08. Juli 2024 | Verband | von Dr. Kay Winkert, Wissenschaftskoordinator

Interaktives Feedbacktraining im Hochleistungsrudern

Interaktives Feedbacktraining im Hochleistungsrudern

Im Deutschen Ruderverband e.V. werden seit vielen Jahren mobile sensorbasierte Messsysteme des Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) für biomechanische Analysen im Freiwasser eingesetzt.

Um das Potential solcher mobilen Messsysteme im Sinne eines effektiven Echtzeit-Feedbacktrainings in der Praxis noch besser nutzen zu können, wurde bereits ein erstes Projekt zum „Individualisiertes Feedbacktraining im Hochleistungsrudern“ durchgeführt, welches positive Effekte eines sensorbasierten Echtzeit-Feedbacks auf die Ausprägung der Schlaglänge zeigte (Nolte et al., 2023)

Während das Techniktraining vielfach noch auf klassischen Regelkreismodellen des Motorischen Lernens basiert, die die Wiederholung der Zielbewegung und die Fehlerkorrektur fokussieren, sehen systemdynamische Lernmodelle in der Variation des Bewegungsablaufs den wesentlichen „Lernreiz“ und stellen einen vielversprechenden, aber bislang kaum genutzten Ansatz z.B. für die Optimierung von Kraftkurven-Profilen dar. 

Eine Projektgruppe um Prof. Thomas Jaitner von der TU Dortmund führte daher zusammen mit Dr. Stefan Weigelt vom OSP NRW/Westfalen und dem Deutschen Ruderverband ein Forschungsprojekt durch, um die Wirksamkeit eines sensorbasierten interaktiven Echtzeit-Feedbacktrainings mit variierenden Sollvorgaben für die Kraftverläufe über den Ruderschlag prüfen. Hierzu absolvierten je vier U23-Riemer aufgeteilt in eine Kontroll- und Interventionsgruppe sechs Trainingseinheiten über einen Zeitraum von 2–3 Wochen. Innerhalb der Einheiten wurden zwei Interventionsphasen à 1,5 km Rudern mit variierenden Kraftsollkurven (10 verschiedene Vorgabekurven, Wechsel nach jedem fünften Schlag), separiert durch 1 km Rudern ohne sensorbasiertes und verbales Feedback durchgeführt. Die Kontrollgruppe absolvierte die sechs Einheiten mit klassischem verbalem Technik-Feedback durch die Trainer:innen. Vor und nach den sechs Einheiten erfolgte eine standardisierte Messbootfahrt zur Erfassung von möglichen Effekten auf die individuellen Kraftkurven-Profile.

In der Einzelfallbetrachtung zeigte sich dabei ein Trend hinsichtlich der Verschiebung der Anteile von Vorderzug und Endzug, mit einer Verschiebung in Richtung Vorderzug (%FIHV) in der Interventionsgruppe vs. Endzug (%FIHE) in der Kontrollgruppe. Es konnten jedoch keine statistisch signifikanten Veränderungen und Gruppenunterschiede nachgewiesen werden.

Zusammenfassend deuten die Ergebnisse auf potentiell positive Effekte eines sensorbasierten interaktiven Echtzeit-Feedbacktrainings mit variierenden Sollvorgaben auf Kraftkurven-Profile hin, die jedoch vergleichbar mit einem Techniktraining mit subjektiven Trainer:innen-Feedback sind. Insgesamt stellt das sensorbasierte Echtzeit-Feedbacktraining mit Informationen z.B. zur Schlagweite, Kraftverlauf-Profil und Synchronität in der Mannschaft aber grundsätzlich eine effektive Ergänzung für ein qualitativ hochwertiges Techniktraining dar. Die Ergebnisse fließen aktuell direkt in die Entwicklung des FES-One Trainingsmesssystems und die Trainingspraxis ein.

 

Das Projekt wurde durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaften unterstützt (AZ 072009/23).

Literatur:

Jaitner, T., Nolte, K. & Weigelt, S. (2023). Individualized Feedback Training in High Performance Rowing. In: Baca, A., Exel, J. (Hrsg.) 13th World Congress of Performance Analysis of Sport and 13th International Symposium on Computer Science in Sport. IACSS&ISPAS 2022. Advances in Intelligent Systems and Computing, vol 1448. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-31772-9_9

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TU Dortmund, Trainings- und Bewegungswissenschaft