Zum Tod von Henrik Lotz
Der Deutsche Ruderverband trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Henrik Lotz. Er verstarb im Alter von 90 Jahren.
Geboren in Finnland, wuchs Henrik Lotz in Hanau auf, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Nach dem Abitur 1948 studierte er an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt Jura und trat nach dem Studium 1953 als kaufmännischer Volontär bei der Dunlop AG ein, der weltbekannten Firma, die er seit 1985 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand als Vorsitzender der Geschäftsführung leitete.
Sportlich betätigte sich Henrik Lotz als Jugendlicher zunächst als Handballspieler im Turnverein Kesselstadt, wo er bis zum Bezirksschiedsrichterwart aufstieg. Mit 14 Jahren begann aber auch die Liebe zum Rudersport, zuerst als Schülerruderer, dann als Jugendleiter, Sportleiter, 2. Vorsitzender und von 1964 bis 1981 als Vorsitzender der Hanauer Rudergesellschaft von 1879. Dabei setzte Henrik Lotz in seinem Verein Schwerpunkte bei der Einführung des Jungen- und Mädchenruderns, dem Aufbau des Wander- und Altherrenruderns, der Verdoppelung des Bootsparks und der Erschließung von Finanzierungsquellen. „Höhere Ämter“ schlossen sich an - wie z. B. als Vorsitzender in der Rudervereinigung Mittelmain und als Vorstandsmitglied im Hessischen Ruderverband.
12 Jahre DRV-Vorsitzender
Seine Karriere im Deutschen Ruderverband begann 1974 als Mitglied im Verbandsausschuss, wo er den Bereich Öffentlichkeitsarbeit leitete. Bereits 1976 wurde er zum 2. Vorsitzenden gewählt und unterstützte Dr. Claus Heß bei seinen Aufgaben der Verbandsführung. Nach dem Ausscheiden von Dr. Heß übernahm Henrik Lotz im Jahr 1983 schließlich die Führung des Verbandes, um die nächsten 12 Jahre Vorsitzender zu bleiben und die Geschicke des Deutschen Rudersports zu lenken.
In seine Amtszeit fiel die Wiedervereinigung und damit auch der Zusammenschluss von DRV und DRSV. Diese schwierige Aufgabe meisterte Henrik Lotz mit Bravour. Ohne Aufregung und Streitigkeiten führte er die zwei Verbände in eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft. Für die Verabschiedung des DRV-Strukturplanes zeichnete er sich ebenso verantwortlich wie für die Ausrichtung der Ruder-Weltmeisterschaften 1983 in Duisburg und der Junioren-WM 1987 in Köln.
Großes Engagement auch außerhalb des Rudersports
Auch außerhalb des Deutschen Ruderverbandes schätze man Henrik Lotz und seine Meinungen. Seit 1980 gehörte er der gemeinsamen Medienkommission von DSB und NOK an und er war Sprecher der im sogenannten „32er-Fernsehvertrag“ zusammengeschlossenen Verbände. Im Rahmen seines überfachlichen sportlichen Engagements engagierte sich Henrik Lotz darüber hinaus ab 1992 für viele Jahre als Vorsitzender des Vereins Trainerakademie Köln des DSB und ab 1993 auch lange Zeit als Vorsitzender des Trägervereins der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES) in Berlin und des Instituts für angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig.
Doch nicht nur von anderen Funktionsträgern wurde Henrik Lotz geschätzt. Zu seinem 65. Geburtstag übertrug ihm die Junioren-Nationalmannschaft die Kapitänswürde, eine Ehre, die bisher nur dem 8fachen Großvater Henrik Lotz angetragen wurde.
Vom Land Hessen wurde Henrik Lotz mit dem Ehrenbrief und der Ehrenplakette ausgezeichnet. Der Bundespräsident würdigte das sportliche, soziale und berufliche Engagement von Henrik Lotz 1989 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse.
1995 zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Henrik Lotz galt als ein vielseitiger Sportfunktionär, der mit seiner ausgleichenden Art, seinem diplomatischen Geschick und auch seinem Humor der richtige Mann zur Lösung schwieriger Fälle im Sport war. Nachdem der Deutsche Ruderverband ihn 1995 zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes ernannte, bedeutete dies für Henrik Lotz jedoch keinesfalls Ruhestand. Er nahm – soweit Zeit und Gesundheit dies zuließen – an den Sitzungen des Präsidiums sowie an allen Rudertagen teil und bereicherte die Diskussionen stets mit seinen geistreichen Anmerkungen. Bis zu seinem Tod war er für die amtierenden Vorsitzenden des Verbandes ein wichtiger Gesprächspartner, dessen Meinung und Rat von allen sehr geschätzt wurde. Unvergessen sind auch seine „Worte zum Sonntag“ am Ende eines jeden Rudertages, bei denen er nicht nur die Beratungen des Wochenendes Revue passieren ließ, sondern auch die Delegierten zur Ordnung rief, falls Diskussionen aus dem Ruder liefen.
Wir behalten Henrik Lotz als einen geistreichen und humorvollen Ruderkameraden in Erinnerung und gedenken ihm mit großer Wertschätzung. Wir werden ihn nicht vergessen.
Siegfried Kaidel
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes