Wandern, Rudern, Treffen: das verschobene 55. Wanderrudertreffen in Saarbrücken war ein voller Erfolg
Ist das schönste am Wanderrudertreffen, Gleichgesinnte zu treffen? Oder die gemeinsame Wanderfahrt, diesmal die Saar entlang von Beckingen bis Serrig oder Saarburg? Oder doch der Festakt am Sonntag als geselligen Abschluss, wo WRT auf AKK trifft? Fragt man die Teilnehmer des um ein Jahr verschobenen Wanderrudertreffen, dann schlug das Herz bei allen Erlebnissen am letzten Wochenende höher. Kurz gesagt: das Warten hat sich gelohnt.
Am Freitag, den 10. September 2021 war es endlich soweit: Die Saarbrücker Rudergesellschaft Undine begrüßte die Wanderruderer zum 55. Wanderrudertreffen. Rund 180 Ruderinnen und Ruderer nahmen teil, unter ihnen die Preisträger des Fahrtenwettbewerbs 2019/2020.
Freitag:
Los ging es natürlich mit Wandern – sowohl auf dem Wasser, als auch per Pedes durch Saarbrücken. Vier Kleingruppen erlebten am Nachmittag eine Stadtführung durch die Landeshauptstadt mit ihren rund 182.000 Einwohnern. Eine Tagesfahrt unternahmen die Wanderruderer, die schon eher angereist waren: Gleich morgens ruderten sie unter der Leitung von Rainer Engelmann auf der Saar von Saarbrücken nach Beckingen.
Abends kamen dann Wanderer und Ruderer wieder im Bootshaus der SRG Undine zusammen, wo sie herzlich vom 1. Vorsitzenden Arne Bach begrüßt wurden. Es folgte die Hauptversammlung des Förderkreises Wanderrudern mit Kassenbericht und der Entlastung des alten und Wahl des neuen Vorstands: Matthias Sieg übernimmt weiterhin den Vorsitz des Förderkreises, Rainer Engelmann wurde als Schatzmeister ebenso wiedergewählt wie Michael Stoffels als zweiten Vorsitzenden. Nach den Formalitäten blieb Zeit und Gelegenheit für das, was allen Teilnehmern am wichtigsten war: schöne Gespräche und intensive Diskussionen über die Zukunft des Wanderrudern.
Samstag:
Neuer Tag und neues Glück für Wasserfreunde und Landgänger: Die Teilnehmer konnten sich entweder für ein abwechslungsreiches Landprogramm entscheiden. Oder für eine kurzweilige Wanderfahrt die Saar entlang.
An Land fuhren 25 Teilnehmer angeführt von Ruderkameradin Heike Rau (SRG Undine) mit dem Bus zum Baumwipfelpfad Orscholz. Schon auf der Fahrt dorthin genossen alle Gäste die herrliche Landschaft, den Blick auf die Völklinger Hütte und das Entdecken der Gig-Boote von den Tagestour-Ruderfreunden auf der Saar. Am Ziel angekommen, wanderten die Teilnehmer den spektakulären und naturnahen 800m langen Baumwipfelpfad entlang, der mit Höhenunterschieden zwischen 3 und 23 Metern beeindruckt. Ruderer und Wanderer trafen sich danach zur gemeinsamen Mittagspause in Dreisbach. Für 15 Uhr sind die Teilnehmer dann zur Führung in der Völklinger Hütte angemeldet, die unter der Leitung von Karl-H. Wiesel stattfindet, welcher schon zu Beginn mit offenen Karten spielt und die zu meisternden 500 Treppen während der Führung ankündigt. Die ausgeprägte Wegstrecke führt an den komplett erhaltenen historischen Anlagen vorbei – interessante und spannende Einblicke für alle Teilnehmer.
Und auch zu Wasser ging es mit viel Freude zur Sache. Bei strahlendem Sonnenschein und ohne Regenschauer ging es von Beckingen durch wunderschöne Landschaften – wie die Saarschleife – bis zum Ziel nach Serrig, oder sogar noch ein wenig weiter bis nach Saarburg. So gab es am Abend viel zu erzählen: perfekte Vorbereitung durch ruderfertige Boote, aufregende Schleusungen, entspannte Snackpausen in sanft treibenden Booten, reibungslos organisierter Rücktransport der Boote und Mannschaften – und über allem der blaue Himmel und herrlicher Sonnenschein.
Glücklich und voller neuer Eindrücke, konnten sich so alle Teilnehmer beim anschließenden Ruderfest über ihre Erlebnisse an Land und auf dem Wasser austauschen.
Ruderfest am Samstagabend: DRV-Vorstand stellt sich Diskussionen und Gerüchten
Der gemeinsame Abend geht also mit etwas Verspätung los. Gegen 20.30 Uhr eröffnet Arne Bach das Buffet, welches dem saarländischen Motto „Hauptsach gudd gess!“ mehr als gerecht wird. Wie schon am Freitagabend kümmert sich das Team der SRG Undine sehr aufmerksam um seine Gäste des WRT. Trotz des gut besuchten Festzelts und der vielen Arbeit, gibt es immer ein Lächeln oder einen flotten Spruch an die Ruderkameradinnen und Kameraden.
Gegen 21.30 Uhr lassen es sich auch Siegfried Kaidel, Vorsitzender, und Moritz Petri, stellvertretender Vorsitzender, nicht nehmen, die Wanderruderer zu begrüßen. Moritz Petri nutzt die Gelegenheit zu den in jüngster Zeit aufgekommenen Gerüchten bezüglich der Ausrichtung des Wanderruderns innerhalb des Verbandes Stellung zu nehmen. Petri macht deutlich, dass das Wanderrudern in der Vergangenheit einen hohen Stellwert innerhalb des Verbandes gehabt hat und diesen auch zukünftig haben wird. Von einer Abschaffung des Wanderruderns ist zu keinem Zeitpunkt die Rede gewesen, es geht lediglich um eine organisatorische Neuausrichtung. Wanderrudern ist die Basis des Verbandes und soll weiterhin nicht nur stattfinden, sondern auch gefördert und optimiert werden. Für eine eventuell missverständliche Kommunikation zu den Plänen der Neuausrichtung bittet Petri ausdrücklich um Entschuldigung. Es war nie die Absicht, dass sich Ruderkameradinnen und Ruderkameraden persönlich angegriffen fühlen.
Petri bittet die Anwesenden das persönliche Gespräch mit ihm und Siegfried Kaidel zu suchen. Im direkten und gern auch kritischen Austausch ist eine Verständigung besser möglich als über Dritte. Ein Angebot, welches zahlreich genutzt wurde.
Der kurze Schwenk zu diesem wichtigen Thema tat der Stimmung im Festzelt auf dem Vereinsgelände der SRG Undine jedoch keinen Abbruch. Und auch, wenn wegen der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen kein Paartanz erlaubt gewesen ist, so wurde doch ausgiebig am Platz geschunkelt, geklatscht und mitgesungen.
Sonntag: Festakt mit Ministerin Annegret Kamp-Karrenbauer
Corona hin, Pandemie-Auflagen her – Pragmatismus bestimmte den Festakt am Sonntag. Statt im Saarbrücker Schloss traf man sich erneut morgens auf dem Vereinsgelände der Saarbrücker Rudergesellschaft Undine e.V.
Dort begrüßte erneut Arne Bach die Stellvertreter des Deutschen Ruderverbandes sowie die Gäste und Preisträger im Festzelt. Großen Dank von ihm und vom DRV an das Orga-Team und all die fleißigen Helfer der SRG Undine e.V., ohne die das Wanderrudertreffen nie so ein voller Erfolg geworden wäre.
Siegfried Kaidel übernahm das Mikrofon, begrüßte alle und dankte Arne Bach und seinem Orga-Team für die Ausrichtung des 55. Wanderrudertreffens. Begeistert fasst er die vergangenen Tage und Highlights zusammen und lobt auch die wanderrudernde Jugend, die er ganz besonders willkommen heißt. Denn Wanderrudern sei für alle und jede Altersgruppe geeignet: „Rudern von 8 bis 88“ und auch darüber hinaus sei nicht nur möglich, sondern gelebte Tatsache in den Vereinen.
Der Deutsche Ruderverband hat in letzter Zeit viel für das Wanderrudern und besonders für die Wanderruderboote gemacht. Unter anderem wurden die DRV-Barken und Boote in den letzten Jahren vollständig saniert. Das war nur möglich mit der Unterstützung des Förderkreises für Wanderrudern. An dieser Stelle Dank an Matthias Sieg, Vorsitzender des Förderkreises, für die Unterstützung.
Nach musikalischer Pause gedenken alle Anwesenden mit einer Schweigeminute dem im Frühjahr verstorbenen Helmut Griep. Griep war Ehrenvorsitzender des DRV und einer der Gründer des Förderkreises Wanderrudern. Schon von Anbeginn lag ihm das Wanderrudern am Herzen. „Helmut Griep war ein Macher“ so der Vorsitzende Förderkreises Matthias Sieg. „Er hat für das gekämpft, was ihm wichtig gewesen ist und das war das Wanderrudern.“
Im Anschluss folgten die Ehrungen zum Fahrtenwettbewerb 2020. 21 Ruderinnen und Ruderer erreichten im vergangenen Jahr zum ersten Mal den Äquatorpreis, davon waren 10 anwesend und konnten den Preis persönlich entgegennehmen. 8 haben den Preis sogar bereits zum zweiten Mal errudert, 6 waren in Saarbrücken dabei und wurden beklatscht. Ein Preisträger schaffte bereits zum dritten Mal das Unglaubliche: DD Pries von der Pro Sport Berlin 24 umrundete bereits dreimal den Äquator.
Mit tosendem Applaus ging es zu den Jubilaren: geehrt wurden die Preisträger, die das Fahrtenabzeichen zum 25. Mal erreichten. Dazu gehört Gerda Grzybowsky, älteste Teilnehmerin am Fahrtenwettbewerb und Thomas Haarhoff, Fachressort Ruderreviere, Umwelt & Technik. Das 30. Fahrtenabzeichen erruderte im vergangenen Jahr Matthias Sieg, Fachressort Wanderrudern & Breitensport. Unter den Preisträgern zum 45. Fahrtenabzeichen ist auch Michael Stoffels, Ruderreviere, Technik und Umwelt. Den Vorjahres-Preisträgern, die dank Corona keine öffentliche Würdigung bekommen konnten, wurde ebenfalls eine Bühne bereitet: DRV-Vorsitzender Siegfried Kaidel gratulierte ihnen zur erbrachten Leistung.
Dann die Überraschung des Tages AKK trifft auf WRT. Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesministerin der Verteidigung kam trotz Wahlkampf und engen Terminplans zum Wanderrudertreffen an die Saar. Siegfried Kaidel begrüßte die Bundesministerin und erläuterte kurz den Anlass der Feierstunde. Mit Augenzwinkern empfiehlt Kaidel der Politikerin den Rudersport, falls sie einer Sportart nachgehen möchte, die jung und fit hält. Zum Schluss dankt Kaidel der Ministerin und dem Ministerium für die Unterstützung im Bereich des Leistungssportes und übergibt ihr das Wort.
Die Ministerin der Verteidigung begrüßte die Anwesenden und erzählte zu Beginn, dass ein Besuch beim Wanderrudertreffen eine Premiere für sie sei. Sie freute sich über das Treffen an der Saar – schließlich kennt sie als ehemalige Sportministerin des Saarlands den Fluss sehr gut. Sie dankte den Ruderer:innen auch dafür, dass sie mit Begeisterung eine Sportart ausüben, durch die man nicht seinen Lebensunterhalt verdienen kann – wie es beispielsweise beim Fußball der Fall sei. Kramp-Karrenbauer würdigt zum Abschied noch die enormen Kilometerleistungen und wünscht allen Ruderern alles Gute und jederzeit freie Schifffahrtswege.
Als nächster Programmpunkt folgte die Vorstellung zum 56. Wanderrudertreffen. Jürgen Wenzel, Wanderruderwart des Mündener RV, stellte seinen Verein und die Stadt Hann. Münden als nächsten Ausrichter vor. Wenzel betonte, dass der Mündener RV der erste Verein sei, der die Auszeichnung des Umweltzertifikats des DRV erhielt. Die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit ständen auch im Fokus für das 56. WRT. So werde für jeden Teilnehmer am WRT im nächsten Jahr ein Baum gepflanzt werden. Darüber hinaus klangen die bereits geplanten Programmpunkte für nächstes Jahr vielversprechend: ebenfalls eine Stadtführung, Radeln auf dem Weserradweg und natürlich werde auch in Hann. Münden die traditionelle Rudertour am Samstag nicht fehlen. Zum Jahresbeginn 2022 können sich die Wanderruderer aus ganz Deutschland zum 56. WRT anmelden.
Zum Abschluss überreichte Siegfried Kaidel die Ehrengabe des Ressorts Wanderrudern an Arne Bach als Dank für die Ausrichtung des 55. Wanderrudertreffen. Der Abend endete so, wie das ganze Wanderruder-Wochenende begann: gut gelaunt, mit vielen Gesprächen und dem einen oder anderen Glas Sekt …