Helden gefunden: Das Düsseldorfer Marathonrudern
Der Ruderclub Germania Düsseldorf hat seine Helden beim Düsseldorfer Marathonrudern (04.10.) gefunden. Es sind alle Teilnehmer der 43. Auflage der traditionellen Langstreckenregatta. Von Leverkusen bis Düsseldorf machten Teams in 150 Booten aus 69 Vereinen den Rhein unsicher.
Wie in jedem Jahr steuerten alle wiederum sicher über die 42,8 km. Die Steuerleute an den Steuerseilen oder die Ruderer an den Seilen mit Fußsteuerung. Die schnellsten Helden kamen vom Kölner Club für Wassersport in Renngemeinschaft (Rgm.) mit der Neuwieder Ruder-Gesellschaft mit Andreas Laser, Michael Ehrle, Markus Müller, Ulrich Westendorf und Steuermann (St.) Stefan Verhoeven. Sie ruderten die Strecke im Gig-Doppelfünfer in nur 2:05,20 Stunden. Bei besten Wetterbedingungen empfingen die an Land gebliebenen Helfer und die Zuschauer die Sieger und die weiteren Boote vor dem Bootshaus der Germania.
Das 43. Düsseldorfer Marathonrudern wurde zur Erfolgsstory des Ulmer Ruderclub Donau e.V.. Die Ulmer Ruderer konnten am Samstag den Hauptpreis mit weitem Abstand auf den Zweitplatzierten gewinnen. Der Schlüssel-Alt-Schild ist ein Mannschaftpreis, bei dem die drei bestplatzierten Boote eines Vereins gewertet werden. Man muss weit in die Annalen zurückgehen, um zu sehen, wann ein Nicht-Rheinverein diesen Preis gewonnen hat. Der Ulmer RC hat mit drei Booten am Düsseldorfer Marathonrudern teilgenommen (Platz 2, 5, 38 von 150), konnte zwei Klassensiege erringen (Seegig-Vierer m. St. und Vierer m. St.) und ist mit allen drei Teams unter den zehn schnellsten Nicht-Rhein-Booten (Platz 1, 2, 9 von 31) vertreten.
Beachtlich ist hier der Erfolg der jungen Ulmer Mannschaft im Vierer m. St. Sie konnte sich mit einer Zeit von 2:08,14 Stunden durchsetzen und wurde als Riemenboot zweitschnellstes Boot der Gesamtwertung. Sie ließ viele Doppelfünfer und Doppelvierer hinter sich, die als die schnelleren Bootsgattungen gelten. Mit 2:08,14 Std. ist ein Rekord im Vierer m. St aufgestellt worden, der wohl noch lange Bestand haben wird. Der Preis für das schnellste Nicht-Rheinboot ging ebenfalls an den Ulmer RC.
Die Germania-Team-Trophy ging diesmal an den Gastgeber. Der RC Germania konnte sich mit knappem Vorsprung vor der Ruder-Gesellschaft Benrath durchsetzen. Die Germania-Team-Trophy ist ebenfalls ein Mannschaftpokal. Hier zählen die Platzierungen aller Boote. Ausschlaggebend waren die Siege der ältesten und der jüngsten Teilnehmer der Germania.
Beim Marathon vertreten war der gesamte Vorstand des Nordrhein-Westfälischen Ruderverbandes (bis auf Martin Tschäge als Leistungssportverantwortlicher): Holger Siegler als Schiedsrichter, Frank Finger, Wilhelm Hummels und Christoph Ehrle jeweils auf dem Steuermannsplatz.
"Das Wetter hat mitgespielt", freute sich Regattaleiter Ralph Beeckmann. Und RC-Vorsitzende Melanie Lack freute sich nach getaner Steuerarbeit über die guten Voraussetzungen. Sie steuerte den Männer-Gig-Doppelvierer mit Mindestdurchschnittsalter (MDA) 36 auf den knappen vierten Platz. Platz drei und fünf waren nur jeweils zwei Sekunden schneller bzw. langsamer.
"Heldengeschichten"
Über jedes der 28 Rennen könnten Heldengeschichten geschrieben werden. Seien es die Sieger im Doppeldreier aus Köln/Leverkusen, die bereits zum achten Mal in Folge in dieser Bootsklasse gewinnen, das gab es noch nie. Oder die Anfänger, die sich das erste Mal den Herausforderungen des Rheinmarathons stellten und ebenso wie die Erfahrenen "kaputt" aber glücklich im Ziel ankamen. Auch die Germania konnte neue Menschen für den Rudersport begeistern und beim Marathon Boote an den Start bringen. Die schnellsten "jungfräulichen Helden" vom Karlsruher Rheinklub Alemannia waren 2:29,11 schnell, Respekt.
Es war aber auch der 75-jährige Olympionik Günter Schroers von der Düsseldorfer Germania, der zwar etliche Mal schon dabei war - nun aber das erste Mal nicht auf dem Steuerplatz sondern ganz spontan als Ruderer . Heinz Trede war mit Jahrgang 1931 der älteste Held. Er ruderte mit dem RTHC Leverkusen im Doppelvierer (MDA 70) mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren, Rekord! Da ist auch Platz vier in jedem Fall heldenhaft.
Auch die Vielfältigkeit macht den Marathon aus. Nicht nur dass viele Vereine aus diversen Ländern am Start waren. Auch in den Booten selber mischen sich die Hintergründe der Einzelnen: Z.B. gab es eine Renngemeinschaft (Rgm.) mit dem Gastgeber und dem benachbarten Düsseldorfer Ruderclub (der sich auch an Land an der Veranstaltung beteiligte) sowie dem befreundeten Fermoy Rowing Club. Oder es gab in einem Boot denselben Hintergrund: Ehemalige Cambridge-Studienkollegen treffen sich alljährlich zum Rheinmarathon und kommen aus mehreren Ländern angereist. Germane Wolfgang Wacke steuerte sie in diesem Jahr über den Rhein. Denn die Rheinerfahrung ist hier gefragt.
Die konnte Madlen Schulz "offiziell" frisch erworben einsetzen. Sie nahm wie ihr Mann kürzlich beim Steuermannslehrgang der Germania teil. Viele der teilnehmenden Teams, vor allem der nicht am Rhein liegenden Vereine, müssen auf die Erfahrungen der Rheinruderer zurückgreifen. Nicht nur Germanen halfen aus, auch aus anderen Rheinvereinen wurden Steuerleute gestellt.
Die am weitesten und mit dem Auto aus der Bretagne angereisten Helden (Aviron Hennebontais) zeigten ebenso viel Ehrgeiz wie die die schnellsten Heldinnen (Akademischer Ruderclub Rhenus Sportheim e.V./RTHC Bayer Leverkusen). Im Frauen-Doppelvierer ruderten sie in 2:15,41 Std. immerhin auf Gesamtplatz 17. Steuerfrau Barbara Jonischkeit ist als ambitionierte Langstrecken- und Küstenruderin schon etliche Kilometer über unruhige Gewässer gefahren. Der Rhein ist zwar nie zu unterschätzen, aber sicher kreuzte mit ihrem Team den Rhein, fand bei Wind und Wellen den optimalen Kurs.
Ebenso ambitioniert auf Langstrecken unterwegs ist das Team um Matthias Auer im Doppelvierer mit St. (Rgm. Karlsruher Rheinklub Alemannia/Kitzinger Ruderverein/Koblenzer Ruderclub Rhenania). Beim Rheinmarathon kam das Team mit dem MDA 50 nach sehr guten 2:11,46 am Düsseldorfer Rheinkilometer 737,8 nahe der Südbrücke ins Ziel.
Zwei Vereine in einer Person waren im Team vom Kölner Ruder- u. Tennis-Klub GERMANIA vertreten. Die "doppelte" Germanin Petra Hörnemann, die mit ihrem Kölner Verein Zweitplatzierten im Frauen-Doppelvierer mit St. wurde, ist auch RCGD-Mitglied. Zwei Vereine, keine große Besonderheit. Doch es ist mit einem Schmunzeln Verbunden: Es sind eben Vereine aus Düsseldorf und Köln - manch einer würde auch das als heldenhaft bezeichnen. Und noch etwas zu einem Frauenboot: Mit dem Durchschnittsalter 74 wäre das seit vielen, vielen Jahren am Rheinmarathon teilnehmende Team vom Düsseldorfer Ruderverein mit der Zeit 2:34,50 Std. bei den Männern Drittplatziert.
Es gab auch exakt gleichschnelle Ruderhelden . Im Männer-Doppelvierer mit St. (MDA 43) war die Kölner Rgm. Mülheimer Wassersport/Ruder- u. Tennis-Klub GERMANIA und ebenso die Bonner RG in 2:15,28 im Ziel und teilen sich den Sieg - denn sogar das Durchschnittsalter war mit 44 Jahren gleich.
Und wieder aufgetauchte Helden machten sich von Rheinkilometer 695 auf den Weg nach Düsseldorf. Klaus-Helmut Kompch, Ruderer seit ca. 40 Jahren, hat nach vielen Jahren den Wassersport wieder - und die Liebe für die Langstrecke - neu entdeckt.
"Helden-Ehrungen"
Wie gewohnt wurden die Sieger der einzelnen Rennen geehrt, aber auch Pokale vergeben, und Geschenke übergeben. Besonders zu erwähnen sei hier der neu benannte Pokal für das schnellste ausländische Boot, die Greg Kewley Trophy. Greg Kewley war noch im vorigen Jahr mit der Grennaskolan Riksinternat Griff Rowing Section (Schweden) vor Ort und auch erfolgreich mitgerudert, das lag ihm ganz besonders am Herzen. Er nahm im vorigen Jahr aber schon bei der gemeinsamen Zeit an Land von den befreundeten Germanen und Iren in Düsseldorf Abschied. Nur sechs Wochen danach starb Greg Kewley nach schwerer Krankheit. Sein Sohn Tor Kewley war in diesem Jahr erneut mit am Start und war bei der Übergabe der Greg Kewley Trophy an die siegreichen Iren vom Fermoy Rowing Club samt RC-Steuerfrau Meike Hartung in Ehren an seinen Vater dabei. Hier zeigte sich auch die enge Verbindung der Iren zum Australier, der nach Schweden ausgewandert war. Michael Donnellen sprach rührende Worte.
Weitere Pokale gingen an diverse Vereine. Die Siegerehrung wurde je mit einem Highlight ergänzt und beendet: Das NRW-Fallschirmfliegerteam landete rasant auf der Fläche neben dem Clubgelände, beeindruckend! Und das Team der Iren leitete mit ihrem traditionellen Gesang in die Party über.
Ralph Beeckmann als Regattaleiter sowie der Regattaausschuss mit Hermann Höck und Stephan Mölle und das gesamte Helferteam freuen sich schon jetzt auf den Rheinmarathon 2015!
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