14. Dez. 2017 | Panorama | von Deutscher Ruderverband

FISA-Treffen in London

Trainer und Funktionäre trafen sich vergangenes Wochenende in London Heathrow
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Zu einem Sitzungsmarathon hatte der Weltruderverband FISA vom 07.-10. Dezember in ein Hotel am Flughafen London-Heathrow eingeladen. In der Coaches-Conference, an der die Riege der Bundestrainer des DRV vertreten war, wurden aktuelle Entwicklungen vorgestellt und diskutiert. Einmal mehr wurde deutlich, dass es im Rudersport keine Geheimnisse gibt und letztlich jede Nation in der Lage ist, in der Spitze vertreten zu sein. So hat Südafrika in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht und war in Rio in fünf Bootsgattungen in den Finals vertreten, wobei eine Silbermedaille errudert wurde. „Ich arbeite im Team und zielorientiert“, lautete eine Kernaussage des Cheftrainers Roger Barrows. Die Aktiven leben alle in der Nähe von Johannesburg. „Dadurch können sie täglich als Mannschaft gemeinsam trainieren und sich in einer Konkurrenzsituation entwickeln“.   

Die europäischen Nationen haben in ihrer Vollversammlung Regeländerungen vollzogen und sich dem Status eines Kontinentalverbandes genähert. „Das sorgt für höhere Transparenz und Akzeptanz bei Sponsoren und Geldgebern der EU“, so der Vorsitzende des Präsidiums Ryszard Stadniuk (Polen).



Mit Ergometer-Rudern Nachwuchs werben

In einem Seminar konnten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Nationen zu Aktivitäten einzelner Verbände informieren. So nutzt Hongkong das Ruder-Ergometer, um in den Schulen Nachwuchs zu gewinnen. Das Konzept ähnelt dem DRJ-Wettbewerb „schnellste Klasse Deutschlands“. In Irland wird ebenfalls mit diesem Sportgerät für Nachwuchs geworben. Der Verband konnte erhebliche Mittel aus einem Regierungsprogramm zur Aktivierung der Bevölkerung mobilisieren. Ein vergleichbares staatliches Programm nutzt der britische Verband, der Rudern auf dem Ergometer als eigene Disziplin entwickeln will und dazu eng mit Fitnessstudios und anderen Anbietern kooperiert. In Italien wiederum ist Coastal-Rudern ein Wachstumsmarkt. Mit Unterstützung der öffentlichen Hand wurden Boote beschafft und neue Zielgruppen erreicht. Der DRV hatte die Gelegenheit, die „Ruder-Bundesliga“ als einen Weg vorzustellen, um attraktive Angebote für die Vereine zu etablieren. „Das Interesse an dem Konzept ist groß. Wir haben die Vorteile und Herausforderungen offen angesprochen“, so DRV-Sportdirektor Mario Woldt. Wie sehr politische Entwicklungen den Sport berühren können, zeigt sich in den USA. Dort ist der Verband in der Integration von Kriegsversehrten ebenso engagiert wie der Teilhabe von Menschen aller Hautfarben. Neben dem Leistungssport tragen diese Aktivitäten dazu bei, soziale Verantwortung zu übernehmen und die Sportart zu entwickeln.

Neben den Sitzungen wurde auch gefeiert. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums der FISA hatte deren Vorstand am Freitagabend zu einem Bankett geladen. In diesem Rahmen wurde der Deutschland-Achter als Männer-Mannschaft des Jahres geehrt.

Die Tage des Wochenendes blieben einer Konferenz zur Entwicklung des paralympischen Ruderns und dem Treffen aller FISA-Kommissionen (Joint-Commissions-Meeting) vorbehalten. Im paralympischen Sport gilt es, die Umstellung auf die 2000 m-Distanz zu bewältigen und die Zahl teilnehmender Nationen auszubauen. Letzteres ist notwendig, um den Verbleib im paralympischen Programm zu sichern.

Größere Bedeutung für Coastal Rowing

Das olympische Programm steht ebenfalls unter Beobachtung. Hier hat die FISA bereits große Schritte unternommen, für das Leichtgewichtsrudern sieht die Prognose nach Tokio jedoch schlecht aus. Die Signale aus dem IOC sind so zu deuten, dass man dort für diesen Bereich keine Zukunft sieht. Darüber hinaus gilt es für den Rudersport insgesamt, sich auf die Anforderung des IOC mit Blick auf attraktive Wettkampfangebote einzustellen. Hier könnte dem Coastal Rowing noch eine besondere Bedeutung zukommen.

Für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten die Wetterkapriolen große Überraschungen. Schnee und Eis machten am Sonntag den Rückflug unmöglich, was zu zusätzlichen Hotelübernachtungen am Flughafen führte.