Klausurtagung – Agenda 2024 nimmt weiter Form an
Am Wochenende fand in der Ruderakademie Ratzeburg die Klausurtagung des Deutschen Ruderverbandes mit Hauptamt, Präsidium und Länderrat statt. Im Fokus stand die weitere Ausarbeitung der Themenschwerpunkte der Agenda 2024 unter Berücksichtigung der Rudertagsbeschlüsse in Münster.
Nach der Anreise am Freitagabend wurde sich bei einem gemeinsamen Abendessen auf die Tagung am nächsten Tag eingestimmt.
Fokus auf Wettkampf-, Freizeitsport und Verbandsentwicklung
Nicht nur das Wetter zeigte sich am Samstag von seiner besten Seite, auch die Atmosphäre und Motivation der Anwesenden in der Ruderakademie stimmte. Eingeteilt in drei Arbeitsgruppen wurden die Themenbereiche Wettkampf- und Freizeitsport sowie Verbandsentwicklung diskutiert und Ideen und damit verbundene Arbeitsaufträge ausgearbeitet.
Geleitet von Rolf Warnke (Fachressortvorsitzender Wettkampf), Ulrich Steinfurth und Tobias Roßberg (beide Länderrat) hat sich die Arbeitsgruppe Wettkampf mit den fünf Schwerpunkten Ruder-Bundesliga, Indoor-Rowing, Bundeswettbewerb, Regattaformate und Coastal Rowing beschäftigt.
RBL braucht attraktive Standorte
Die Ruder-Bundesliga geht in diesem Jahr in ihre elfte Saison. Seit einigen Jahren ist die Teilnehmerzahl rückläufig und der Verband muss mit einem deutlichen Zuschuss unterstützen. Dennoch – und darin sind sich alle einig – soll das Format fortgeführt werden. Um zukünftig wieder mehr Teams zu erreichen, wurden mehrere Möglichkeiten diskutiert. Unter anderem soll der Fokus auf der Attraktivität der Austragungsorte liegen. Dabei ist es wichtig, auch „ruderfernes“ Publikum zu erreichen.
Einzelmitgliedschaften für Indoor-Rower sind denkbar
Schon die Women’s Rowing Challenge hat gezeigt, dass sich Indoor-Rowing einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Eine Vielzahl an Ruderergometern sind in Deutschland im Umlauf – doch nur wenige Besitzer sind tatsächlich Mitglied in einem Ruderverein. Um diese Leute „einzufangen“, wurde über eine mögliche Einzelmitgliedschaft – die den jeweiligen Aktiven unter anderem ermöglicht, an den Deutschen Indoor Rowing Meisterschaften teilzunehmen – diskutiert. Zudem sollte über Kooperationen mit Fitnessstudios nachgedacht werden. Eine App, die es ermöglicht, die geruderten Meter per Smartphone auf eine Plattform hochzuladen, um sich so mit anderen Ruderinnen und Ruderer zu vergleichen, stößt ebenfalls auf großes Interesse. Allerdings erfordert dies einen hohen zeitlichen, technischen und kostenintensiven Aufwand, auch seitens unseres Partners Concept2, und ist daher nicht von heute auf morgen umsetzbar.
Etablierung von Coastal Rowing im Verband
Coastal Rowing soll bekanntlich eine olympische Zukunft blühen. Bereits 2024 in Paris könnte dieses Wettkampfformat bei Olympia Premiere feiern. Für den Deutschen Ruderverband gilt es nun, diese Sportart im Verband zu etablieren und ein eigenes Wettkampfsystem zu entwickeln. Zeitgleich müssten die nötigen Infrastrukturen geschaffen und Vereine unterstützt werden. Hinsichtlich der Wettkampfregeln sollen erstmal die der FISA übernommen werden.
Auch über neue Regattaformate sowie die Anwendung der Ruder-Wettkampf-Regeln (RWR) wurde diskutiert. Nicht jede Regatta erfordert die komplette Anwendung der RWR – dennoch ist es schwierig, eine klare Abgrenzung zu finden. Deshalb soll das Fachressort Wettkampf mit der Regelkommission eine Anpassung der RWR vornehmen und bestimmen, wann und wo welche Abweichungen zugelassen werden können.
Hinsichtlich des Bundeswettbewerbes wurde überlegt, wie man das Format auch für Ausrichter wieder interessant machen kann.
Freizeitsport rückt mehr in den Fokus
Durch den Bereich Freizeitsport führten Reinhard Grahn (Fachressort Bildung, Wissenschaft und Forschung) und Rainer Engelmann (Fachressort Breitensport und Wanderrudern). Über insgesamt sieben Versionen – Wanderrudern, Coastal Rowing, Gesundheitssport, Schulrudern, Ergorudern, Mitgliederbindung und -werbung – wurde konstruktiv diskutiert. Hinsichtlich Coastal und Indoor Rowing kam die Arbeitsgruppe zu ähnlichen Ergebnissen wie zuvor der Bereich Wettkampf. Zudem wurde angeregt, zusätzliche Ergo-Challenges einzuführen. Wanderrudern soll zukünftig wieder attraktiver werden und eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
Schulrudern als wichtige Basis
Das Thema Verbandsentwicklung wurde von Katharina von Kodolitsch (Ressortvorsitzende Vereinsservice und Verbandsentwicklung) und Ralf Holzschuher (Länderrat) geleitet. Die Gruppe hat sich auf insgesamt vier Themen fokussiert. Schulrudern bildet im Deutschen Ruderverband eine wichtige Basis, um junge Sportlerinnen und Sportler von unserem Sport zu begeistern. Deshalb soll diesem Bereich zukünftig eine größere Aufmerksamkeit zukommen. Unter anderem wird empfohlen, über ein Fachressort Schulrudern nachzudenken sowie für eine bundesweite Kampagne für eine qualifiziertere Ausbildung von Sportlehrern zu werben.
Positives Image des Rudersports weiter in die Öffentlichkeit tragen
Das positive Image des Rudersports – Spaß, Leistung, Natur und Umwelt – muss mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. Dazu können auch alle Vereine ihren Teil beitragen, indem sie den Verband über Aktionen und positiv gelaufene Projekte informieren. Hier kann dann der Austausch als Beispiele guter Praxis erfolgen. Auch das Thema Frauenförderung wurde diskutiert. Neben der Quotierung von Funktionen sind wohl Veränderungen der Denkmuster und Strukturen erforderlich, da Frauen eher projektbezogen arbeiten möchten. Als vierter Punkt wurden die Verbandsstrukturen besprochen. Wiederholt empfohlen wird eine vierjährige Wahlperiode, um eine kontinuierliche Arbeit des Vorstands und Präsidiums zu gewährleisten. Alle zwei Jahre soll es weiterhin einen kleineren Rudertag zur Entlastung des Vorstands sowie für den engen Austausch mit den Vereinen geben. Zusätzlich sollen die Regionalkonferenzen fortgeführt und das Hauptamt gestärkt werden.
„Zunächst einmal vielen Dank an Präsidium, Länderrat und Hauptamt für die konstruktive Arbeit. Es wurden zielführend Ergebnisse erarbeitet und nun gilt es, diese zeitnah weiterzuentwickeln und umzusetzen. Ein großer Fokus liegt dabei auf der Etablierung von Coastal Rowing, das Heben von Potentialen im Indoor-Rowing und der Weiterentwicklung unserer Strukturen und unseres Auftritts gegenüber an unserem Sport Interessierten“, so Generalsekretär Jens Hundertmark.