5 Fragen an Tobias Weysters
Mit Abschluss des Deutschen Rudertags 2021 wird das Präsidium des Deutschen Ruderverbandes durch neue Gesichter sowie bekannte Gesichter in neuen Funktionen vertreten. Der DRV stellt euch in den kommenden Wochen sechs Personen in Interviewreihen näher vor. Den Auftakt macht Tobias Weysters, Fachressort Wettkampf.
Tobias Weysters wurde beim Rudertag 2021 neu ins Präsidium gewählt. Ein guter Anlass, dem „Neuen“ 5 Fragen zu stellen und ihn kennenzulernen.
1) Für diejenigen, die Dich (noch) nicht kennen: wie würdest Du dich vorstellen und beschreiben?
Tobias Weysters: Natürlich freue ich mich, in der nächsten Zeit möglichst viele Personen auch persönlich kennenzulernen, aber eine kurze Vorstellung ist natürlich schon ein Anfang. Ich bin 31 Jahre alt und komme aus Duisburg, wo ich auch immer noch lebe. Ich bin seit 20 Jahren Mitglied im Duisburger Ruderverein, in dem ich zunächst als Kind und Junior aktiv gerudert habe. Nach meinen Juniorenjahren habe ich mich weiter im Verein engagiert und bin seitdem im Vorstand, aktuell als 1. stellvertretender Vorsitzender. Zusätzlich zu dieser Vereinsarbeit habe ich 2011 auch meine Wettkampfrichter-Lizenz gemacht und bin regelmäßig auf nationalen Regatten unterwegs und arbeite aktuell auch an meiner internationalen Wettkampfrichter-Lizenz. Zusätzlich bin ich ebenfalls Wettkampfleiter des International Wedau Regatta-Vereins, also des Regattastabs der Duisburger Ruderregatten. Hier waren neben den verschiedenen regionalen bzw. nationalen Regatten und unserer regelmäßigen Internationalen Wedau Regatta definitiv die FISA World Masters Regatta 2012 und die U23EM 2020 die bisherigen Highlights.
Beruflich bin ich in einer ganz anderen Richtung unterwegs: Als IT-Unternehmensberater berate ich Großkonzerne rund um Digitalisierung mit einem großen Fokus auf IT-Prozesse und Software. Diese Erfahrung bringe ich aktuell auch in den Lenkungsausschuss Digitalisierung ein, in dem ich auch vor dem Rudertag bereits für den Wettkampfbereich zuständig war.
2) Deine Wahl beim Rudertag war mit 92,6% eine überwältigende Bestätigung. Beruhigt Dich so viel Zuspruch oder ist es eher eine Last, weil dahinter auch hohe Erwartungen stecken könnten?
Dass solch ein Amt automatisch gewisse Erwartungshaltungen bei den verschiedensten Personen mit sich bringt, war mir natürlich bereits vor dem Rudertag bewusst. Ich würde hierbei allerdings nicht von einer Last reden, da ich natürlich auch selbst einen gewissen Anspruch an die Arbeit von mir und dem ganzen Ressort habe. Dieser Anspruch ist und bleibt unabhängig von meinem persönlichen Wahlergebnis. Unabhängig davon freut es mich sehr, dass ich solch einen großes Vertrauen durch den Rudertag erhalten habe. Auch wenn dies meine persönlichen Erwartungen nicht steigert, sorgt solch ein gutes Wahlergebnis dennoch für ein gutes Gefühl zu Beginn der Arbeit und ich hoffe, dass wir einen Großteil dieser Erwartungen auch erfüllen können.
3) Du führst nun das Fachressort Wettkampf, was viel Verwaltungs-, Koordinations- und Abstimmungsarbeit erfordert: Warum gerade dieses Ressort?
Mit dem Bereich Wettkampf verbinde ich einen Großteil meiner Rudererfahrung. Seit meiner ersten Regatta mit 11 Jahren im schönen Limburg bis zum Ende meiner sportlichen Karriere als Junior, war diese aktive Zeit immer durch die Teilnahme an den verschiedensten Regatten geprägt. Und auch hinterher war ich eng mit dem Wettkampfwesen verbunden, sowohl durch meine Tätigkeit als Wettkampfrichter als auch als Wettkampfleiter der Duisburger Ruderregatten. Von daher ist mein Ruderleben dauerhaft durch den Wettkampfbereich geprägt und ich kann meine Erfahrungen aus den verschiedenen Blickwinkeln einbringen.
Außerdem ist der Bereich Wettkampf auch noch viel mehr als trockene Büroarbeit. Die Atmosphäre auf unseren verschiedensten Wettkämpfen, von der RBL über Coastal Rowing bis hin zu Deutschen Meisterschaften, aber natürlich auch die verschiedensten regionalen Regatten, ist einfach unglaublich und macht die Arbeit deutlich vielfältiger.
4) Politiker werden ja gerne an den ersten 100 Tagen im Amt gemessen. Was hast Du dir als erstes, als nächstes und als langfristiges Ziel so vorgenommen?
In unserem Umfeld ist es natürlich schwer, Themen bereits so kurzfristig umzusetzen. Ein sehr kurzfristiges Ziel ist zunächst einmal eine junge und diverse Besetzung des Fachressorts. Ansonsten gibt es mehrere Themenbereiche, die ich in den nächsten Jahren gerne treiben möchte:
Erstens das Thema Digitalisierung, in dem wir den Regattaveranstaltern aber auch den -teilnehmern eine bessere Regattaerfahrung ermöglichen. Als ersten Schritt arbeiten wir aktuell bereits mit einer Firma aus den Niederlanden zusammen, um ein neues Meldeportal mit erweiterten Funktionen (wie beispielsweise Zahlungsabwicklung, aber auch Um-/Nach- und Abmeldungen) einzuführen. Hier planen wir aktuell mit einer Einführung der ersten Ausbaustufe bereits zu Beginn der kommenden Saison 2022.
Mein zweiter Blick geht in Richtung unserer Wettkampfrichter. Hier wünsche ich mir aufgrund der gestiegenen Anzahl von Regatten und Wettkampfformaten eine höhere Zahl von neuen Schiedsrichtern. Das wollen wir sowohl mit einer breiteren Bewerbung dieses Ehrenamtes, aber auch mit einem verbesserten Ausbildungsprozess und entsprechenden Ausbildungsmaterialien unterstützen.
Und das dritte große Ziel sind natürlich die Wettkämpfe an sich. Mit der Ergo WM 2022 in Hamburg, der EM 2022 und dem Weltcup 2024 in München, der World Masters Regatta 2024 in Brandenburg, den Special Olympics 2024 in Berlin und den World University Games 2025 in Duisburg haben wir aktuell eine Vielzahl von internationalen Veranstaltungen in Deutschland geplant. Aber auch auf nationaler Ebene haben wir einige spannenden Wettkämpfe. So freuen wir uns weiterhin auf die Durchführung der Ruder-Bundesliga, aber auch in Kooperation mit dem Ressort Coastal müssen wir hierfür an einem entsprechenden Format auf nationaler Ebene arbeiten.
5) Corona hält uns weltweit weiter im Klammergriff. Was bedeutet das für Deine Wettkampf-Arbeit und wo und wann siehst Du Licht am Ende des Tunnels?
Corona hat natürlich einen massiven Einfluss auf den weltweiten Sport. Doch wir als kontaktlose Outdoor-Sportart sind in der glücklichen Situation, dass wir sowohl frühzeitig das Training wieder aufnehmen als auch regelmäßig Regatten unter Einhaltung bestimmter Hygienebedingungen durchführen konnten. Hier hatte der DRV eine entsprechende Abwandlung des Regelwerks eingeführt, welches die Einhaltung von Infektionsschutzaspekten ermöglicht.
Zusätzlich hat diese Pandemie aber auch einen Einfluss auf die Wettkampfformate. Ein großes Highlight hierbei war zu Beginn des Jahres die Durchführung der Deutschen Ruderergometer-Meisterschaften in einem komplett virtuellen Format, welches zu einem Rekordmeldeergebnis für diese Veranstaltung gesorgt hat. Dieses Format haben bereits mehrere regionale Veranstalter übernommen, was unterstreicht, dass wir während der aktuellen Pandemielage neue Wettkampfformate beleuchten müssen.
Insgesamt hoffe ich natürlich, dass die vorhandenen Einschränkungen in der kommenden Saison gelockert werden, und wir endlich wieder unsere verschiedenen etablierten Regatten durchführen und zusammen mit Zuschauern erleben können.