20. Jan. 2019 | Verband | von Judith Garbe

Rudersymposium – neuen Impuls gesetzt

Henning Pape (links) und Marco Lutz (recht) vom LSB Niedersachsen übergaben Reinhart Grahn die Wünsche der Teilnehmer.

An diesem Wochenende fand in Hannover das Rudersymposium statt. In diesem Jahr lag der Fokus auf den drei Themenbereichen Rudertechnik, Engagement und Wissenschaft.

Freitagabend wurde die Veranstaltung vom DRV-Vorsitzenden Siegfried Kaidel eröffnet. Im Anschluss stellte Mark Amort, Trainingswissenschaftler Rudern am OSP Hamburg/Schleswig-Holstein, das rudertechnische Leitbild des Deutschen Ruderverbandes vor. Leitbildgerecht zu rudern bedeutet, biomechanisch sinnvoll und effektiv zu rudern. Die bestmögliche Verbesserung der Effektivität der Rudertechnik führt zur bestmöglichen Verbesserung der Gesamtgeschwindigkeit.

„Müssen in der Breite besser werden“

Bevor das Buffet eröffnet wurde, zog der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer noch ein kurzes Fazit vom vergangenen Wettkampfjahr. Die WM-Ergebnisse mit nur zwei Medaillen in den olympischen Bootsklassen könne nicht der Anspruch sein. „Um international vorne dabei sein zu wollen, müssen wir auf jeden Fall in der Breite besser werden“, ist sich Holtmeyer sicher. Auch die Notwendigkeit der Zentralisierung betonte der 62-Jährige noch einmal: „Andere erfolgreiche Nationen wie Neuseeland oder Australien machen es ja vor. Ich bin der Meinung, dass es nur so geht.“

Diskussion anderer Distanzen und Bahnverteilungen ist notwendig

Sportdirektor Mario Woldt stellte die Frage in den Raum, wie es denn mit Rudern nach Tokio 2020 weitergehen kann. Die Ansprüche an den Rudersport ändern sich und auch der DRV ist gefragt, das eigene Wettkampfprogramm weiterzuentwickeln. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 wird es voraussichtlich kein Leichtgewichtsrudern mehr geben, dafür steht Coastal Rowing hoch im Kurs, diesen Platz einzunehmen. Zudem bringen die Spiele 2028 in Los Angeles weitere Änderungen mit sich. Die Standorte für die Ruderwettkämpfe sollen attraktiver für Zuschauer werden und deshalb in der Stadt stattfinden. In LA hat dies zur Folge, dass man von sechs auf vier Bahnen gehen muss oder die Strecke von 2.000 m auf 1.500 m kürzt. „Wir müssen auf jeden Fall andere Distanzen und Bahnverteilungen diskutieren, damit der Rudersport medial anspruchsvoller wird“, so Woldt. „Hier müssen sich alle Vereine und Verbände mit einbringen, damit wir gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Rudersports stellen können.“

Warum engagieren sich die Menschen im Sport?

Der Samstag begann mit einem Workshop zum Thema Engagement, geleitet von Henning Pape und Marco Lutz vom Landessportbund Niedersachsen. Als Einstieg wurde die Frage in den Raum geworfen, warum sich Menschen überhaupt im Sport engagieren? Leidenschaft, Spaß und die Liebe zum Sport sind an dieser Stelle nur einige Beispiele. In acht Arbeitsgruppen wurden anschließend die Herausforderungen für Engagement auf Vereinsebene sowie die idealen Bedingungen für gutes Arbeiten (Trainer) herausgearbeitet. Als Herausforderung sehen viele die gestiegene Erwartungshaltung, die zusätzlichen Aufgaben, Zeitmanagement, steigende Kosten oder auch fehlender Nachwuchs. Ideale Bedingungen können zum Beispiel durch Wertschätzung und Anerkennung, Vertrauen, eine faire Vergütung, gute Rahmenbedingungen oder verfügbare Ressourcen erreicht werden.

Nach der Mittagspause ging es gestärkt in weitere Workshops. Zur Auswahl standen Freiwilligenmanagement mit System, junges Engagement und Engagement/freundliche Kultur. Um die Ergebnisse der jeweiligen Gruppen vorzustellen und zu diskutieren, wurden 6er-Teams gebildet. Im Anschluss konnten alle Teilnehmer dem DRV schriftlich noch ein paar Wünsche zum Thema „Engagementförderung – das wünsche ich mir vom Verband“ mit auf den Weg geben. Diese werden nach der Veranstaltung vom Ressort Bildung, Wissenschaft und Forschung gesichtet und ausgewertet.

Zum Abschluss des Tages konnten sich alle Anwesenden auf dem sogenannten Marktplatz über neue, innovative Ideen anderer Vereine informieren. Einen Überblick der Aussteller finden Sie im angehängten Dokument.

Rowers – Portal zur Erfassung von Trainings- und Leistungsdaten

Den Sonntagmorgen eröffnete der wissenschaftlicher Koordinator des Deutschen Ruderverbandes, Dr. Gunnar Treff (Universitätsklinikum Ulm, Sektion Sport und Rehabilitationsmedizin). Er informierte zunächst über abgeschlossene, aktuelle und geplante wissenschaftliche Projekte im DRV. Als ganz wichtiges aktuelles Projekt bezeichnete er die Entwicklung der Plattform rowe.rs, einem Portal zur Erfassung von Trainings- und Leistungsdaten. Das Tool ermöglicht alle Daten an einem Ort zu speichern und zu analysieren oder Trainingspläne vom Coach zum Athleten zu kommunizieren. „Die Beta-Version von rowe.rs haben wir gestern in einem Workshop vorgestellt und sind auf große und sehr konstruktive Zustimmung getroffen. Das Portal wird die Zusammenarbeit von Trainern und Athleten vereinfachen und die Datenqualität und -auswertung auf ein neues Niveau heben“, erklärt Treff. Nahezu abgeschlossen ist auch die Neuentwicklung des mobilen Messsystems der FES. Weitere Informationen hierzu stellten André Ogrodowski und Marcel Stark von FES, dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, vor.

Als ein geplantes Projekt wurde „ergoseat – ergonomische Optimierung von Rudersitzen“ in Zusammenarbeit mit der Hochschule Ulm vorgestellt. Ziel sei es, für Spitzensportler mit Sitzproblemen individuell angepasste Sitze zur Verfügung zu stellen.

Prof. Dr. Klaus Mattes, Bewegungswissenschaftler der Uni Hamburg, berichtete unter anderem über die Wirkung des dominanten Außenarmzuges auf die Innenhebel- und Stemmbrettkraft im Riemenrudern. Als eines von vielen interessanten Ergebnissen ist die Erreichung eines höheren Druckimpuls durch die Minimierung der Griffbreite bei Riemenruderern zu nennen. Zudem stellte er eine Untersuchung der Asymmetrie der Ruderbewegung im Skullen vor.

Fokus auf das U23-Frauen-Riemenrudern

Als letzte Referentin kam Katrin Altmann vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig (IAT) auf die Bühne. Die Sportwissenschaftlerin ist seit Ende 2017 als Leiterin der Fachgruppe Rudern tätig und beschäftigt sich aktuell mit der Evaluation und Entwicklung konditioneller Leistungsvoraussetzungen (LV) im U23-Frauen-Riemenrudern. Dabei untersucht Altmann unter anderem die folgenden drei Fragestellungen: Wie ist der aktuelle Leistungsstand im Vergleich zu den Zielorientierungen des DRV? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der überprüften LV und der Wettkampfleistung und wie weit weicht das absolute Training der Riemenruderinnen von den Vorgaben des DRV ab? Nach den jeweiligen Tests bekommen die Sportler zeitnah eine Auswertung der Ergebnisse, die die Stärken und Schwächen, den Vergleich zur Gruppe, eine Empfehlung der Herzfrequenz auf Trainingsbereiche sowie die individuellen Entwicklungen abbilden.

„Wollten einen Impuls setzen“

„Wir wollten mit dem Rudersymposium einen Impuls setzen und das ist uns gelungen“, zeigte sich Reinhart Grahn, Fachressortvorsitzender Bildung, Wissenschaft und Forschung, begeistert. „Freiwilliges Engagement sind die Grundfeste des Deutschen Ruderverbandes. Das Feedback der Teilnehmer hat gezeigt, dass die Nachfrage nach Beratung groß ist. Jeder Verein kann sich ganz einfach mal bei seinem Landessportbund erkundigen“, erklärt Grahn, der sich auch über die vielen anwesenden Vorstände freute. „Rund ein Drittel der Teilnehmer sitzen in Vorständen, zwei Drittel waren Trainer.“

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