Alle im Einer: Novum bei Dortmunder Langstrecke
Die Dortmunder Langstrecke ist der traditionelle Leistungstest der deutschen Ruder-Elite am ersten Adventswochenende. Bei der zentralen DRV-Kaderüberprüfung müssen die Sportlerinnen und Sportler am Samstag (30. November 2024) 2.000 Meter auf dem Ergometer zurücklegen. Am Sonntag (1. Dezember) rudern die Athletinnen und Athleten dann satte 6.000 Meter auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Alles wie immer? Nicht ganz. Verändert ist zum Start in den neuen Olympia-Zyklus das Format: Alle Teilnehmer rudern im Einer, der Zweier ohne wurde gestrichen.
„Mit dem Skullboot wollen wir die individuelle Leistungsanpassung im Herbst forcieren. Jeder Sportler ist für seine eigene Entwicklung verantwortlich. Gleichzeitig kann er sein Training mit dem Studium flexibler verzahnen, als es beim Zweier möglich wäre“, sagt Cheftrainerin Brigitte Bielig. Gleichzeitig folge der DRV mit dem Saisonstart im Einer dem internationalen Trend. „Bisher gab es bei uns das nur punktuell im Frauen Riemen.“
Oliver Zeidler als Erster aufs Wasser
Vereinzelte Befürchtungen, das Meldeergebnis werde unter der Vielzahl der benötigten Boote leiden, haben sich nicht bewahrheitet. Rund 140 Männer und 80 Frauen haben sich im A-Bereich und für die U23 angesagt, der Jahreszeit entsprechend ist aber noch mit krankheitsbedingten Absagen zu rechnen. Einige gab es schon. So wird aus dem Bronze-Doppelvierer der Frauen von Paris nur Pia Greiten am Start sein. Auch Jonas Gelsen, Olympia-Teilnehmer im Doppelzweier, fehlt erkrankt. Angesagt hat sich Paris-Olympiasieger Oliver Zeidler, der die Einer-Konkurrenz am Sonntag um 9.30 Uhr auch eröffnen wird. Das Feld der Frauen eröffnet um 11.45 Uhr die Olympia-Siebte Alexandra Föster.
Ergo-Norm um fünf Sekunden gesenkt
Für die international eingesetzten A-Kader-Teilnehmer der letzten Saison dient Dortmund nur der Formüberprüfung. Wer neu hinzustoßen will, muss nach den veränderten Kader-Richtlinien vor allem schneller als bisher auf dem Ergometer unterwegs sein. Die zu erreichenden Normwerte für die 2000 Meter wurden jeweils um fünf Sekunden heruntergesetzt: für Männer auf 5:55 Minuten, für Frauen auf 6:55 Minuten. Bei der U23 gelten differenzierte Werte. "Besonders im Fokus stehen hier die Ergometer-Leistungen. Steigerungen aus dem Training der letzten drei Monate wären wichtig", sagt Bielig.
Adrian Bretting verantwortet auch Beach Sprint
Für die Cheftrainerin ist Dortmund das letzte Ruder-Ereignis, bevor sie Ende des Jahres in den Ruhestand tritt. Die Weichen für die neue Saison hat sie zusammen mit dem ebenfalls ausscheidenden Sportdirektor Mario Woldt entsprechend dem Auftrag des Präsidiums in den letzten Monaten gestellt. So gab es im Bundestrainer-Bereich personelle Veränderungen. Die neue olympische Disziplin Coastal Beach Sprint verantwortet nun Adrian Bretting und bleibt in Personalunion U19-Bundestrainer. Hendrik Bohnekamp steht ihm dabei zur Seite. Die erste offizielle Info-Veranstaltung zum Beach Sprint findet am Samstag, 30.11., um 16.30 Uhr am Bundesstützpunkt in Dortmund statt. Interessierte Sportler:innen und Trainer:innen sind dazu herzlich eingeladen.
Peter Mansfeld übernimmt Frauen-Riemen
Neu in Berlin ist Peter Mansfeld, der den Bereich Frauen Riemen übernehmen wird, sobald die zu Saisonbeginn aufgehobene Trennung vom Skull wieder erfolgt. Der erfahrene Trainer arbeitete u.a. lange in den USA als Head Coach und betreute auch Boote für die US-Nationalmannschaft. Zuletzt war Mansfeld als technischer Direktor und Cheftrainer mit Tschechien bei den Olympischen Spielen in Paris. Sven Ueck wechselt in Berlin zum Bereich Frauen Skull, Alexander Schmitt arbeitet jetzt im U23-Bereich in Berlin. René Burmeister wechselte zum Landesruderverband Mecklenburg-Vorpommern nach Rostock und widmet sich dort der Nachwuchsarbeit.
Auftakt der internen Selektion auch für Paras
Die Langstrecke in Dortmund markiert auch für den Para-Bereich den Auftakt der internen Selektion in der neuen Saison. Während neue Athlet:innen die Gelegenheit nutzen, auf sich aufmerksam zu machen, streben etablierte Sportler:innen danach, ihre Position im Kader zu festigen. Nicht alle können jedoch teilnehmen: Teile des PR3-Mixed-Vierers um Susanne Lackner, Valentin Luz, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Steuerfrau Inga Thöne (Mannheimer RV Amicitia, Frankfurter RG Germania, beide RTHC Leverkusen und Ulmer RC Donau) fehlen verletzungsbedingt oder befinden sich nach ihrer Genesung noch im Aufbau. Ein Start wäre für sie aktuell nicht sinnvoll. Markus Klemp (ORC Rostock), der bereits beim Sichtungs- und Auftaktlehrgang seinen Wettkampftest absolviert hat, bleibt aus familiären Gründen ebenfalls fern.
Helmich und Krumbein reisen weit an
Die Bronzemedaillengewinner von Paris, Jan Helmich (RC Hansa Dortmund) und Hermine Krumbein (RK Normannia Braunschweig), nehmen die Herausforderung der Selektionsmaßnahme an. Sie reisen dafür eigens aus England und Frankreich an. Von den fünf gemeldeten PR3-Zweiern werden drei Boote mit Guides an den Start gehen. So unterstützt Claire Licht (Breisacher RV), die Weltmeisterin im leichten U23-Doppelvierer, Moritz Hagen (RuS Steinmühle Marburg), der aufgrund einer Seheinschränkung mit einem Guide startet. Er nahm bereits auf der Weltmeisterschaft 2023 in Belgrad im PR3 Männer-Zweier ohne teil.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf den PR2-Wettkämpfen, in denen Jasmina Bier (RG Hansa Hamburg) und Paul Umbach (RC Nürtingen) jeweils im Einer antreten werden. Das Duo war in der vergangenen Saison als neue Paarung im PR2-Mixed-Doppelzweier erfolgreich und gewann Silber bei der Europameisterschaft in Szeged. Nur knapp verpassten sie die Qualifikation für die Paralympics. In Dortmund wollen sie ihre individuelle Leistung im Einer unter Beweis stellen und weitere Fortschritte erzielen. Bier wird im Frauen-Einer gegen eine Altbekannte antreten: Manuela Diening (RV Münster). Für sie liegt der Fokus darauf, ihren individuellen Leistungsstand zu überprüfen.
Aktuelle Informationen des Ruderclubs Hansa Dortmund zur Langstrecke gibt es hier: Ruderclub Hansa von 1898 e.V. Dortmund.