Rheinmarathon anstrengender als einmal um die Welt
Beim 47. Düsseldorfer Rheinmarathon vom Ruderclub Germania Düsseldorf zeigte sich wieder einmal die Herausforderung, trotz Sonnenschein statt Regen und Wind wie im vorigen Jahr. Es waren wieder einmal die Streckenlänge, die Wellen. Und die Motivation, nicht nur ins Ziel zu kommen, sondern einen der begehrten Preise zu gewinnen. Gesamtsieger wurde zum dritten Mal in Folge die Renngemeinschaft Cleve/Neuwied/Köln. Die Germania-Team-Trophy gewann der RTHC Leverkusen, der mit zwölf Mannschaften dabei war. Den Wanderpreis Schlüssel-Alt-Schild gewann der Wasser-Sport-Verein Düsseldorf. Die Bandbreite an Teilnehmer reichte wiedermal von 14 bis
Sieger und weitere 169 Siegerboote
Das Siegerteam mit Markus Müller, Michael Ehrle, Stefan Verhoeven, Matthias Auer und Steuerfrau Laura Zabawa gewann in der Zeit von 2:11,12 Stunden vor dem Boot des Gastgebers in Renngemeinschaft mit Bonn/Dorsten. Bei dem Niedrigwasserstand war die Zeit von besonders positiver Bedeutung. Erstens: Aufgrund der wenigen Ladung an Bord der Schiffe waren diese vermehrt auf dem Wasser. Es kam sogar vor, dass drei Schiffe nebeneinander das Vorankommen eines Ruderbootes in dem Moment behinderten. Zweitens: Die Talfahrer fuhren besonders langsam, sodass es vermehrt zu zeitaufwendigen Überholmanövern kam. Drittens: Die ansonsten starke Strömung des Rheins war deutlich verringert.
Drei Ruderer im zweitplatzierten Boot fuhren bereits im Nationaltrikot, jedoch auf der olympischen Distanz von 2000 Metern. Die Germanen Stephan Ertmer (WM-Finalist) und Anton Schulz (U19-Weltmeister und U23-WM-Finalist) sowie der Dorstener Lukas Müller (U19-Weltmeister). RC-Steuerfrau Anna Dames war diesjährig erstmals international am Start (U23-EM). Ebenso an Bord der „Kurzstreckenspezialisten“ war Langstreckenspezialist Thorsten Jonischkeit (Bonn). Es folgten weitere 168 Boote der verschiedensten Boots- und Altersklassen – alle sind Sieger über den inneren Schweinehund und die 42,8 Kilometer.
Über die Grenzen gehen – im wahrsten Sinne des Wortes
Bei einer der größten Breitensportveranstaltungen im Bereich des Deutschen Ruderverbandes ist seit Jahren eine rege Teilnahme ausländischer Teams zu verzeichnen. Erstmalig sind Mannschaften aus Spanien dabei, erneut aus England, Frankreich, Belgien, Holland, Irland und Schweden. Der Kontakt zu den Spaniern kam über den Germanen Nico Federmann zustande, der Nacho Fernandez vor Jahren über das ehemalige Forum rudernews.de kennenlernte. Nico Federmann lud seinen Vater zum 70. Geburtstag auf eine Rudertour auf dem Mittelmeer ein. Zu Gast beim Marathon war der längst eng befreundete Spanier mit deutschen Wurzeln auch bereits. In diesem Jahr waren weitere Vereinskollegen vom Ruderclub C.E. Olímpic Barcelona dabei, zudem auch ehemalige seiner Konkurrenten aus damaligen Leistungssportzeiten vom Ruderclub C.D.E. Trasmerano de Remo dabei. Nun waren nicht die etwa 42 km von Monaco nach Sanremo (Italien) angesagt, wo die Spanier den Streckenrekord halten, sondern die etwa gleichlange Distanz auf dem Rhein. Und folgende Erfahrung zeigt sich ihnen im Vergleich zur wirklichen Langstrecke: Nicht die 240 km auf dem Mittelmeer von Mallorca nach Barcelona, sondern der Marathon sei anstrengender gewesen.
Einmal um die Welt, was nun?
Nirina Beilfuß (Ruderclub Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow) suchte nach zehn Ruderjahren mit fast 43.000 (!) Kilometern eine neue Herausforderung. Im Verein erfuhr sie vom Rheinmarathon und war begeistert, was sie auf Facebook fand. Die 21-Jährige war als Kind vier Jahre beim Reiten, seit ihrem elften Lebensjahr sammelt sie bereits Kilometer auf dem Wasser: Nahe dem Machnower See zwischen Berlin und Potsdam, auf Wanderfahrten u.a. auf dem Schwarzen Meer oder auf dem Weg zum Nordcup, bei Tagestouren. „Die Natur und die Kultur faszinieren mich“, so die enorm junge Äquatorpreisträgerin. Ihre Weltumrundung feierte sie im August letzten Jahres in Utrecht auf der Maas, seitdem sind weitere hunderte Kilometer hinzu gekommen. Nun zwischen Leverkusen und Düsseldorf zwar nur 42,8 km, doch die hatten es in sich: „Das war anstrengender als gedacht, aber es hat schon Spaß gebracht.“ Ohne dem geht es bei ihr auch nicht. „Ich habe übertrieben viel Freude am Rudern“, gibt sie schmunzelnd zu.
Eine ganz andere Herausforderung
Dominik Siemenroth hatte vor seinem ersten Marathon im vorigen Jahr nur 300 Ruderkilometer hinter sich, keine knapp 43.000 km. Und doch ruderte er die Strecke souverän runter. Auch in diesem Jahr, mit gut einjähriger Rudererfahrung. Doch das ist nicht alles. Er rudert wie alle, jedoch mit einer Beinprothese, eine noch ganz andere Herausforderung. Sein Wille für den Wettkampfsport ist groß. Seit 2010 sucht er nach dem richtigen Parasport für sich, vor seiner Krebserkrankung spielte er Fußball. 2017 fragte er beim RTHC Leverkusen an und wurde herzlich aufgenommen. Es lief gut zusammen mit seinem sehbehinderten Ruderpartner Marc Lembeck und schon kam die Idee aus den Reihen des Vereins, den Rheinmarathon zu fahren.“, so der 25-Järige. „Es war eine super Erfahrung, habe mich aber auch ganz schön durchgequält.“ Der erste sollte auch der letzte Marathon sein. Aber diese Meinung hielt sich nur wenige Minuten nach dem Zieleinlauf.
Wellen auf dem Rhein! Nicht auf hoher See…
Erstmals glitt beim Marathon ein Surfboot über die Wellen auf dem Rhein. Kein tosendes Meer, dafür Wellen von Schiffen, Strömung und Wind. Die deutsch-niederländische Renngemeinschaft Emden/Oldenburg/Roeivereniging Rijnland kämpfte sich wie alle anderen über die Marathonstrecke.
Coastal Rowing ist populär. Nationale und internationale Meisterschaften werden bereits seit Jahren ausgetragen. „Es war höchste Zeit, dass das Küstenruderboot sein Debüt auf dem Rheinmarathon gab“, machte Organisator Hermann Höck deutlich. Dass der Marathon für die Besatzung des Surfbootes kein Selbstläufer war, zeigt die Zeit von 2:42,11 Stunden und Platz 115. Doch selbstverständlich gilt auch hier größter Respekt: Die Mannschaft mit dem Durchschnittsalter 57 Jahre zeigte ebenso größtes Durchhaltevermögen!
33 Jahre Rheinmarathon: Ein toller Rückblick
Für Ralph Beeckmann war es der 33. und letzte Rheinmarathon in seiner Position. „Es ist eine Schnappszahl, passend um abzutreten“, so der langjährige Regattaleiter. Große Worte sprach die Vorsitzende Melanie Lack, die seinen Posten übernehmen wird: „Ralph hat über die vielen Jahre eine hervorragende und tolle Arbeit gemacht.“ Bescheiden wie er ist sprach er von der Arbeit eines gesamten Teams: „Ich war es ja nicht alleine.“ Im engen Team sind Hermann Höck und Stefan Mölle vom Regattaausschuss, die beide ebenso enorm lange dabei sind. Hinzu kommen neben Stefan Ott und Kim Höck im Regattabüro weitere etwa 60 Helfer auf dem Clubgelände und in Leverkusen. Zu ergänzen sind die vielen Helfer bei der Vor- und Nachbereitung. „Ja, Arbeit war es, aber es hat vor allem Spaß gebracht!“ Er verabschiedete sich offiziell nach der Siegerehrung von seiner Position: „Herzlichen Dank und alles Gute! Und viel Spaß bei der After-Row-Party!“ Da ist der junggebliebene Germane selbstverständlich immer mitten drin.
Die zahlreichen Gewinner der Pokale sind der Datei „Rheinmarathon – Ergebnisse 2018“ auf www.rcgermania.de/marathonrudern zu entnehmen.