Verbändeforum zur Wasserrahmenrichtlinie
Gemeinsam haben BUND, GRÜNE LIGA, NABU und WWF, in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel zum diesjährigen verbändeübergreifenden Forum zur Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) „Zukunft unserer Gewässer – ökologisch intakt und attraktiv für Erholung?“ am 10. und 11. November 2017 nach Kassel eingeladen.
Vor dem Hintergrund, dass die EU-Kommission noch in diesem Jahr einen Evaluationsprozess der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) starten wird (Abschluss voraussichtlich 2019), stand das WRRL-Verbändeforum ganz im Zeichen der „Überprüfung“, inwieweit Erfolge bzw. Defizite bei der Umsetzung die WRRL aus der Sicht der einzelnen Verbände zu verzeichnen sind. Aber auch ein zukünftiger Umgang mit dieser wurde diskutiert.
Verbesserte Zusammenarbeit auf den verschiedenen Kommunikationsebenen
Anknüpfend an die Fragestellung „Wo stünden wir heute, wenn es die WRRL nicht gäbe?“ informierte Heide Jekel (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) über den ökologischen Zustand der Gewässer früher und heute. Auch wenn hier die Ziele bei weitem nicht erreicht wurden, da keine deutlichen Verbesserungen auf der Grundlage spezifischer Messinstrumente, wie sie Dr. Jeanette Völker (Universität Kassel / UFZ) erläuterte, zu beobachten sind, hat die WRRL dennoch einiges bewegt. Die WRRL stellt einen Paradigmenwechsel im Gewässerschutz dar. Positiv hervorzuheben ist dabei die verbesserte Zusammenarbeit auf den verschiedenen Kommunikationsebenen (regional, Land, Bund, international). H. Jekel äußerte in diesem Zusammenhang aber auch ihre Enttäuschung über eine von NABU und BUND im August an die EU-Kommission eingereichte Beschwerde. Während es einigen Akteuren anscheinend zu langsam bei der Umsetzung der WRRL-Ziele geht, strebt der Bund ein „Aufweichen“ der WRRL an. Sicherlich braucht es auch einfach noch mehr Zeit, bis die umgesetzten Maßnahmen greifen und eine deutliche ökologische Verbesserung unserer Oberflächengewässer zu erkennen ist.
An Beispielen wurden Schwierigkeiten und Erfolge von Renaturierungsmaßnahmen erläutert. Hervorzuheben ist hierbei der Vortrag Genuss im Fluss von Walter Binder (Stiftung Living Rivers) über ein entsprechendes Projekt an der Isar in München, das eindrucksvoll einmal eine ganz andere Seite der Renaturierung zeigt: Zugang zum Wasser zur Erhöhung der Lebensqualität, Genuss am Fluss als Chance für die Stadt. Aber auch behördliche Schwierigkeiten und Folgekosten (z.B. Müllbeseitigung, „Massen“-Tourismus) sind bei aller Euphorie nicht außer Acht zu lassen. Auf jeden Fall sollte der Zugang zum Gewässer vor Verbotszonen stehen.
In drei Workshops, die parallel stattfanden, wurde über Nährstoffreduktion, Reduktion von Mikroschadstoffen und Hydromorphologie diskutiert und die Arbeitsergebnisse anschließend den Teilnehmern vorgetragen. Abschließend folgte eine Podiumsdiskussion (Podium: Ulrich Clausing – Deutscher Kanu-Verband e.V., Prof. Dr. Franz Brümmer – Verband Deutscher Sporttaucher, Winfried Klein – Verband Hessischer Fischer e.V., Julia Mußbach – NABU-Bundesverband). U. Clausing als Vertreter des muskelbetriebenen Wassersports betonte die Bedeutung der Umsetzung der WRRL-Ziele als Voraussetzung für eine Vielfalt der Gewässer, von der auch der muskelbetriebene Wassersport lebt. Im Zusammenhang mit der Durchgängigkeit der Gewässer empfiehlt er, nicht den Fehler einer einseitigen Betrachtung (ökologisch) zu machen. Erholung findet nicht nur an Gewässern statt sondern auch darauf. Das darf man im Rahmen der Renaturierung nicht vergessen! Hier muss die Einbindung der Verbände deutlich besser werden.
Es fehlt an der Realisierung diverser Maßnahmen
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei der Umsetzung der WRRL vor allem an der Realisierung diverser Maßnahmen fehlt (Umsetzungsdefizit!). Die WRRL wird über die nächsten Jahrzehnte hinaus fortgeführt werden müssen (Langfristigkeit), um ihre Ziele zu erreichen. Die Notwendigkeit der Beteiligung der Öffentlichkeit erschließt sich von selbst. Die organisierte Öffentlichkeit ist bereits in diversen Foren zur WRRL aktiv an Diskussionen und Planungsprozessen beteiligt. Die WRRL-Politik kann aber nur erfolgreich sein, wenn in der breiten Bevölkerung dafür Verständnis ist und auch diese sich aktiv beteiligt. Eine kritisch-konstruktive Mitarbeit ist erwünscht! Voraussetzung dafür ist eine problemorientierte Kommunikation mit allen Nutzer- und Interessengruppen.