zur letzten Sekunde waren die Bemühungen des gesamten Teams, um 40.000 € für ihren Traum aufzubringen. Ergreifender als ein 350 Meter-Finale war der Augenblick, als das Team beschloss die letzten Euros selber zu übernehmen. Im Mai 2010 war es endlich soweit, ein 16,57m langer Traum mit Flügeln bekam einen Namen: „Some people live their dreams...“
Die Mannschaft hat sich seit der letzten Saison stark verändert. Franzi Hahn, Helen Rennie, Maike Elend, Anntke Ewert, Isabelle Fülber, und Ann-Kathrin Rodenhausen verstärken das Team um Schlagfrau Katha Werner und Steuermann Florian Becker.
Durch Studienende, Berufseinstieg und Familienglück kann das Team auf viele starke Kräfte aus 2010 nur noch im Training zurückgreifen. „Schade, dass uns die Zeit für die intensive Vorbereitung fehlt und wir das Team nur noch sporadisch unterstützen können“, so Maike Baum, die zusammen mit Carlotta Harries, Sophie Ebinger, Katharina Thiem, Wiebke Peters, Tabea Bretschneider, Verena Eubel, Ute Gradmann und Kerstin Leucker die Mannschaft schweren Herzens verlassen musste.
Intensives Training, das bedeutet zweimal pro Woche Zirkeltraining und Gewichte stemmen sowie bis zu fünf Trainingseinheiten auf dem Wasser. Das alles neben Studium, Beruf und Familie zu leisten, ist ein Kunststück für sich. Zusätzlich stehen ein Trainingslager und weitere Trainingswochenenden am Universitäts-Bootshaus am Edersee auf dem Programm. „Auch wenn die Mannschaft auf vielen Positionen verändert ist, ihre Geschlossenheit, ihr Mut und ihr Engagement ist das Größte, was ich je erlebt habe“, so Daniel „Kenny“ Riechmann, der das Team auch 2011 betreut.
„Oho Heartlight, oho Heartlight, oho Heartlight, Welcome to Heartlight.”