13. Apr. 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Kleinboot-DM: Janzen und Weber holen sich Titel in den Einern

Das Podest im Männer-Einer: Routinier Marc Weber (Mitte) siegt vor Oliver Holtz (links) und Felix Heinrich (rechts). Foto: meinruderbild
Die Medaillengewinnerinnen im Frauen-Einer: Gold für Aurelia-Maxima Janzen (Mitte), Silber für Frauke Hundeling (links), Bronze für Alexandra Föster (rechts) – starke Rennen auf hohem Niveau bei der DM in Brandenburg. Foto: meinruderbild
Volle Freude mit der Jubelplatte: Lene Mührs und Olivia Clotten feiern ihren DM-Titel im Zweier – und zeigen, dass sie bereit sind, vorne mitzufahren. Foto: meinruderbild
Sieg und besondere Ehre: Sönke Kruse und Julius Christ holen nicht nur Gold im Zweier, sondern werden auch mit dem Dr. Claus Heß-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Foto: meinruderbild
Mit breitem Grinsen und viel Stolz: Jan Helmich und Hermine Krumbein (Mitte) feiern ihren Meistertitel im PR4 Mixed Doppelzweier – eingerahmt von starker Konkurrenz auf Platz zwei (Marchand/Luz) und drei (Lackner/Dosse). Foto: meinruderbild
Zwei Starts, zweimal Podium: Philipp Dosse glänzt bei der DM mit Gold im PR4-Einer – und zeigt auch im Mixed Doppelzweier starke Leistung. Foto: meinruderbild
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Eine familiäre Atmosphäre und gute Organisation durch den Havel-Regatta-Verein schafften den Rahmen für das dreitägige deutsche Meisterschaftsrudern im Kleinboot und Para in Brandenburg an der Havel auf dem Beetzsee. Einem traumhaften Samstag folgte am Sonntag etwas mehr Wind. Aurelia-Maxima Janzen und Marc Weber sind nach den Einer-Entscheidungen des A-Bereichs die neuen Träger der Meisterketten. In den Zweiern setzen sich mit Lene Mührs und Olivia Clotten bei den Frauen sowie Julius Christ und Sönke Kruse bei den Männern ebenfalls mitfavorisierte Boote durch. Die Ergebnisse der Titelkämpfe fließen nun in die Nominierung der Nationalmannschaft ein, die bis Ende April abgeschlossen sein wird. Dann steht fest, wer den DRV bei der Europameisterschaft Ende Mai in Plovdiv vertreten wird. 

Weber stark auf den mittleren 1000 Metern

Auch wenn Marc Weber erst 27 Jahre alt ist: Mit seinem Sieg im A-Finale des Männer-Einers war es schon so, dass der einzige nach den Olympischen Spielen verbliebene „alte Mann“ dem Angriff der Jugend standgehalten hatte. Nach einem mäßigen Start fuhr Weber zunächst hinterher, doch auf dem dritten Teilstück übernahm er die Führung und brachte sie mit all seiner Erfahrung sicher ins Ziel. Platz zwei sicherte sich mit 1:44 Sekunden auf den Sieger Oliver Holtz, der ebenso zum Favoritenkreis gehört hatte wie der Drittplatzierte Felix Heinrich (+3:73 Sekunden).

Weber erhielt erstmals die Meisterkette, die ihm DRV-Präsident Moritz Petri überreichte. „Der Start ist bei mir leider immer eine Wundertüte, ich habe noch nicht herausgefunden, warum das so ist. Gut waren die mittleren 1000 Meter, die letzten 500 waren in Ordnung. Die Jungspunde haben es mir wirklich schwer gemacht.“ Grundsätzlich wollte Weber in Absprache mit den DRV-Verantwortlichen eigentlich in dieser Saison aussetzen, um sein Masterstudium zu Ende zu führen und sich mehr um seinen erkrankten Bruder zu kümmern. „Ich wollte mich nach der Rückkehr vom Doppelzweier in den Einer nur fithalten und mir einzelne Regatten aussuchen. So bin ich hier bei der Deutschen Meisterschaft gelandet und wahrscheinlich lande ich in ein paar Wochen auch noch woanders.“ Ein Start bei der EM ist nicht ausgeschlossen.

Männer-Einer A A-Finale: 1. Marc Weber (Rudern und Sport Steinmühle Marburg), 2. Oliver Holtz (Rostocker Ruder-Club), 3. Felix Heinrich (Ruder-Klub Normannia Braunschweig), 4. Ole Hohensee (Stralsunder Ruder-Club), 5. Jakob Geyer, 6. Tom Niklas Gränitz (beide Berliner Ruder-Club).

Hundeling freut sich über ihren zweiten Platz

Im hochklassigen Finale des Frauen-Einers war Aurelia-Maxima Janzen nicht zu schlagen. Der 21-Jährigen, die für den Rostocker-Ruderclub startet, aber in der Schweiz lebt und für Swiss Rowing international antritt, gelang ein überlegener Start-Ziel-Sieg zu ihrem zweiten deutschen Einer-Titel nach 2023. Damals hatte sie sich ebenfalls auf dem Beetzsee durchgesetzt. Die DRV-Skullerinnen mussten sich trotz erheblicher Gegenwehr mit den übrigen Plätzen begnügen. Frauke Hundeling bestätigte ihre ausgezeichnete Frühform und schob sich nach schwierigem Start noch auf Platz zwei. Dritte wurde mit Alexandra Föster die deutsche Vorzeige-Einerfahrerin der letzten Jahre. Trotz ihres studienbedingten Trainingsrückstands verdrängte Föster im Endspurt Pia Greiten, die auf den ersten 1000 Metern erste Verfolgerin von Janzen gewesen war, noch auf Rang vier. Für Rianne Lagerpusch (5. Platz) und Johanna Debus war das Erreichen des A-Finales schon ein Erfolg.

„Ich habe mich nicht verrückt gemacht, dass ich zuerst hinten lag. Stück für Stück ist es mir gelungen, die Gegnerinnen einzufangen. Nur der richtige Mut, auch auf den Titel zu attackieren, hat mir gefehlt. Aurelia ist aber superstark gerade bei Gegenwind. Mit Silber bin ich zufrieden, da ich im Einer noch nie so großen Erfolg hatte“, sagte Frauke Hundeling. Bei den Olympischen Spielen in Paris war sie Ersatzruderin, das Event und der Bronze-Erfolg des Teams hat sie dennoch neu motiviert: „Ich habe trainingstechnisch einiges verändert und konnte meine Top-Leistung erbringen – und das trotz Schichtdienst. Ich freue mich total auf die internationale Saison.“

Frauen-Einer A-Finale: 1. Aurelia-Maxima Janzen (Rostocker Ruder-Club), 2. Frauke Hundeling (Deutscher Ruder-Club Hannover), 3. Alexandra Föster (Ruderclub Meschede), 4. Pia Greiten (Osnabrücker Ruder-Verein), 5. Rianne Lagerpusch (Frankfurter RG Germania), 6. Johanna Debus (Ruderverein Hellas Offenbach).

Mührs/Clotten fahren satten Vorsprung heraus

Auf der Langstrecke Leipzig zwei Wochen zuvor hatte der gesundheitsbedingte Ausfall von Lene Mührs nach dem Ergometer-Test den Start im Zweier ohne zusammen mit Oliva Clotten noch verhindert. In Brandenburg an der Havel zeigten die beiden nun ihr Können und wurden Deutsche Meister. Satte 7:50 Sekunden betrug der Vorsprung von Mührs/Clotten auf ihre Berliner Trainingspartnerinnen Paula Hartmann und Michelle Lebahn, die den zweiten Platz mit ähnlich großem Vorsprung auf die Dritten Malou Wollenhaupt und Antonia Labonde aus Frankfurt herausfuhren.

„Für uns war die Meisterschaft sehr gelungen. Wir konnten uns von Rennen zu Rennen steigern, das Selbstbewusstsein hat uns heute gut durch die schwierigen Bedingungen des A-Finales gebracht“, sagte Lene Mührs. Nun gibt es ein paar freie Tage, dann geht es weiter. „Über Ostern ist die Selektion in Berlin mit dem Frauen-Riemen-Team. Die Priorität liegt wahrscheinlich auf dem Großboot, aber das ist noch nicht ganz klar“, sagte Clotten. Bei der EM wollen beide auf jeden Fall das Nationaltrikot tragen.

Frauen-Zweier ohne A-Finale: 1. Lene Mührs/Olivia Clotten (Kettwiger RG/Neusser RV), 2. Paula Hartmann/Michelle Lebahn (Mainzer RV/RC Potsdam), 3. Malou Wollenhaupt/Antonia Labonde (beide Frankfurter RG Germania), 4. Anna Härtl/Paula Gerundt (Frankfurter RG Germania/Saarbrücker RG Undine), 5. Annabelle Bachmann/Tabea Kuhnert (RV Ingelheim/SC Magdeburg), 6. Antonia Galland/Anni Kötitz (RK am Baldeneysee Essen/RC Potsdam).

Christ/Kruse zeigen ihre Qualitäten

Ausschließlich Boote aus dem Riemen-Stützpunkt Dortmund standen im A-Finale des Männer-Zweiers ohne. Deutscher Meister wurde das Duo, dass sich mit seiner Entschlossenheit bei der erfolgreichen Qualifikation für die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr viele Freunde gemacht hatte. Julius Christ und Sönke Kruse stießen auf den letzten 500 Metern von Platz drei mit viereinhalb Sekunden Rückstand noch ganz nach vorne durch. Und das, obwohl sie vor der Meisterschaft mehrere Tage wegen einer Fingerverletzung von Christ nicht zusammen hatten trainieren können. Zweite mit knappem Rückstand wurden Friedrich Amelingmeyer und Paul Klapperich, auf Rang drei kamen Wolf Niclas Schröder und Theis Hagemeister ins Ziel. Youngster Tobias Strangemann und sein erfahrener Partner Olaf Roggensack hatten vom Start weg bis zur 1500-Meter-Marke geführt, zollten dann aber den schwierigen Bedingungen Tribut und wurden Vierte.

„Unser Wellenbrecher hat heute ganze Arbeit geleistet“, sagte Christ. Ob er und Kruse auch diese Saison im Zweier bestreiten werden, ist offen. Es muss aber für beide offenbar nicht unbedingt der Achter sein. „Wir wollten das Ergebnis hier abwarten, jetzt überlegen wir, was wir wollen, und hören, was die Trainer wollen. Achter, Vierer und Zweier sind alles gute Optionen“, sagt Christ. 

Männer-Zweier ohne A-Finale: 1. Julius Christ/Sönke Kruse (RTHC Bayer Leverkusen/RV Münster), 2. Friedrich Amelingmeyer/Paul Klapperich (Osnabrücker RV/Bonner RG), 3. Wolf Niclas Schröder/Theis Hagemeister (RU Arkona Berlin/Frankfurter RG Germania), 4. Tobias Strangemann/Olaf Roggensack (RV Dorsten/RC Tegel), 5. Max John/René Schmela (ORC Rostock/Berliner Ruder-Club), 6. Mark Hinrichs/Mattes Schönherr (Limburger Club für Wassersport/RC Rotsdam).

Drei Meisterschaftsentscheidungen gab es im Leichtgewichtsrudern. In den Einern gingen die Titel an Natalie Weber und Fabio Kress. Im Männer-Zweier ohne setzten sich Maximilian und Alexander Aigner durch.

Frauen-Einer Leichtgewicht A-Finale: 1. Natalie Weber (Koblenzer RC Rhenania), 2. Nathalie Sendjuk (RK am Wannsee), 3. Johanna Reichardt (ARC Würzburg), 4. Caro Oldenkott (Neusser RV), 5. Viktoria Bald (Potsdamer RG), 6. Leonie Timika Martin (Limburger Club für Wassersport). 

Männer-Einer Leichtgewicht A-Finale: 1. Fabio Kress (ARC Würzburg), 2. Finn Wolter (RC Witten), 3. Joachim Agne (ARC Würzburg), 4. Maximilian Rühling (Mainzer RV), 5. Paul Massenhälter (RV Neptun Koblenz), 6. Luca Britten (Saarbrücker RG).

Männer-Zweier ohne Leichtgewicht Finale: 1. Maximilian und Alexander Aigner (RC am Lech Kaufering), 2. Lukas und Julian Grimm (Passauer RV/Regensburger RK), 3. Hagen Weyland/Helge Schuppenhauer (Ratzeburger RC/Lübecker RK).

Para-Wettbewerbe ohne große Überraschungen

Keine allzu großen Überraschungen gab es in den Meisterschaftsentscheidungen im Para-Rudern. Philipp Dosse gewann die am stärksten besetzte Einer-Entscheidung in der PR4-Klasse. Bei den Doppelzweiern herrschten durch das kabbelige Wasser erschwerte Bedingungen. Jan Helmich und Hermine Krumbein ließen bei ihrem Sieg in der Klasse PR4 Valentin Luz und Kathrin Marchand hinter sich. Jasmina Bier und Paul Umbach absolvierten in der Klasse PR2 einen Doppelstart und lagen jeweils vorne. „Wir saßen im Dezember zum letzten Mal zusammen im Boot, aber wir haben sehr schnell wieder zusammengefunden. Es lief für die Bedingungen recht gut“, sagte Umbach. Nach Ostern wird in Essen nun das Team für die Europameisterschaft herausgefahren, bei der Bier/Umbach vergangenes Jahr mit einem zweiten Platz auf sich aufmerksam gemacht hatte.   

Para Männer-Einer PR1: 1. Marcus Klemp (OR Rostock).

Para Männer-Einer PR2: 1. Paul Umbach (RC Nürtingen)

Para Frauen-Einer PR2: 1. Jasmina Bier (RG Hansa Hamburg), 2. Thyrza Kiewik (Offenbacher RG).

Para Männer Einer PR4: 1. Philipp Dosse (Der Hamburger und Germania Ruderclub), 2. Daniel Müller (RTHC Bayer Leverkusen), 3. Jan Rothländer (RC Bergedorf), 4. Sebastian Stuart (RC Rapid Berlin). 

Para Mixed-Doppelzweier PR2: 1. Jasmina Bier/Paul Umbach, 2. Thyrza Kiewik/Marcus Klemp.

Para Mixed-Doppelzweier PR4: 1. Jan Helmich/Hermine Krumbein (Hansa Dortmund/RK Normannia Braunschweig), 2. Valentin Luz/Kathrin Marchand (Frankfurter RG Germania/RTHC Bayer Leverkusen), 3. Philipp Dosse/Susanne Lackner (Der Hamburger und Germania RC/Mannheimer RV Amicitia), 4. Sonja Arnold-Keifer/Julian Müller (beide Karlsruher RV Wiking).

Alle Ergebnisse sind im Detail hier zu finden.

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