27. Juni 2019 | Breitensport | von Daniela Bunkowsky

WRT 2019 - Schön war's...

Am Freitag, den 20. Juni 2019, war ab 15 Uhr die Anmeldung zum 54. Wanderrudertreffen geöffnet. Der Ruder-Club-Havel Brandenburg hatte in den letzten Tagen und Stunden noch einmal alles gegeben, um die Vorbereitungen abzuschließen. Das Team um Lars Beilfuß, Klaus Schönhoff und Florian Lorbiecki freute sich nun auf die rund 260 Teilnehmer des 54. Wanderrudertreffens und drei schöne sommerliche Tage ganz im Zeichen des Wanderruderns.

Schon am Donnerstagabend war Rainer Engelmann, Vorsitzender des Fachressorts Wanderrudern und Breitensport, angereist, um sich einen Überblick zu verschaffen. Der Kölner ist zwar schon seit 25 Jahren ehrenamtlich für den DRV tätig, aber dies ist sein erstes Wanderrudertreffen als Fachressortleiter gewesen, welches anlässlich des 50. Jubiläums der Regattastrecke Beetzsee in Kombination mit dem diesjährigen Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 zelebriert wurde. Da sollte halt alles passen. Und das tat es auch.

Nach der Anmeldung ging es schon mit einem kleinen Highlight weiter: die Teilnehmer konnten die Stadt Brandenburg an der Havel auf dem Wasser erkunden. Mit Kirchboot und Barke errudertern sich die Gäste die schönsten Seiten der Stadt. Klaus Schönhoff, 2. Vorsitzender des Ruder-Club-Havel Brandenburg, ließ es sich nicht nehmen und berichtete an Bord persönlich von Loriots Heimatstadt, den Waldmöpsen und weiteren historischen Geschehnissen.

Bei dieser Stadtrundfahrt war auch die DRV Barke „RC Deutschland“ zum Einsatz gekommen und hatte, nach einer ausführlichen Sanierung, wieder ihren ersten Einsatz zu Wasser. An den Riemen saßen Jens Hundertmark und Rainer Engelmann aus dem DRV Präsidium.

Gegen 19.30 Uhr eröffnete Lars Beilfuß, 1. Vorsitzender des R.C.H.B., mit einer kurzen Rede offiziell die Veranstaltung und gab den Anwesenden noch detaillierte Informationen zum Ablauf. Wer wollte konnte sich dann mit ein paar Köstlichkeiten vom Grill stärken oder einfach nur bei einem kühlen Getränk, wunderbarem Wetter und netten Gesprächen den Abend ausklingen lassen. Für einen Shuttle-Service zu den Unterkünften war natürlich auch gesorgt.

Die Rudertour am Samstag

Wie beim WRT üblich, hieß es am Samstagmorgen zeitig aufstehen und das Frühstück einnehmen, da schon gegen 8.30 Uhr der Shuttle, in Form von Bussen und einer Fähre, vom Bootshaus zur Regattastrecke fuhr. Zwar konnten aufgrund einer kleinen Fahrplanänderung nicht alle Ruderer in den Genuss der Fährüberfahrt kommen, aber das sollte die gute Laune der Teilnehmer nicht trüben.

Am Badestrand „Massowburg“ neben der Regattastrecke lagen die Boote schon parat und da die Mannschaftseinteilung bereits feststand, mussten diese nur noch zügig zu Wasser gebracht werden. Die meisten Boote starteten schon vor 9.30 Uhr, da das Ablegen von einem Strand schneller geht als vom Steg.

Vorbei an der Regattastrecke, auf der schon die ersten Rennen des Tages der Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 gefahren wurden, ging es für die Wanderruderer mit kräftigem Gegenwind auf dem Beetzsee in Richtung Norden nach Bollmannsruh. Denjenigen, die noch mehr Kilometer machen wollten, stand es frei auch bis Bagow oder Riewend zu fahren.

Das Wetter zeigte sich mit sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein von seiner besten Seite und die Boote kamen, trotz mehrerer Trinkpausen, gut voran. Schon gegen 11.30 Uhr legten die ersten Boote in Bollmannsruh an. Hier war das Zwischenziel der Tour und offizieller Rastplatz für die Mittagspause, bei der Nudeln mit Gulasch oder Gemüsesoße für die Ruderer bereitgestellt wurden. Neben gekühlten Getränken hielt der Ruder-Club-Havel Brandenburg außerdem noch Kaffee und Kuchen bereit.

Die Pausenzeit wurde zum Baden oder für interessante Gespräche genutzt. Hier wurde dann auch bekannt, dass die frisch sanierte DRV-Barke „RC Deutschland“ auf der Hinfahrt einen kleinen Wasserschaden erlitt, vermutlich weil das Lenzventil nicht richtig geschlossen werden konnte. Die Barke drohte kurzzeitig unterzugehen, aber es gab hilfreiche Hände, die den Defekt provisorisch behoben und so konnte die Barke nach einer kurzen Aufregung auch weiterfahren. Im Anschluss an die Mittagspause fuhren die Boote dann wieder in Richtung Süden. Der erhoffte Schiebewind blieb leider aus, zum Ausgleich wurden regelmäßig kleinere Pausen auf dem Rückweg gemacht.

Da eine gemeinsame Durchfahrt der Wanderruderer über die Regattastrecke geplant war, wurde sich gegen 15.40 Uhr an der 1.000 m Marke gesammelt. Zwischen 15.50 Uhr und 16.15 Uhr war dann offizielle Regattapause und die ca. 45 Wanderboote fuhren an der mit Zuschauern besetzen Tribüne vorbei. „Das war ein großartiges Gefühl“ berichtet Gabriela Brahm vom ESV Schmöckwitz „Und es wurden viele Fotos und Videos gemacht, um diesen einmaligen Augenblick festzuhalten“.

Wieder am Strand „Massowburg“ angekommen, wurden die Boote aus dem Wasser genommen. Einige Boote wurden verladen, andere wurden für eine Weiterfahrt und die Rücktour zum Verein gelagert. Auch hier sorgte der Ausrichter R.C.H.B. für das leibliche Wohl der Rudernden und stellte noch einmal kühle Getränke, sowie Kaffee und Kuchen bereit. Nun gesellten sich auch die Teilnehmenden des Landprogramms wieder dazu, die vorab auf der Tribüne die Durchfahrt erlebt und bejubelt hatten. Im Schatten der Bäume wurde sich dann kurz über die Erlebnisse des Tages ausgetauscht, bevor es mit Shuttlebussen zurück zu den Unterkünften ging.

„Es war ein sehr schöner Tag“, so Gabriela Brahm. „Danke an den Ausrichter für das Rundumpaket mit der Verpflegung.“

Das Landprogramm am Samstag

Pünktlich um 10 Uhr begrüßte das Marktweib Christine die rund 20 Teilnehmer des Landprogramms mit den Worten „Ich bin die Christine, euer Marktweib, und ihr habt es so gewollt“. Gleich darauf wurde ein Teilnehmer der Gruppe zum Gewinner gekürt. Sein Gewinn war der Posten „Aufschneider des Tages“ zu sein. Das bedeutet, dass dieser die vom Marktweib mitgebrachten Äpfel, in den kleinen Pausen aufschneidet und an die Gruppe verteilt. Das Körbchen darf er natürlich auch tragen.

Dann ging es los: mit lockeren Sprüchen („wo ik bin, is‘ vorne“ oder „ik bin die für die Nischen“) und zügigem Schritt führte die Tour über die Näthewinde, vorbei am Gymnasium am Dom und weiter zum St. Peter und Paul Dom zu Brandenburg an der Havel selbst. Nach einem Rundgang im Dom war es Zeit für eine kleine Stärkung und das Marktweib kredenzte der Gruppe einen selbstgemachten Likör. Nicht, ohne passendem Trinkspruch, versteht sich.

Weiter ging es zu den Brunnenfiguren ‚Die schöne Galatea und die Tritonengruppe‘, wo sich gleich nebenan ein Waldmops befindet. Über den Neustädtischen Markt und an der Katharinenkirche vorbei, führte Christine über die Hauptstraße, an der noch ein blauer Briefkasten aus den Zeiten von Thurn und Taxis hängt. Bevor die Gruppe kurz vor der Jahrtausendbrücke abbog, um vom historischen Hafen aus mit dem Dampfer „Luise“ in Richtung Regattastrecke abzulegen, hieß es jedoch Abschied nehmen vom Marktweib. „Hat es euch gefallen, so geht raus und sagt es allen.“ Christine erntete herzlichen Dank und Applaus für die Führung durch „ihr“ Brandenburg an der Havel.

An der Regattastrecke wurde die Gruppe mit einem Mittagessen versorgt, bevor sie sich die Rennen der Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 anschaute und auf die Durchfahrt der Wanderruderboote gegen 16 Uhr wartete.

Das Rudererfest am Samstagabend

Rund 320 Gäste, Wettkampfsportler und Wanderruderer, hatten sich am Samstagabend in dem riesigen Festzelt hinter der Tribüne auf dem Regattagelände eingefunden. Kurz vor 20 Uhr begrüßte Lars Beilfuß die Anwesenden und bedankte sich bei den Wanderruderern (260 Teilnehmer aus 70 Vereinen) zum einen dafür, dass die Durchfahrt auf der Regattastrecke gut funktioniert hat, zum anderen bei den Vereinen mit mehr als 10 Teilnehmern sowie den Vereinen, die Boote für das WRT zur Verfügung gestellt hatten. Letztere wurden sogar namentlich genannt. Auch den ca. 60 Helfern des R.C.H.B. sprach Lars Beilfuß seinen großen Dank für deren Unterstützung aus. Das Team hatte fantastische Arbeit geleistet.

Rainer Engelmann schloss sich diesem Dank an und freute sich, dass die bisherigen zwei Tage mit Stadtrundfahrt und Tagestour so gut verlaufen waren. Auch galt sein Dank den anwesenden Schiedsrichtern für ihre Arbeit zu den Deutschen Meisterschaften und die freundliche Ermahnung für das Falschfahren auf der Regattastrecke. Anschließend wurde das Buffet und damit auch das Fest der Ruderer eröffnet. Etwas später am Abend sorgte die Band ‚Brassappeal‘ aus Berlin für Stimmung. Die vier Frauen begeisterten mit Hits aus Pop, Rock und Weltmusik auf zwei Saxofonen, Tuba und mobilen Drums ihre Zuhörer. Danach übernahm der DJ die musikalische Gestaltung und traf mit dem Song ‚Aloha heja he“ von Achim Reichel direkt ins Schwarze und die Tanzfläche wurde auf unkonventionelle Art gestürmt, bevor es dann zum Discofox überging. Später am Abend wurde das Festzelt für alle geöffnet und so nutzten auch die Athleten der Deutschen Meisterschaften die Gelegenheit das Fest der Wanderruderer kennenzulernen und zu tanzen.

Der ein oder anderen Person waren im Laufe des Abends die Getränke zu Kopf gestiegen und sie ließ sich zu Dummheiten hinreißen. Aber größerer Schaden blieb aus, sodass man ruhigen Gewissens sagen kann, dass sich der junge Leistungssport mit dem Wanderrudern auf einer Veranstaltung wie dieser gut vereinbaren lässt.

Ehrungen beim Festakt am Sonntag

Am Sonntag, den 23. Juni 2019, feierte dann der Deutsche Ruderverband in der Johanniskirche in Brandenburg an der Havel seinen Festakt, bei dem traditionell die Preisträger aus dem Fahrtenwettbewerb des Vorjahres geehrt werden.

Gegen 10 Uhr begrüßte Lars Beilfuß die anwesenden Ruderinnen und Ruderer sowie die Ehrengäste. Neben dem Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg an der Havel, Steffen Scheller, waren auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Dietlind Tiemann sowie Nadine Haase, Referentin Breitensport im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, anwesend und richteten ihre Grußworte an die Wanderruderer.

Von der Stadtverwaltung ließen es sich auch Uwe Philipp („Sport frei“) als Leiter der Regattastrecke "Beetzsee" und Sybille Steinhäuser nicht nehmen an der Feierstunde teilzunehmen. Vom Deutschen Ruderverband waren unter anderem der Ehrenvorsitzende Helmut Griep, der Generalsekretär Jens Hundertmark und erstmalig der stellvertretende Vorsitzende Moritz Petri dabei.

Letzterer schloss sich seinen Vorrednern an und lobte die beiden Ausrichter für die gute Organisation, die beiden Veranstaltungen von Wanderrudertreffen und Deutsche Meisterschaften zu einem großen Event zu vereinen, und natürlich auch für deren Umsetzung. Überdies zeigte sich Petri erfreut, dass sich die jungen, schnellen Leistungssportler so gut mit den erfahrenen, ausdauernden Wanderrudersportlern verstehen. Petri sagte zu, die Begeisterung aller für diese Art der Veranstaltung als Auftrag für das Präsidium verstanden zu haben, diese zu wiederholen.

Den Grußworten und Reden folgte ein Auftritt von Theodor Fontane, vertreten durch den Schauspieler Hank Täufer, der sich selbst aus seinem Werk „Modernes Reisen. Eine Plauderei“ von 1873 zitierte.

Dann war es soweit und die Ehrungen erfolgten. Zuerst bat Rainer Engelmann die anwesenden Äquatorpreisträger auf die Bühne. Von den insgesamt 38 eingeladenen Preisträgern haben 24 Ruderer den Preis persönlich entgegengenommen.

Für die Gewinner des Wanderruderpreises hat sich der R.C.H.B. noch etwas Besonderes einfallen lassen und für die anwesenden Vereine jeweils einen 10-Liter-Eimer Werder Ketchup organisiert. Diese kommen sicher schon beim nächsten Sommerfest zum Einsatz.

Im Anschluss fand die Ehrung der goldenen Fahrtenabzeichen statt. Erstmalig wurden die Erfüller ab dem 25. Jubiläumsfahrtenabzeichen eingeladen. Der Einladung gefolgt sind 27 Ruderinnen und Ruderer. Auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch allen für die erbrachte Ruderleistung.

Im Anschluss an die Ehrungen stellte sich der Ausrichter des 55. Wanderrudertreffens vor. Nach kleineren technischen Problemen konnte der dafür eigens angefertigte Trailer gezeigt werden und zu sehen war die wunderschöne Saarschleife. Die Saarbrücker Rudergesellschaft Undine mit ihrem 1. Vorsitzenden Arne Bach lädt alle Freunde des Wanderruderns im nächsten Jahr ein, in der Zeit vom 4. bis 6. September 2020, das Rudergebiet der Saar kennenzulernen. Auch das 55. WRT in Saarbrücken wird unter dem Motto ‚Rudern für Jung und Alt‘ stehen, wobei es sicher vom saarländischen Motto ‚Hauptsache gudd gess!‘ profitieren wird.

Als letzten Punkt der Veranstaltung gab Theodor Fontane noch sein Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ zum Besten. Nach einem Glas Sekt und einem kleinen Imbiss machten sich dann die Wanderruderer wieder auf ihren Heimweg.

Schön war es in Brandenburg an der Havel.

Vielen Dank für ein wunderbares 54. Wanderrudertreffen.

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