25. Juni 2024 | Nationalmannschaft | von Luisa Gärtner und Silke Harms

European Rowing Coastal & Beach Sprint Championships 2024

Der Strand in Danzig: Kulisse der diesjährigen Coastal-EM. Foto: privat
Der stark besetzte Männer-Vierer mit Eduardo Linares, Moritz Korthals, Emil Schmidberger, Maiko Benedikt Remmers und Steuerfrau Elisa Trog holt Gold. Foto: fast-sports.de
Die Bootshändler haben ein wichtige Rolle im Wettkampf. Foto: privat
Franz Werner bei hohem Wellengang. Foto: fast-sports.de
Julia Tertünte bekommt von den Bootshändlern Hilfe beim Einsteigen. Foto: fast-sports.de
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Vom 19. bis 23. Juni fanden im polnischen Danzig die Coastal European Championships und Coastal Beach Sprint Championships statt. Den Auftakt machten die nicht olympischen Bootsklassen auf der Langstrecke. Dieser Rennmodus läuft unter dem Begriff „Coastal Rowing“. Dabei schafften es von fünf gemeldeten Booten aus Deutschland gleich zwei Teams auf das Podest. In den olympischen Bootsklassen, dem sogenannten „Beach Sprint“ konnten zwar keine Medaillen, aber dafür sehr viel Erfahrung gesammelt werden.

Beach Sprint: Ein Blick auf den Wettkampfmodus und die Veranstaltung

Der Rennmodus beim Beach Sprint hängt stark von der Anzahl der gemeldeten Sportler:innen ab. Wenn mehr als 16 Boote teilnehmen, wird der Time Trial zweimal durchgeführt. Im ersten Time Trial qualifizieren sich die ersten acht Boote direkt für das Achtelfinale. Die Boote, die auf Platz neun und höher landen, müssen in einem zweiten Time Trial erneut antreten. Auch hier qualifizieren sich wieder die ersten acht Boote für die nächste Runde. In den KO-Runden treten dann die Gewinner des ersten Time Trials gegen die Letztplatzierten des zweiten Time Trials an. Der Time Trial ist somit das wichtigste Rennen des Wettkampfs, da die Ergebnisse dieses Rennens die Paarungen und Abläufe der folgenden Rennen bestimmen.

Die Veranstaltung erstreckte sich über mehrere Tage. Am Mittwoch reisten die Teilnehmer an. Am Donnerstag und Freitag gab es jeweils eine halbe Stunde Training, um sich an die Wellen und das von World Rowing gestellte Material zu gewöhnen. Die Time Trials fanden am Samstag statt, während am Sonntag die KO-Runden ausgetragen wurden. Aktuell gibt es zwei Bootshersteller, die sich bei den Wettbewerben abwechseln: Swift und Filippi. Bei der Europameisterschaft hat Swift den Einer und Filippi den Zweier gestellt; bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Genua wird es umgekehrt sein.

Einige deutsche Sportler konnten sich gut behaupten. Franz Werner vom Pirnaer Ruderverein wurde im stark besetzen Feld des CM1x Siebter im ersten Time Trial und qualifizierte sich damit direkt für die nächste Runde. Julia Tertünte vom Ruderverein Münster erreichte im CW1x den 12. Platz von 15 im Time Trial und musste daher im Hoffnungslauf gegen die viertbeste, die Niederländerin Janneke van der Meulen, antreten. Angesichts der großen Herausforderung schied sie leider aus. Das Mixed-Doppelzweier-Team (CMix2x) mit Aron Fuchs und Anne Kistenpfennig vom Berliner Ruder-Club und Mainzer Ruder-Verein erhielt eine 10-Sekunden-Strafe wegen eines Frühstarts und schied schließlich im KO-Rennen gegen die Italiener aus. Alle vier Sportler:innen waren aber begeistert von der Atmosphäre und sammelten wertvolle Erfahrungen.

Sina Burmeister, die Trainerin vor Ort, äußerte sich zum Wettkampf: „Wir hatten uns vielleicht etwas mehr erhofft, aber ich bin froh, dass die Vier Feuer gefangen haben.“

Ein interessanter Aspekt des Beach Sprints sind die sogenannten Bootshändler. Diese verkaufen, wie man angesichts des Namens annehmen könnte, keine Boote, sondern spielen eine entscheidende Rolle beim Wettkampf. Sie legen die Boote ins Wasser, halten sie beim Ein- und Aussteigen fest und navigieren die Ruder:innen durch den Parcours, sodass diese sich nicht umdrehen müssen. Viele Nationen haben sehr eingespielte Bootshändler-Teams. Seit kurzem gibt es eine Regel von World Rowing, dass ein Bootshändler männlich und einer weiblich sein muss.

Katharina von Kodolitsch, die als Technical Delegate für World Rowing vor Ort war, äußerte sich sehr positiv über die Veranstaltung: „Die Veranstaltung war super, es gab eine Arena, tolle Coastal-Bedingungen und es war super organisiert. Es gab wenige Bootsschäden – also alles total gut.“ Sie merkte jedoch an, dass viele Sportler nicht an das Wellenrudern gewöhnt sind und dass Erfahrung hier sehr hilfreich ist.

Gold und Bronze für deutsches Team bei den Coastal Europameisterschaften in Danzig

Nicht zu schlagen war der stark besetzte Männer-Vierer mit Eduardo Linares, Moritz Korthals, Emil Schmidberger, Maiko Benedikt Remmers und Steuerfrau Elisa Trog (Berliner RC, Stuttgarter RG, RV Ems-Jade-Weser und Erster Kieler RC). Bei hohem Wellengang und einem Bord-an-Bord-Duell mit den Booten der langjährigen Coastal-Nationen Monaco und Spanien, konnte sich das deutsche Coastal-Team nach gut der Hälfte des sechs Kilometer langen Parcours vom Feld absetzen. Souverän hielt das Team die führende Position, und Steuerfrau Elisa Trog brachte ihre Mannschaft mit deutlichem Vorsprung als erstes Team zurück an den Sandstrand. Der finale Sprint vom Bugmann Remmers zum Buzzer war die wohlverdiente Krönung zur Goldmedaille.

Bei den Frauen holte sich überraschend Carina Hein (RC Allemannia) die Bronzemedaille. In einem sehr gut besetzten Feld fuhr die erfahrene Coastal-Expertin Hein in ihrem Finallauf ein taktisch kluges Rennen. Ihre Ausdauer zahlte sich am Ende aus, und sie kam überglücklich als souveräne Dritte ins Ziel.

Mit ihrem Bruder Malte Hein (ebenfalls RC Allemannia) ging sie auch in der Mixed-Doppelzweier-Bootsklasse ins Rennen und belegte dort den neunten Rang von insgesamt 15 Teams. Auch Malte Hein hatte einen Doppelstart in Danzig und kam in dem prominent besetzten Männer-Einer-Rennen ebenfalls als 9. ins Ziel.

Das teilnehmerstärkste Feld in Danzig war der Männer-Doppelzweier, in dem Till Andreesen und Tobias Wischer (RV Wiking Berlin) den Einzug ins A-Finale schafften und dort den 17. Platz belegten.

Die Danziger Bucht zeigte sich in der Woche der Europameisterschaften mit vielen Wetterfacetten, und die Athlet:innen konnten ihre gesamte Coastal-Expertise unter Beweis stellen.

Alle Ergebnisse im Detail können hier nachgelesen werden.