Nationale Wasserstrategie
Am 8. Juni 2021 hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) die „Nationale Wasserstrategie“ vorgestellt.
Wasser in ausreichender Menge und guter Qualität ist eine essenzielle Lebensgrundlage für Mensch und Natur und für das soziale und wirtschaftliche Handeln der Menschen. Diese wertvolle Ressource ist für die jetzige und für nachfolgende Generationen zu erhalten. Der langfristige, dauerhafte Schutz des Wassers als Lebensraum und als zentrales Element für viele Ökosysteme ist daher eine wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels, weltweit knapper werdender Wasserressourcen und der zu erhaltenden CO2-Speicherfunktion von Feuchtgebieten. Die Gewässer müssen daher so bewirtschaftet werden, dass ihre Funktionsfähigkeit und Widerstandskraft verbessert, wiederhergestellt und langfristig gesichert werden. Das betrifft u. a. einen naturnahen Wasserhaushalt und natürlichere Strukturen. Die Auswirkungen des Klimawandels und die Erfordernisse zum Schutz der Biodiversität müssen insoweit berücksichtigt werden. Das erfordert einen vermehrt integrativen und systemischen Ansatz für die Gewässerbewirtschaftung. Dieser muss die Lebensraumfunktionen mit den unterschiedlichen für den Menschen erforderlichen oder von ihm gewünschten Nutzungen in Einklang bringen, unter sich dynamisch ändernden Rahmenbedingungen.
Michael Stoffels als DRV-Ressortleiter für Ruderreviere, Umwelt und Technik hat als einziger Vertreter des im Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) organisierten Wassersports am zweijährigen Nationalen Wasserdialog mit mehr als 200 Teilnehmenden aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forschung, aus Verbänden, Ländern und Kommunen teilgenommen. In diesem Rahmen wurden zusammen mit dem BMU die wichtigsten Herausforderungen und Ziele für die Entwicklung der Wasserwirtschaft zusammengetragen.
Für den Bereich Freizeit und Erholung/Sport werden auf den 76 Seiten des Dokumentes „Nationale Wasserstrategie“ auch dessen Interessen und Handlungsmöglichkeiten einbezogen. Ohne Einflussnahme bei Strategie, Gesetzgebung und Planung besteht die Gefahr, als nur „nice to have“ unter den Tisch fallen.
Stichworte dafür sind:
- Deutschland ist im Wesentlichen eine vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft. Eine vollständige Wiederherstellung des natürlichen Zustands aufgrund der historischen, aktuellen und zukünftigen Nutzungen der Gewässer ist nicht möglich.
- Flächenbedarfe für die Grundwasserneubildung, den Wasserrückhalt und Hochwasserschutz, für die Gewässerentwicklung und für die Trinkwassergewinnung bieten oftmals ein hohes Synergiepotenzial mit dem Naturschutz sowie für Freizeit und Erholung und konkurrieren gleichzeitig z. T. mit den Bedarfen anderer Nutzungen wie Landwirtschaft, Siedlung, Energie, Industrie und Verkehr.
- Zum Erhalt oder zur Wiederherstellung eines naturnahen Landschaftswasserhaushalts (z. B. von Gewässern oder großen Feuchtgebieten/Mooren) ist das Wassermanagement des gesamten Einzugsgebiets zu betrachten und Emissionen sind zu vermeiden. Dabei ist zu beachten, dass gegenläufige Interessen um die Nutzung von Flächen existieren, z. B. in Überschwemmungsgebieten, die für die Landwirtschaft und den Rückhalt von Hochwasser genutzt werden. Schließlich können auch Nutzungen wie Erholung, Freizeit, Sport oder Tourismus in der Umgebung von und direkt an Gewässern mit anderen Nutzungen konkurrieren und in der Praxis ausgeschlossen oder beschränkt sein.
- Intakte Flusslandschaften und ihre Auen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Natürliche Gewässer sind ein wichtiger Bestandteil des Arten- und Biotopschutzes. Gewässerentwicklung und Naturschutz bieten zahlreiche Synergiefelder, u. a. beim Hochwasserschutz und Wasserrückhalt in der Fläche. Durch die Nutzung dieser Synergien lassen sich viele Ökosystemleistungen erhalten bzw. wiederherstellen. Das bezieht die Erhöhung der Resilienz der wasserbezogenen Ökosysteme bezüglich Veränderungen, bspw. durch den Klimawandel, ebenso mit ein wie deren Nutzungsansprüche durch den Menschen: Freizeit und Erholung, Hochwasserschutz oder Schifffahrt. Der Schutz und Erhalt der Ökosysteme einerseits und andererseits die Nutzung der Gewässer und angrenzenden Auen durch den Menschen erfordern ein hohes Maß an Zusammenarbeit und effektive Strategien für ein integriertes Gewässermanagement. Dazu gehört im Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) auch das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ für die naturnahe Umgestaltung an den (noch) schiffbaren Gewässern.
- Die naturnahe* Wiederherstellung von Gewässern als funktionsfähige und intakte Ökosysteme, die Berücksichtigung der Auen als natürliche Retentionsflächen und der damit verbundenen Umsetzung eines zukunftsweisenden Hochwasserschutzes sowie der Integration weiterer Belange des Allgemeinwohls, wie unterschiedliche Nutzungen, Naturschutz, Freizeit, Erholung und die Ästhetik der Gewässerlandschaften.
Quellen und Verweise:
Pressemitteilung: Bundesumweltministerin Svenja Schulze legt Nationale Wasserstrategie vor
Nationale Wasserstrategie – Langfassung
Nationale Wasserstrategie – Kurzfassung
https://www.bmu.de/download/nationale-wasserstrategie/