Eine FSJ-lerin auf dem Siegerpodest
Leistungssport und Freiwilligendienst – das ist kein Widerspruch. Ein Beispiel ist Luise Reusch. Die 20-Jährige rudert seit sechs Jahren beim Bremerhavener Ruderverein von 1889 e. V. Ihr Bruder hatte sie zum Rudern gelockt: „Er nahm erfolgreich an Kinderregatten teil. Diese glitzernden Medaillen an der Wand – die wollte ich auch. Außerdem bin ich sehr ehrgeizig. Sie ging zu einem Ruder-Schnupperkurs: „Ich war sofort begeistert. Wenig später nahm ich selbst an meiner ersten Regatta teil."
Zurzeit absolviert sie in Berlin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kita Mareyzeile – eine von 21 Kitas der „Kinder in Bewegung" (KiB) gGmbH, die der Landessportbund betreibt. „Nach dem Abi war ich mir nicht sicher, in welche Richtung es beruflich bei mir gehen soll. Es bot sich ein FSJ zur Orientierung an", sagt sie. Jetzt hilft sie in der Kita bei Bastel- und Sportangeboten, begleitet die Kinder bei Ausflügen, schneidet mit ihnen Obst und Gemüse oder liest ihnen Geschichten vor. Die Arbeit gefällt ihr sehr: „Kein Tag ist gleich. Ich darf mich jeden Tag neuen Herausforderungen stellen, so kommt keine Langeweile auf."
Ihre Leistungssportkarriere kann sie trotzdem fortsetzen: Sie trainiert siebenmal in der Woche beim Neuköllner Ruderclub Berlin. Vor ihrem Umzug fuhr sie regelmäßig ins Ruderzentrum am Jungfernheideweg. Ihre größten sportlichen Erfolge bisher sind Gold 2019 bei den Deutschen Großbootmeisterschaften im Doppelzweier, die Qualifikation für die U23-EM 2020 – fiel wegen Corona aus – und die Teilnahme an der U23-EM 2021. Ihre nächsten Ziele sind auch klar: In der kommenden Saison möchte sie bei den Deutschen Meisterschaften auf dem Siegerpodest stehen und sich für die U23-WM qualifizieren – dort am liebsten eine Medaille gewinnen.
„Die KiB-Kitas sind sportbetont. Es wird viel Rücksicht auf meine Trainingszeiten, Trainingslager und Wettkämpfe genommen. Ohne diese Rücksichtsmaßnahme und das Verständnis wäre es schwierig gewesen, Leistungssport und FSJ zu kombinieren. Die Seminar- oder Lehrgangstermine kann ich mit Trainings- und Wettkampfzeiten abstimmen und im Einzelfall Alternativen finden. Das ist alles eine Kommunikationsfrage und mit genügend Absprachen und Planung machbar.", berichtet Luise Reusch. „Allerdings ist man in der Kita vielen Viren ausgesetzt. Einige Wettkämpfe musste ich krankheitsbedingt ausfallen lassen. Aber die Dankbarkeit und Freude der Kinder und Erzieher machen vieles wett." Ihre Stundenzahl in der Kita hat sie wegen des Trainings von 40 auf 30 reduziert. Das bedeutet aber auch: weniger Taschengeld. „Und allein mit dem Taschengeld ist es nicht möglich, den Lebensunterhalt sicherzustellen. Ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern hätte ich kein FSJ absolvieren können", stellt sie fest. Neben den sportlichen sind auch ihre beruflichen Ziele inzwischen klar: „Ich möchte Sonderpädagogik studieren und später einen Job haben, in dem ich mich verwirklichen und anderen helfen kann und in dem jeder Tag anders ist."
Informationen über Freiwilligendienste im Sport in Berlin gibt es hier.