Ruderverein Münster von 1882 mit dem Grünen Band ausgezeichnet
Alles außer Fußball im Deutschen Fußball-Museum
Bei der Preisverleihung „Das Grüne Band“ am 30. Oktober in Dortmund stand achtmal die Nachwuchsförderung im Fokus
An diesem Abend blieb das große Spiel einmal außen vor. Sieben Vereine aus dem Gebiet des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und einer aus Rheinland-Pfalz, die sich in besonderer Weise für den Nachwuchs in acht verschiedenen Sportarten engagieren, wurden im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Die traditionsreiche Veranstaltung wurde im 33. Jahr gemeinsam von der Commerzbank und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) durchgeführt. Das Grüne Band ist mit 5.000 Euro Förderprämie für jeden Gewinnerverein dotiert.
Insgesamt 50 Vereine hat die Jury, bestehend aus der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker, der Präsidentin des Landessportbundes Baden-Württemberg, Elvira Menzer-Haasis, Uwe Hellmann, dem Leiter Brand Management der Commerzbank, Uschi Schmitz, der DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport, und Antidoping-Expertin Meike Evers-Rölver, wie in jedem Jahr für besonders förderungswürdig befunden. Rund die Hälfte von ihnen wird im Rahmen dreier Festakte der Deutschland-Tour des Grünen Bandes prämiert, die außer in Dortmund auch noch in Jena und Hamburg stattfinden. Die übrigen Vereine erhalten ihre Auszeichnungen vor Ort.
Vielleicht nicht alles, aber viele Sportarten außer Fußball wurden im Deutschen Fußball-Museum ins Rampenlicht gerückt. Ausgezeichnet wurden der AC Ückerath 1961 (Ringen), die LG Olympia Dortmund (Leichtathletik), der TSV Bayer 04 Leverkusen (Fechten), Citybasket Recklinghausen (Basketball), der Ruderverein Münster von 1882 (Rudern), der Squash-Club Hasbergen, die DLRG Ortsgruppe Harsewinkel (Rettungsschwimmen) und aus Rheinland-Pfalz der Wissener Schützenverein (Sportschießen). Die Vereine wurden prämiert für ihre ambitionierten Konzepte zur Nachwuchsförderung.
Anerkennung für das Engagement der Vereine
Von den Vereinen selbst choreographierte Shows, Begrüßungsworte, Laudationes und eine informative Gesprächsrunde unter anderem mit den Olympiasieger*innen Sabine Spitz (Mountainbike) und Moritz Fürste (Hockey) bildeten den Rahmen für die Übergabe von Pokalen und Schecks. Die Idole Spitz und Fürste unterstützen seit geraumer Zeit die Initiative als Botschafter*innen. Das Grüne Band ist die sichtbare Anerkennung für das langfristige Engagement der Vereine und die Förderprämie ein gern angenommener Beitrag zur Fortsetzung der Talentförderung. Wobei sportlicher Erfolg der Hoffnungsträger nicht das alleinige Kriterium für die Auswahl der Jury nach festgelegten Bewertungskriterien ist. Auch die Erfolge der Nachwuchsförderung in Sachen Sozialkompetenz, Fairness und Nachhaltigkeit sowie der Einsatz der Trainer*innen für Initiativen zur Integration benachteiligter Jugendlicher oder Aktivitäten im Anti-Doping-Kampf werden geprüft.
Ausgezeichnet wurden in Dortmund:
AC Ückerath: Der Dormagener Stadtteilverein AC Ückerath zählt mit seiner Abteilung für Frauenringen zu den absoluten Top-Adressen dieser Disziplin. Dormagen ist Ringer-Bundesstützpunkt Frauen und Landesleistungsstützpunkt NRW. Das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“ ging bereits zum zweiten Mal an den AC. Schon 2007 war die (Olympia-)Kaderschmiede mit der begehrten Auszeichnung bedacht worden. Im Dormagener Ringerzentrum legt man Wert auf eine engmaschige Sichtung und Heranführung der Jüngsten. Die Talente profitieren von der erstklassigen Infra- und Organisationsstruktur vor Ort: Das Norbert-Gymnasium und Sportinternat Knechtsteden sowie die Berta-von-Suttner-Gesamtschule bieten ideale Rahmenbedingungen, den Leistungssport mit schulischen Anforderungen zu vereinen. Die duale Ausbildung ist hier wesentlicher Teil des Konzepts. Pro Jahrgang nehmen beide Schulen je eine Sportklasse auf. So ist die sukzessive Förderung auf der Matte und die nötige sportliche Rundumausbildung gewährleistet. Eine Förderung, die sich bewährt: Bei den Deutschen Meisterschaften im Bewertungszeitraum 2016 bis 2018 gewannen die Sportler*innen aus Ückerath gewichts- und altersklassenübergreifend – im Nachwuchsbereich wie bei den Erwachsenen – 15mal Freistil-Edelmetall, darunter neunmal Gold. Wobei 14 Plaketten von den Ringerinnen erkämpft wurden.
LG Olympia Dortmund: In der deutschen Leichtathletik ist die LG seit langem eine feste Größe – und international dank Frank Busemann und seinem Olympia-Silber oder Hammerwurf-Weltmeister Karsten Kobs oder 400-Meter-Europameister Ingo Schulz bestens bekannt. Ihren Nachwuchs rekrutiert die LG über Schul-Kooperationen oder Schnupperkurse – und das ebenfalls überaus erfolgreich: 2018 schlossen sich gleich 272 Kinder und Jugendliche den Leichtathleten an, so dass zum Zeitpunkt der Bewerbung um das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“ 927 Nachwuchs-Sportler*innen unter den 1.780 Mitgliedern waren. Ein Grund für die Jury, die LG im dritten Anlauf zum ersten Mal zu prämieren. 72 Trainer*innen sind bei der LG Olympia beschäftigt, darunter 38 Lizenzinhaber*innen, ein Bundes- und ein Landestrainer. Von der Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Westfalen als Bundes- und Landesleistungsstützpunkt profitiert neben den sieben Landes- und acht Bundeskadern, die dem Verein 2018 angehörten, auch der gesamte Nachwuchs. Allein bei Deutschen U16- bis U23-Meisterschaften verbesserte das LG Olympia-Team die Ausbeute von acht Medaillen 2016 auf 26mal Edelmetall 2018. Inklusive Landesmeisterschaften holte der LG-Nachwuchs in diesem Zeitraum 241 Medaillen. Und die positive Entwicklung setzte sich auch 2019 bei den U20- und U23-Europameisterschaften fort.
TSV Bayer Leverkusen: Historisch betrachtet gilt der TSV Bayer 04 Leverkusen schon seit Jahrzehnten als eine Hochburg des Fechtsports, reichlich dekoriert mit olympischem Edelmetall. Der Spitzensport-Standort Leverkusen besticht durch seine Infrastruktur, die Trainingsstätten-Dichte und die Verzahnung mit dem Olympiastützpunkt Rheinland – alles wichtige Faktoren der Nachwuchsarbeit beim Werksverein. Beinahe jährlich geht ein „Grünes Band für vorbildliche Talentförderung“ an eine der TSV-Sparten. Für die Fechter gibt es die begehrte Auszeichnung zum zweiten Mal nach 2010. Das besondere Augenmerk der vier Lizenztrainer*innen liegt auf Kindern und Jugendlichen, die in der Schüler-, Jugend- oder Juniorenklasse bei regionalen und Deutschen Meisterschaften Top-Platzierungen erreichen. Dazu rücken mit zunehmendem Alter die Persönlichkeitsentwicklung und das Prinzip der dualen Ausbildung in den Fokus. Seit 1992 gibt es das speziell auf die Bedürfnisse von Spitzensportler*innen ausgelegte Ausbildungsprogramm der Bayer AG schon, in dem in den Sportklassen von NRW-Sportschule und Landrat-Lucas-Gymnasium sportbegeisterte und -begabte Kinder gefördert und ihr motorisches Talent verfeinert wird. In Kooperation mit weiteren Schulen und regional koordiniert vom Olympiastützpunkt wird die schulische wie sportliche Betreuung zunächst bis zum Schulabschluss und dann je nach Werdegang weiter optimiert.
Citybasket Recklinghausen: Kooperationen mit Schulen und Kindergärten führen in Recklinghausen interessierte Kinder an die Sportart Basketball heran. Insgesamt 30 Mannschaften bieten in allen Alters- und Leistungsklassen für jeden das richtige Team. 39 Coaches, darunter 21 Lizenztrainer*innen, sorgen für die optimale sportliche Ausbildung. Und die Aktiven in den zehn männlichen sowie acht weiblichen Jugend-Teams, die von 2016 bis 2018 zwölf Podiumsplätze bei Landes- und Deutschen Meisterschaften auf sich vereinten, dürfen einen reibungslosen Aufstieg erwarten, wenn sie ihrer Altersklasse entwachsen sind: Die 1. Herren spielen in der Regionalliga, ebenso wie die 1. Damen, die aus Kostengründen auf Liga zwei verzichteten. Sie gewannen 2019 zudem den WBV-Pokal. Fünf weitere Herren und zwei Damen-Teams bieten alle Optionen für den passenden Schritt zu den Senioren, während die Top-Talente der gesamten Region in Kooperationen mit anderen Klubs als Metropol Baskets bzw. YoungStars oder -Girls in den Nachwuchs-Bundesligen antreten.
Ruderverein Münster von 1882: Das Bootshaus am Dortmund-Ems-Kanal darf ruhig als Talent- und Medaillenschmiede bezeichnet werden. Bereits zweimal, 1998 und 2013, bekam der Verein das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“. Nun folgt die dritte Auszeichnung. Die leistungsorientierten Nachwuchs-Ruder*innen unter den knapp 100 Kindern und Jugendlichen des Rudervereins genießen ein hohes Ausbildungsniveau, garantiert durch 19 Lizenztrainer*innen und noch einmal genauso viele Übungsleiter*innen und angehende Sportwissenschaftler*innen. Synergien mit anderen Sportartstützpunkten und Nachbarvereinen wie auch mit mehreren Schulen sind wichtiger Bestandteil des Förderkonzepts. Das gilt genauso für Projekte zur Förderung des Ehrenamts im Leistungssport und zur Unterstützung des Schulwettkampfsports sowie Fitnessprogramme für benachteiligte Jugendliche im Bezirk. Auch sportlich trägt das Konzept reichlich Früchte. Von 2016 bis 2018 holte der RV von 1882 bei Landes- und Deutschen Meisterschaften boots- und altersklassenübergreifend 77 Medaillen. International war Münster bei Junioren- und U23-Europa- und Weltmeisterschaften achtmal auf dem Siegerpodest vertreten. Viermal gab es EM- oder WM-Gold und der deutsche Vierer ohne Steuermann war zu 100 Prozent „made in Münster“.
Squash-Club Hasbergen: Die Heimat des Squash-Club Hasbergen liegt in einer Wellness-Oase. In der dazu gehörenden Squash-Anlage werden Talente geschmiedet. Die Jugendarbeit gilt als vorbildlich. Und die Auszeichnung mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ist bereits die zweite für die Niedersachsen. Schon 2013 wurde der SC Hasbergen prämiert. Dem Trainerstab liegt die Entwicklung der fast 50 Kinder und Jugendlichen unter den 125 Mitgliedern besonders am Herzen. Rund 80 Prozent des Jahresetats fließen in den Nachwuchsbereich, der zu den größten Deutschlands zählt. Die drei Herrenteams spielen in der Regional-, Ober- und Verbandsliga. So ist die Anschlussförderung je nach Leistungsniveau mehrdimensional angelegt. Den Regionalliga-Aufstieg der 1. Herrenmannschaft 2018 schafften ausschließlich Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Im von der Jury besonders relevanten Zeitraum 2016 bis 2018 entfielen auf den familiären Verein 27 erste bis dritte Plätze bei Landes- und Deutschen U11- bis U17-Meisterschaften sowie zehn Medaillen bei internationalen Events.
DLRG Ortsgruppe Harsewinkel: Als Ende 2018 das deutsche Nationalteam bei den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen im australischen Adelaide antrat, stellte die DLRG-Ortsgruppe Harsewinkel gleich drei der nur zwölf Mitglieder. Dies verdeutlicht, wie gut die dortige Ausbildung funktioniert und zeigt den Zusammenhalt der knapp 450-köpfigen Gruppe. Dies gilt insbesondere im Nachwuchsbereich, z. B. bei kindergerechten Events wie dem Marienkäfer-Cup oder im Rahmen des jährlichen 24-Stunden-Schwimmens. Das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“ ist der verdiente Lohn. Eine WM-Nominierung ist natürlich auch für den DLRG-Nachwuchs aus Harsewinkel ein großer Anreiz. 200 Kinder und Jugendliche träumen nicht nur davon – sie trainieren hart dafür unter der Anleitung von elf Lizenztrainer*innen. Im Jugendbereich landeten die Talente bei Landes- und Deutschen Meisterschaften altersklassenübergreifend von 2016 bis 2018 17mal auf dem Siegerpodest, sechsmal ganz oben. Daneben ist die OG Harsewinkel übrigens auch Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“. In Dortmund nimmt die OG Harsewinkel den Preis stellvertretend für alle Rettungsschwimmer*innen entgegen, deren lebensrettende Einsätze – allein 974 im vergangenen Jahr – einer besonderen Würdigung bedürfen.
Wissener Schützenverein 1870: Schützenvereine gibt es schon lange und bei allen wird Tradition großgeschrieben. Beim Wissener Schützenverein 1870 ist das nicht anders. Hier geht es vor allem um die traditionell herausragende Nachwuchsarbeit seiner Schießsport-Sparte und um traditionell steigende Mitgliederzahlen, entgegen aktueller Trends – vor allem auch im Jugendbereich. Der Verein aus dem Norden von Rheinland-Pfalz hat nun gleich mit seiner ersten Bewerbung ins Schwarze getroffen und erhält das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“. Sportschießen kann hier in sämtlichen Ausprägungen ausgeübt werden: Mit dem Luftgewehr, der Luftpistole, dem Lichtgewehr oder Kleinkaliber, der Sportpistole und dem Bogen. 48 der 170 Sportschütz*innen sind Kinder und Jugendliche. Offensichtlich haben die im Ausbildungskonzept tätigen acht Trainer*innen den nötigen Blick dafür, die Stärken ihrer Talente zu fördern. Bei Landes- und Deutschen Meisterschaften schaffte es Wissens Nachwuchs von 2016 bis 2018 in den Altersklassen U17, U18 und U19 42mal aufs Siegerpodest. Neben den sportlichen Erfolgen hat man beim WSV die Vermittlung und Einhaltung wichtiger Werte im Visier. Scheint es zunächst unlogisch, in Zeiten wachsender Gewaltbereitschaft Jugendlichen den Umgang mit Waffen zu ermöglichen, nehmen die Wissener mit ihrer langen Erfahrung für sich in Anspruch, dass ihre Jugendlichen die Gewehre bzw. Pistolen nicht als Waffe sehen, sondern als Sportgerät und damit eine Sportart betreiben, die größte Konzentration, Selbst- und Körperbeherrschung erfordert.
Über „Das Grüne Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“:
Das „Grüne Band“ belohnt konsequente Nachwuchsarbeit im Leistungssport, unabhängig von der Vereinsgröße oder der Popularität der Sportart. Bewerben können sich Vereine oder einzelne Abteilungen bis Ende März eines jeden Jahres bei ihren Spitzenverbänden. Die Bewertungskriterien ergeben sich aus dem Nachwuchsleistungssportkonzept 2020 des DOSB und schließen die Zusammenarbeit mit Schulen, Landessportbünden/Landessportverbänden oder Spitzenverbänden sowie weitere Aspekte der Leistungsförderung mit ein. Die Commerzbank unterstützt die Initiative bereits seit 33 Jahren.
Das „Grüne Band“ im Internet:
www.dasgrueneband.com
www.facebook.com/dasgrueneband