130 Jahre Rudersport in Potsdam
Jubiläumsveranstaltung der Potsdamer Ruder-Gesellschaft, PRG
Am Samstag, 04. Mai 2013, dem Vortag zum Tag des Rudersports in Potsdam, feiert die Potsdamer Ruder-Gesellschaft das Jubiläum "130 Jahre Rudersport in Potsdam" mit einem Festakt mit geladenen Gästen im Audi-Max der Uni-Potsdam (Neue Palais/Schlosspark Sanssouci).
Gemeinsam mit den Festgästen, die die PRG zuvor schon auf dem Vereinsgelände "Seekrug" begrüßt, wird im Anschluss an den Festakt auf dem Seekrug bei Essen, Getränken und Musik eine Jubiläumsparty gefeiert. Ein Festzelt auf dem Seekruggelände sorgt für zusätzliche Gäste-Sitzplätze. Ein Bus-Shuttle zwischen Seekrug und dem Audi-Max sorgt für die notwendige Mobilität aller Gäste.
Das Jubiläum, wie auch der Tag des Rudersports, steht unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Potsdam, Jann Jakobs.
Den versammelten Festgästen (ca. 200) im Audi-Max wird der geschichtliche und gesellschaftliche Zeitlauf der Ruderei in Potsdam und damit auch der PRG in einem Vortrag dargestellt, deren Historie sich in Kurzform wie folgt aufblättert:
Jahre 1883 - 1989
Tragende Säulen des Rudersports in Potsdam waren in dieser Zeit die Rudervereine und Schülerruderriegen mit eigenen Grundstücken und Bootshäusern.
Der Ruderclub Vineta Potsdam (gegr. 03.05.1883) hatte sein Domizil an der Glienicker Brücke (Berliner Straße), dem heutigen Havelübergang zum Land Berlin und Berliner-Grunewald.
Der Potsdamer Ruder-Club (gegr.06.11.1883) hatte sich in der Nähe der Neustädter Havelbucht in Potsdam als reiner Herrenruderverein angesiedelt.
Die Potsdamer Rudergesellschaft (gegr. 1928), als Ruderverein für Frauen und Männer, fusionierte am 18.05.1940 mit dem Potsdamer Ruder-Club unter dem gemeinsamen Namen Potsdamer Ruder-Club. Damit wurde aus dem Potsdamer Ruder-Club nunmehr ein Verein für Frauen und Männer.
Diverse Schülerruderriegen der höheren Schulen, nach Jungen und Mädchen getrennt, rundeten die gesamten Tätigkeiten des Rudersports zu dieser Zeit in Potsdam ab.
Nach Kriegsende 1947 fand die Rudertradition in Potsdam ihre Fortsetzung mit dem Neuaufbau unter dem Namen "Rudersparte Potsdam". Dieser Name wurde 1949 in "BSG Einheit Zentrum Potsdam" geändert, um schließlich 1950 dann in "ZSG Einheit/BSG "Willi Sänger" umbenannt zu werden. Die Bemühungen vieler Ruderer und insbesondere die von Alfred Großkopf führten dazu, dass der Seekrug der BSG "Willi Sänger" als Bootshaus übertragen wurde und der Umzug 1950 dorthin erfolgte.
Durch die damalige Initiative von Helmut Dreßler und die tatkräftige Unterstützung anderer Vereinsmitglieder wurden in Eigenarbeit und mit großem, persönlichen Einsatz Bootshallen auf dem Seekruggelände gebaut, die bis zum heutigen Tage noch dort Bestand haben.
Mit dem Wechsel der Trägerschaft für die Sektion Rudern an die Pädagogische Hochschule Potsdam fand 1954 für den Verein der Potsdamer Ruderer wiederum ein Namenswechsel in "HSG Wissenschaft Potsdam" statt.
1958 wurde die Sektion "Rudern" der HSG Wissenschaft Potsdam von der DDR-Sportorganisation "Dynamo" übernommen und erhielt den Namen "SG Dynamo Potsdam" (in Trägerschaft des Ministeriums des Innern).
Damit wurde die Grundlage für die dann überaus zahlreichen nationalen und internationalen Rudererfolge der Folgejahrzehnte geschaffen, mit denen Sportgeschichte im Rudern auf dem Seekruggelände geschrieben worden ist.
Allerdings hatte diese Entwicklung auch negative Folgen für die Ruderer und Vereinsmitglieder, die nicht zum Kreis der Leistungsruderer der SG Dynamo gehörten. Ihnen wurde der Zutritt zum Seekruggelände, ihrem Vereinsgelände, über viele Jahre hinweg verwehrt.
Neben der SG Dynamo Potsdam wurde 1971 noch die SG Dynamo Potsdam - Wildpark (in Trägerschaft des Transportpolizeiamtes Potsdam) für das Schüler- und Jugendrudern gebildet, die als Basisausbildungsstätte für den notwendigen Nachwuchs der SG Dynamo Potsdam dienen sollte.
Der Templiner See (Teil der Havel vor dem Seekruggelände) war in all diesen Jahren Austragungsstätte zahlreicher Potsdamer Regatten.
Jahre ab 1990.
Mit der deutschen Wiedervereinigung begann ein neuer Zeitabschnitt für den Rudersport in Potsdam.
Es gelang einigen beherzten und tatkräftigen Ruderkameraden wie Dr. Johannes Wujanz, Wolfgang Reimann, Werner Löffler, Reinhold Pflanz und Joachim Reibold gemeinsam mit Peter Langbehn (gest. 2004), die über diese Jahre bis 1990 Kontakt zueinander gehalten hatten, der Potsdamer Rudertradition mit der Neugründung der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) am 28.02.1990 einen Verein als neue Heimstätte für Ruderer, unabhängig von ihrer Vereinszugehörigkeit, in Potsdam zu schaffen. Inspiriert von ihrem Gründergeist entwickelten sie auch ein Konzept zur zukünftigen Nutzung des gesamten Seekrug-Geländes.
Ergebnis dieser Bemühungen war, dass am 30. September 1990 ein das gesamte Seekrug-Gelände betreffender, zeitlich unbefristeter Nutzungsvertrag zwischen der PRG und dem Komitee zur Auflösung des ehemaligen Amtes für nationale Sicherheit geschlossen wurde.
Hauptbestandteil dieses Vertrages war die unentgeltliche Nutzungsüberlassung von Grund und Boden und aller unbeweglichen und beweglichen Sachen des "Sportruderkomplex mit Leistungszentrum Seekrug am Templiner See" an die PRG.
Er berechtigte die PRG, das gesamte Seekrug-Gelände für den Übungs-, Trainings- und Wettkampfbetrieb sowie für die Austragung von Sportveranstaltungen uneingeschränkt zu nutzen.
Da zu diesem Zeitpunkt für die weitere Finanzierung vor Ort noch keine fertigen Finanzstrukturen in den neuen Bundesländern vorhanden bzw. im Aufbau waren, wurde die PRG vom Bundesminister des Innern (BMI) aufgefordert, ein Finanzierungskonzept zu entwickeln, um die zu diesem Zeitpunkt vorhandene sportliche Leistungsfähigkeit dieser Einrichtungen abzusichern.
Auf Basis dieses vom BMI genehmigten PRG-Konzeptes wurde von der PRG (hierfür zuständig: Joachim Reibold) der bestehende Personalbestand (Verwaltungsmitarbeiter und Trainer) auf die neuen Gegebenheiten (u.a. Olympiastützpunkt in Gründung) angepasst (Übernahme von 24 Mitarbeiter und Trainer von ursprünglich 86).
Mit dem Abschluss dieser Maßnahmen ging dann der Trainingsbetrieb auf dem Seekrug-Gelände unter Führung der PRG wieder voll in Betrieb.
In der Folgezeit wurde von der PRG mit Hilfe mehrerer, aufeinanderfolgender Verträge mit den jeweilig zuständigen Institutionen das Seekrug-Gelände für den Rudersport in Potsdam und den Verein gesichert.
Ab 1990 entwickelte sich die PRG in leistungssportlicher Hinsicht zum erfolgreichsten Ruderverein Deutschlands seit der Wiedervereinigung und wurde ab diesem Zeitpunkt zugleich auch Mitgliedsverein im Deutschen Ruderverband.
Besonderen Anteil daran hatte die Trainerin Jutta Lau, die das Frauenrudern bei der PRG in Potsdam zu einem in Ruderdeutschland nicht mehr wegzudenkenden Erfolgsgarant im Frauenskullen entwickelte und u.a. Kathrin Boron in die Weltspitze der Skullerrinnen führte.
Aktive der PRG erreichten in den 21 Jahren (1991 - 2011) 41 Medaillenplätze bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, davon 23 Goldmedaillen, ferner 64 erste Plätze bei Juniorenweltmeisterschaften bzw. U23 - Weltmeisterschaften sowie 180 erste bis dritte Plätze bei Europa- bzw. World -Masters, davon 75 erste Plätze.
Die gleichzeitig errungenen Deutschen Meisterschaften und Deutschen Jugendmeisterschaften der PRG fanden ihren Niederschlag in dem mehrfach aufeinanderfolgenden Gewinn des Wanderpokals des Deutschen Ruderverbandes , dem Oskar-Ruperti - Preis, dem Peter - Velten - Preis und dem Deutschen Jugendpokal.
Die engagierten Bemühungen und das aktive Wirken der PRG-Crew ab ihrer Neugründung 1990 für den Rudersport verfehlte seine Signalwirkung auf den DRV und das u.a. für die finanzielle Unterstützung des Sportes in Deutschland zuständige Ministerium des Innern nicht.
1992 übertrug der DRV mit Zustimmung des Bundesministers des Innern die Trägerschaft des Bundesstützpunktes Potsdam an die PRG.
Das Seekruggelände der PRG bekam gleichzeitig die offizielle Anerkennung als DRV-Bundesstützpunkt/Standort Potsdam (BSP Berlin-Potsdam) in Deutschland.
Während der Jahre ab 1990 wurden ehemalige Ruderer aus Potsdam sowie auch zugezogene Ruderer aus den alten Bundesländern heimisch in der PRG, um als Masters für Wettkämpfe im nationalen und internationalen Bereich zu trainieren oder sich als Breitensportler durch regelmäßige Ausfahrten fit zu halten.
Bei Europäischen- und FISA-World-Masters sowie bei nationalen Regatten holte die vom Rudersport begeisterte Crew der Master-Frauen und -Männer viele Siege und zahlreiche andere Podiumsplätze. Das gemeinsame Training und die Regattateilnahmen im In- und Ausland stärkte die Zusammengehörigkeit im Verein, das sportliche Miteinander und beförderte auf das Positivste das Vereinsleben der PRG.
Einvernehmlich stand in all den Jahren die Förderung des Leistungsportes immer im Vordergrund, die anderen Bereiche hatten ihren Platz. Nach dem Tod von des langjährigen Vereinsvorsitzenden Peter Langbehn 2004 ging diese Ausgeglichenheit zwischen den unterschiedlichen Bereichen schrittweise verloren. Trainingsmöglichkeiten für Wanderruderer, Breitensportler und Mastersruderer wurden sukzessive eingeschränkt, eine zweite Wettkampfebene oder auch das RBL-Rudern wurde nicht ermöglicht. Ab 2009 verstärkte sich diese Tendenz.
Den endgültigen, gedanklichen Aufbruch vieler Mitglieder für eine Änderung dieser Entwicklung brachte im Januar 2011 die Planvorstellung eines "PRG-Neubaus auf fremdem Gelände" durch den Vorstand, der auch die Aufgabe des Seekruggeländes und den kompletten Umzug der PRG mit einbezog. Der mehrheitliche Mitgliederbeschluss, die Alternative "Verbleib auf dem Seekrug" mit Hilfe einer in einem Ausschusses zu erarbeitenden Planstudie zu erarbeiten, wurde vom Vorstand nicht umgesetzt.
Mit großem, eigenem Engagement begleiteten daraufhin viele Mitglieder aktiv den Aufbruch zu einer PRG für einen Verbleib auf dem angestammten, traditionsreichen und sportlich wie auch landschaftlich attraktiven Seekruggelände unter Entwicklung aller Facetten des Rudersports.
Dies führte letztlich zur Wahl eines komplett neuen PRG-Vorstandes anlässlich einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 31.August 2011.
Am 25.9.2011 wurde von hauptamtlichen Trainern, die zu diesem Zeitpunkt noch Mitglieder der PRG waren ein neuen Ruderverein gegründet, der "Ruder-Club Potsdam" (RCP).
Als Kader-Trainerinnen und -Trainer veranlassten sie alle PRG-Kaderruderinnen und -ruderer (ca. 70) aus der PRG auszutreten und in den neuen Verein einzutreten.
Die PRG stellte und stellt dabei durchgängig bis heute ihre Infrastruktur für das Training der Kadersportler zur Verfügung, das Training der Leistungssportler war nei gehindert.
Um der PRG in ihrem Wirken und ihrer Entwicklung mit kameradschaftlicher Tatkraft auch von außerhalb des Vereins Unterstützung zukommen zu lassen, wurde im Jahre 2012 von einigen PRG-Mitgliedern der "Förderverein der Potsdamer Ruder-Gesellschaft e.V." in Potsdam gegründet.
Alle Energie der neuen PRG-Crew und ihrer Mitglieder konzentrierte sich ab September 2011 zunächst einmal auf die notwendige Aufarbeitung sowie das Ordnen vorgefundener, teilweise unschlüssiger PRG-Vereinsinhalte. Zugleich wurde mit viel Elan und Kreativität die Ausrichtung des Vereins auf die vielfältigen Facetten unseres herrlichen Rudersports eingeleitet und begonnen umzusetzen.
Die fachkundige Entwicklung einer Alternative zum Projekt des Neubaus ergab im Ergebnis, dass die vorhandene Infrastruktur am "Seekrug" alle Möglichkeiten für einen Verbleib und die Weiterentwicklung des Rudersports sowohl als Vereinsgelände als auch BSP- und Stützpunktgelände bei vertretbarem Aufwand bietet.
Hinweis: Die Kurzfassung der Planstudie ist in der Festschrift "130 Jahre Rudersport in Potsdam" enthalten, die auch auf der PRG-Website www.potsdamer-ruder-gesellschaft.de veröffentlicht werden wird.
Als eines der Ergebnisse seiner mit Blick nach vorne gerichteten Tätigkeiten formulierte im Jahre 2012 der neue PRG-Vorstand Leitgedanken für die aktuellen, zukünftigen und auch nachhaltigen Zielsetzungen der PRG :
- Erhalt des in einem phantastischen Ruderrevier gelegenen Seekrug-Geländes mit seinen hervorragenden Trainings-Bedingungen als PRG-Vereinsgelände, für das Hochleistungsrudern als Bundesstützpunkt und für den Rudersport in Potsdam insgesamt
- Rückbesinnung der PRG auf die Vereinstraditionen, die in Potsdam aus der Gründung des RK Vineta, des Potsdamer Ruderclubs und der Potsdamer Rudergesellschaft abzuleiten sind
- PRG-Wiederaufbau des allgemeinen Schüler- und Schulruderns in Potsdam
- PRG als Trägerverein für einen Bundes- und Nachwuchsstützpunkt in Potsdam
- PRG als Verein für alle Rudersportinteressierte des Hochleistungs- und Leistungssports, Schüler- und Schulruderns, Wanderruderns und Breitensports in Potsdam
- Neubelebung von PRG-Vereinsbeziehungen zu den regionalen und anderen DRV-Mitgliedsvereinen sowie zum Potsdamer Ruder-Club Germania und Ruderclub Vineta Potsdam.