Bridge to Bridge Regatta
Lesen Sie im Folgenden einen persönlichen Bericht von Robert Telle aus Hannover über seine Teilnahme an der Bridge to Bridge Regatta in San Francisco am 1. Oktober:
In diesem Jahr war es soweit, nach einem intensiven Trainingsjahr in Hannover aber auch in San Francisco und Sausalito, wo ich bereits im April zwei intensive Trainingswochen verbrachte, fühlte ich mich bereit, an der diesjährigen Bridge to Bridge Regatta teilzunehmen. Die Regatta wird vom South End Rowing Club (SERC) in San Francisco, Kalifornien ausgerichtet. Es ist ein großes Event, an dem über 50 Ruderer:innen teilnehmen. 6 Uhr in der Frühe, betrat ich die heiligen Hallen des SERC, sprach mit Diane Davis, der Organisatorin der Regatta und erfahrenen Rennruderin, den Kurs genau durch, von der Golden Gate Bridge zur Bay Bridge, Distanz 10,5 Meilen (16,9 km), und mir wurde ein Boot zugewiesen. Das Boot kannte ich schon, aus den Jahren zuvor, als ich schon im SERC gerudert bin, Tom Rice „The Masked Marvel“ ein Maas24. Das Maas 24 ein Boot speziell für die Disziplin Open Water Rowing. Es hat seit 1990 in den meisten Freiwasserrennen in den Vereinigten Staaten Streckenrekorde gewonnen und aufgestellt. Schlanker und reaktionsschnell wurde dieses Skiff speziell entwickelt, um das schnellste Boot zu sein, das ein erfahrener Skuller im offenen Wasser rudern konnte.
Es war genug Zeit alle relevanten Einstellungen am Boot vorzunehmen, eine Rettungsweste zu verstauen, einige Warm Ups zu machen, einen regen Austausch mit den anderen Rudern zu führen und den ein oder anderen Tipp auszutauschen.
7.30 Uhr - Der Start zwischen Club und der Gefängnisinsel Alcatraz inmitten der Bay Area. Das Wetter grau, die Golden Gate Bridge mit Nebel verhangen. Gemeinsam startete ich mit den anderen Ruderern:innen in Richtung South Tower. Es sind ca. 4 km durch Wellen aufgrund der Flut. Schon hier ist es wichtig mit der Open Water Technik vertraut zu sein, da man sonst nicht voran kommen würde. An der Spitze ein Coastal Boat, gerudert von Joel Griffin, welches durch die Wellen gleitete. Kurz vor dem South Tower erreichte ich die Boje für den Turnaround, ein Manöver bei dem der Backboard Skull senkrecht ins Wasser gestochen wird und nur mit Steuerbord gezogen wird. Zügig gelang dieses Manöver, welches mir mein langjähriger Ruderfreund David Nelson beigebracht hatte. Mit Kurs in Richtung Bay Bridge, merkte ich, einige Ruderer hinter mir gelassen zu haben.
Das Manöver war geglückt. Die nächsten 8 Kilometer zurück vom South Tower zum Bravo Tower der Bay Bridge kamen, der Ozean wurde ruhiger, der Nebel verzog sich und die Bedingungen waren eher mit „Flat Water“ zu beschreiben. Neben mir die Skyline der Stadt, mit dem Ferry Building, der Transatlantic Pyramid und den Hochhäusern des Financial Districts. Joel im Coastal Einer hatte die Führung. Fokussiert auf Technik und Sprintintervalle, die ich teilweise mit Nancy Sorrell machte und wir uns gegenseitig pushten, kam ich immer dichter an Joel heran. Zum Bravo Tower ist eine Kurskorrektur weit in die Bay erforderlich. Hier lag keine Boje um die wir herum mussten, sondern ein Turnaround um den Tower selbst musste gerudert werden. Ich fühlte mich präpariert und lag nun dicht neben Joel im Coastal Einer.
Nach vollzogenem Wendemanöver gelang es mir, die Führung zu übernehmen. Die letzten 4 Kilometer und ich dachte „Jetzt nur noch zurück!“. Adrenalin wurde ausgeschüttet, über mir Pelikane, die Richtung Golden Gate Bridge flogen. Ich ziehe mit und setzte kontrollierte, kraftvolle Schläge bis zum Ziel! Geschafft, 1:29:10 Stunde auf 16,9 Kilometern – First Place.
Einen ganz herzlichen Dank an das Team des South End Rowing Clubs San Francisco: Ms. Diane Davis, Ms. Nancy Sorrell, Mr. Bryce Goeking, Mr. Marc Glomb, Mr. David Nelson (Open Water Rowing Club) für das intensive Training im Skiff und Maas Double, Mr. Giovanni Orantes für die Fotoaufnahmen sowie Herr Jörg Habenicht (Hannoverscher Ruderclub) für die Begleitung im Motorboot in dieser Saison auf dem Maschsee.