Zum Tod von Gunther Kaschlun
Auch wenn wir um seine nachlassende körperliche Konstitution wussten – die Nachricht vom Tod von Gunther Kaschlun erfüllt uns mit tiefer Trauer.
Seine beispielhafte Karriere für den Rudersport begann er 1951 im Leistungssport mit 16 Jahren. Bereits ein Jahr später wurde er für die Ruderriege des ETUF im Achter Deutscher Jugendmeister. Er gehörte zur Olympiamannschaft 1956 in Melbourne und verpasste dort im Vierer ohne Steuermann nur durch widrige äußere Umstände den Einzug ins Finale. Sein Talent und Trainingsfleiß wurden ein Jahr später mit der Goldmedaille bei den Europameisterschaften, damals dem höchsten internationalen Ruderwettbewerb, in Duisburg belohnt.
Im Olympiajahr 1960 wurde er im Zweier mit Steuermann nach einer Rennfolge von Sieg zu Sieg Deutscher Meister und unterlag nur in der damaligen Ost-West-Ausscheidung durch unglückliche Umstände den späteren Goldmedaillengewinnern aus Gelsenkirchen.
Nach seiner Karriere auf den internationalen Regattabahnen widmete er sich intensiv und mit neuem Elan der Verbandsarbeit. Im Deutschen Ruderverband beeindruckte er durch seine Konzepte und Ideen für die Pressearbeit. Er kehrte als Schiedsrichter – später mit internationaler Lizenz – auf die Regatten zurück, war Mitglied des Ruderclub Deutschland und der Deutschen Olympischen Gesellschaft. 1974 wurde er Chef der Hügelregatten, führte sie aus kritischer Lage wieder zu einer renommierten internationalen Regatta und war darüber hinaus regelmäßig Gastgeber für Deutsche und internationale Meisterschaften. Er verstand es, durch intensive, kontinuierliche und ideenreiche Arbeit nicht nur die weltbesten Mannschaften für den Baldeneysee zu begeistern, sondern auch das Vertrauen vieler Persönlichkeiten aus Politik und Sportverbänden zu gewinnen.
Dank seines vorbildlichen Einsatzes fand er in den Essener Rudervereinen stets aufgeschlossene Mitwirkende. Ein Stück Essener Sportgeschichte sind die Treffen von Sportlern und Funktionären aus der Bundesrepublik mit denen aus ehemals sozialistischen Ländern einschließlich der DDR in der Ruhrlandkaserne auf der Dilldorfer Höhe. Mit Stil und geschliffenen Worten, gründlichen Kenntnissen und beispielhaftem Engagement wusste er seine Gäste bei jeder Gelegenheit zu beeindrucken.
Dem ETUF und besonders der Ruderriege war er stets in Dankbarkeit verbunden, die er mit langjähriger Vorstandsarbeit zum Ausdruck brachte, zunächst als Pressewart, dann als Vorsitzender der Ruderriege erstmals von 1983 bis 1993 und erneut über das 100. Jubiläumsjahr 1999 hinaus bis 2002, als er Ehrenvorsitzender wurde. Der ETUF insgesamt profitierte von seinem unermüdlichen Engagement als stellvertretender Vorsitzender und ernannte ihn 2001 zum Ehrenmitglied.
Gunther Kaschlun war ein eindrucksvolles Beispiel, wie Leistungssportler nach ihrer Karriere mit ihrer Erfahrung dem Sport dienen können. Für ihn war der (Ruder-)Sport nicht allein Training, Wettkampf und Medaille, sondern eine lebenslange innere Verpflichtung und Bildung.
Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen, u.a. wurde er für seine Goldmedaille bei den Europameisterschaften auf dem Jubiläumsrudertag 1958 in Köln mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt; die Plakette der Stadt Essen für hervorragende Sportführung erhielt er 1990; ebenso die Sportplakette des Landes NRW und mit der Plakette für besondere Verdienste zeichnete ihn der DRV auf dem Rudertag 1997 in Essen aus.
Seine Ruderfreunde in Essen und weit darüber hinaus werden Gunther Kaschlun als engagierten Mitstreiter für den Rudersport in dankbarer Erinnerung behalten. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Hildegard und seinem Bruder Walther.