Nachruf auf Wolfgang Gunkel
Der Deutsche Ruderverband trauert um Wolfgang Gunkel. Der Olympiasieger von 1972 im Zweier mit Steuermann verstarb vergangene Woche im Alter von 72 Jahren nach langjähriger Krankheit.
Nach einem kurzen Abstecher zum Schwimmsport entdeckte Gunkel im Jugendalter seine Leidenschaft für das Rudern und trat der SG Grünau bei. Sportlich ging es schnell nach ganz oben. Bereits 1968 wurde er zusammen mit Helmut Wollmann und Steuermann Klaus-Dieter Neubert DDR-Meister und anschließend Vierter bei den Olympischen Spielen in Mexiko. Seinen größten Erfolg feierte Gunkel dann vier Jahre später – Gold im M2+ bei den Olympischen Spielen in München. Aber auch bei Europa- und Weltmeisterschaften sammelte Gunkel viele Medaillen.
Nach dem Ende seiner Leistungssportkarriere fing der gelernte Chirurgiemechaniker als Mechaniker beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin an. Auch wenn er hauptsächlich im Bereich des Bobbaus eingesetzt war, hatte er immer engen Kontakt zur Rudersparte. So betreute er viele Projekte für Messboote. Zudem begleitete er ab 1994 die Junioren-Nationalmannschaften als Bootsmeister, Messtechniker und „guter Geist“. Er überzeugte nicht nur mit seinem Know-How, sondern agierte als Trainer, Freund, Berater und Unterstützer und leistete so einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Nachwuchsathleten. In nächtelanger akribischer Arbeit kreierte er die schönsten Skull- und Riemenblätter aller Nationen. Als Höhepunkt durfte er 2012 als Techniker des deutschen Teams mit zu den Paralympischen Spielen in London. Auch wenn seine offizielle Zeit 2013 mit seinem letzten Einsatz bei der Junioren-WM in Hamburg endete, stand er dem Team bis 2019 bei allen Trainingswochenenden in Berlin immer wieder bei Bootsschäden oder anderen Problemen zur Seite. Geht nicht, gibt’s nicht gab es bei Gunkel nicht.
Als ehemaliger Leistungssportler durfte das aktive Rudern natürlich auch nicht fehlen. Im Jahr 2002 erfüllte er sich mit der Gründung des Master Ruder-Club Berlins einen lang ersehnten Traum. Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen, die alle tickten wie er, machte Gunkel fortan Berlin und Umgebung im Ruderboot unsicher. Als langjähriges Vorstandsmitglied und Trainer war er die gute Seele des Vereins. Gunkel konnte selten Nein sagen und riss gerne alle Aufgaben an sich.
Das letzte Mal im Boot saß er bei der Hanse Sail Rostock, deren Teilnahme er für seinen Verein letztmalig organisiert hatte.
Wolfgang Gunkel bleibt allen als ein Urgestein des Ruderns in Erinnerung, als aufrechte und positive Person der alten Garde, als Vorbild für alle. An die gemeinsamen Abende und die vielen Sprüche erinnert sich jeder gerne zurück. Er wird dem Rudersport fehlen!
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.