16. Febr. 2011 | Wettkampfsport | von Arne Simann

Emscher Hammer auf dem Transfermarkt erfolgreich – Saarbrücker Max Bandel startet für NRW-Team

Der Winter ist nicht nur die Zeit um die Grundlagen für die Sommersaison zu legen, sondern auch die Phase einer intelligenten Kaderplanung und -zusammenstellung. Welcher Mannschaftskapitän oder Trainer ein Näschen für die Ruderszene hat sondiert schon während der Saison Spitzensportler, die keinem Ligakader angehören und idealerweise auch an Bundesstützpunkten trainieren und am besten Nationalmannschaftserfahrung vorweisen können. Eine der Überraschungscrews im Ligazirkus war in der Saison 2010 sicherlich der Emscher Hammer, diese eindrucksvolle Kooperation aus dem RV Emscher Wanne-Eickel und dem RC Hamm. Dieses NRW-Clubboot beeindruckte die 1. Bundesliga mit einem zunächst nicht für möglich gehaltenen 3. Platz am Ende. Und dies dicht hinter den beiden Ausnahme-Achtern aus Krefeld und Hamburg. Im östlichen Ruhrgebiet wächst eine Mannschaft heran, die der Liga Angst machen kann und wird. Es sind mit Bernd Beidicker, Paul Dienstbach und Jörg Dederding bereits 3 amtierende Weltrekordler an Bord sowie zahlreiche Weltmeisterschaftsmedaillisten, die sich an Land als Gute-Laune-Truppe tarnen und auf dem Wasser ihre internationale Erfahrung eiskalt ausspielen und den Hammer kreisen lassen. Eben dieser „Emscher Hammer“ hat jetzt wieder zugeschlagen und sich den 24jährigen Maximilian Bandel aus dem OSP Westfalen geangelt. Der 24jährige Maschinenbaustudent der FH Dortmund, der aus einer echten Rudererfamilie stammt und seit seinem 7. Lebensjahr im Ruderboot sitzt, hat sich vom kraftvollen Geist des „Emscher Hammers“ anstecken und anwerben lassen.

RBL: Max, schön dass Du Dich für die flyeralarm Ruder-Bundesliga und die schneidige Königsklasse Achter entschieden hast. Was hat Deine Entscheidung beeinflusst?

Max Bandel: Ach, ich bin seit 17 Jahren, also den größten Teil meines Lebens auf dem Wasser und bin meine internationalen Rennen für Deutschland auf U19- und U23-WMs oder Europameisterschaften immer in der Königsklasse gefahren. Der Achter ist eben das Aushängeschild für den Rudersport. Dort fühle ich mich wohl.

RBL: Wie kommt es, dass Du Dich als Saarbrücker Ruderer für den Emscher Hammer entschieden hast? Warum nicht der Start für den Heimatclub in Saarbrücken?

Max Bandel: Ach natürlich fährt jeder gerne für seinen Heimatverein, aber da ich in Dortmund studiere und lange gerudert bin, ist es logistisch natürlich besser, wenn ich zum Training nur nach Herne oder Hamm auf den Kanal fahren muss. Außerdem ist mein Heimatverein in Saarbrücken noch nicht mit einem Bundesligateam in der RBL vertreten. Und der „Emscher Hammer“ passt von der Ruderphilosophie am besten zu mir. Das ist eine richtig gute Truppe, die zusammen richtig viel Spaß hat, ein richtig verschworener Haufen. Die Jungs sorgen immer für Aufsehen egal wo sie hinkommen und machen auch viel Quatsch, aber sobald sie im Boot sitzen, geht das Visier runter und die kämpferische Rudermentalität regiert das Boot. Sie wollen jedes Rennen um jeden Preis gewinnen. Diesen Konzentrationwechsel von derartig locker an Land und so unglaublich fokussiert auf dem Wasser hat kaum eine andere Mannschaft in der Liga vorzuweisen. Aber bei derartig vielen international erfahrenen Spitzenruderern ist die mentale Stärke neben den annähernd 100kg-Durchschnittsgewicht sicherlich die stärkste Waffe des „Emscher Hammers“.

RBL: Als Ausnahmeathlet mit über 10 Trainingsjahren im Leistungssport auf dem Buckel und dem Stallgeruch des Stützpunktes Dortmund, wo der Weltmeister Deutschlandachter trainiert, wie kommt es, dass Du Dich jetzt auf die flyeralarm Ruder-Bundesliga fokussierst?

Max Bandel: Tja, ich habe mich für meine Karriere entschieden und konzentriere mich auf mein Maschinenbaustudium. Und da schaffe ich es nur noch einmal am Tag zu trainieren und das reicht nun mal nicht, um bei Olympia anzuklopfen. Und da ich im letzten Jahr schon desöfteren Zuschauer bei der Bundesliga war, habe ich schon länger mit dem Gedanken gespielt in der Bundesliga zu rudern. Die RBL ist genau das Bindeglied für die Zielgruppe 18-35 Jahre, das der deutsche Rudersport gebraucht hat. Die Rennen sind fast immer spannend, die Stimmung auf dem Wasser und an Land ist toll, man ist Bestandteil einer echten Mannschaft und fährt Wettkämpfe für den Verein auf sehr hohem Niveau. Ohne richtigen Wettkampfsport könnte ich momentan auch nicht und wir haben einen starken Kader. Außerdem lockt die Vielseitigkeit des Trainings. Ich kann jetzt viel flexibler trainieren und falle in kein Loch. Ich bin sonst zweimal die Woche morgens um 5.30 Uhr aufgestanden, damit ich mit den anderen Jungs um 6 Uhr auf dem Ergometer sitze. Das war auch eine tolle Zeit, aber es ist doch auch mal schön, wenn man flexibel zwischen Ergo, Laufen, Hanteln, Rennrad usw. entscheiden kann. Und ich rudere immer noch mit Herzblut und werde 110% für meine neue Mannschaft geben. Ich freue mich schon richtig auf die Saison. Leider dauert es noch ein halbes Jahr bis zum Saisonauftakt.

RBL: Ein halbes Jahr bis Saisonauftakt 2011 ist natürlich noch lange hin, bietet aber auch genügend Zeit für eine solide Vorbereitung. Wo habt Ihr noch Luft nach oben?

Max Bandel: Als „Freshman“ im „Hammer“ kann ich das ja vielleicht noch gar nicht richtig beurteilen, aber ich denke, dass der 20 Jahre alte Achter, den wir zum Teil fahren auch durch meine 1,96m und 96kg jetzt fast ein wenig zu leicht wird. Unser Durchschnitt liegt vermutlich schon bei 100kg. Da walten schon gigantische Kräfte, wenn die Jungs zupacken. Und die müssen wir in Griff bekommen in einem Boot, das uns aushält. Wenn wir dann mit dem Druck klarkommen und die Lockerheit der letzten beiden Jahre mit in die Rennen nehmen, können wir sicherlich auch die Hochburgen aus Krefeld und Hamburg das eine oder andere mal knacken. Ich denke, dass die Liga-Spitze noch dichter zusammenrückt und auch die drei Aufsteiger aus Karlsruhe, München und Hamburg eine enorme Qualität in die Bundesliga bringen. Schaun mer mal.

RBL: Max, vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf einen „Hammer“ in Topform und sich schon gespannt mit welchen Aktionen die „wilden Westfalen“ 2011 aufwarten. Glück auf!