Kleinboot-Meisterschaft auf dem Beetzsee als Tor zur Nationalmannschaft
Auf dem Beetzsee wird am Wochenende (11. bis 13. April 2025) mal wieder viel los sein. Das Deutsche Meisterschaftsrudern für Kleinboot und Para findet wie zuletzt vor zwei Jahren auf der vielgefragten Regattastrecke in Brandenburg an der Havel statt. Nasskaltes Schmuddelwetter wie 2023 ist aber nicht vorhergesagt. Die 506 gemeldeten Ruderer und Ruderinnen aus 43 Vereinen erwarten gute Bedingungen. Für die Organisation wird mit all seiner Routine der von fünf Ruderklubs aus der Region gebildete Havel-Regatta-Verein sorgen.
In sieben Klassen des A-Bereichs werden die Titel in den Einern und den Zweiern ohne vergeben. Im Para Rudern geht es in sechs Konkurrenzen um Meisterehren. Dazu kommt es im Bereich Junioren A zu einer Leistungsüberprüfung im Großboot.
Für die Top-Athletinnen und Athleten des Deutschen Ruderverbandes geht es wie immer in nichtolympischen Jahren bei der DKBM um die Plätze in der neu zu formierenden Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft in Plovdiv (Bulgarien) vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 erstmals international auftreten wird. „Die Nominierung setzt sich grundsätzlich zu 30 Prozent aus der Ergo-Zeit, zu 30 Prozent aus der Kleinboot-Leistung, und zu 40 Prozent aus der Einschätzung des verantwortlichen Trainers zusammen“, erläutert Marcus Schwarzrock, der neue Cheftrainer, die Modalitäten. Zudem hat sich nichts an dem Grundsatz verändert, dass die deutschen Meister das Recht erwerben, auch den ersten internationalen Wettbewerb, also die EM, zu fahren, wenn das internationale Niveau vorhanden ist.
Nachwuchs sucht beim Neuaufbau Chance
Etliche Paris-Starter legen im nacholympischen Jahr eine Pause ein, um ihre Ausbildung zu forcieren oder Verletzungen auszukurieren. Teilweise sind Athleten und Athletinnen auch zur neuen olympischen Disziplin Coastal abgewandert. Besonders trifft der temporäre Aderlass den Bereich Männer Skull, aber auch Frauen Skull ist durchaus betroffen. Andere Athleten und Athletinnen, gerade aus dem bisherigen U23-Bereich, stoßen nach vorne und wollen ihre Chance nutzen. Das hat bereits die Langstrecke Leipzig vor zwei Wochen gezeigt.
In den beiden A-Einern werden auch die traditionellen Meisterketten vergeben. Bei den Frauen ist die Konkurrenz-Situation besonders groß. Frauke Hundeling (Deutscher RC) und Pia Greiten (Osnabrücker RV) lagen in Leipzig vor der mit Trainingsrückstand angetretenen Alexandra Föster (RC Meschede). Föster möchte ihren im Vorjahr in Krefeld errungenen Titel gerne verteidigen, hat aber mit der international für die Schweiz, national aber für den Rostocker RC startenden Aurelia-Maxima Janzen in Brandenburg weitere harte Widersacherinnen. Insgesamt sind 38 Ruderinnen gemeldet.
Bei den Männern A ist Olympiasieger Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) auf dem Beetzsee nicht am Start. Der Titelverteidiger Paul Berghoff (
SC Magdeburg) musste krankheitsbedingt abmelden. Olympia-Teilnehmer Marc Weber (RuS Steinmühle) hat es wie schon auf der Langstrecke neben Felix Heinrich und dem dort siegreichen Oliver Holz (Rostocker RC), Ole Hohensee (Stralsunder RC) und sicher auch Timo Strache (Hannoverscher RC) vorwiegend mit der nächsten Generation zu tun, wenn es um den Sieg geht. 43 Männer haben gemeldet.
Im Männer-Zweier ohne kommen die Favoriten natürlich aus dem Riemen-Stützpunkt Dortmund. Die Olympia-Teilnehmer Julius Christ und Ole Kruse (RTHC Bayer Leverkusen/RV Münster), die sich auf der Langstrecke klar durchsetzten, dürften erneut schwer zu schlagen sein. Beim Frauen-Zweier gibt es viele Boote, die sich Chancen ausrechnen. Lene Mührs und Olivia Clotten (Kettwiger RG/Neusser RV) dürften nach ihrem Ausfall für die Langstrecke die dort siegreichen Michelle Lebahn und Paula Hartmann (RC Potsdam/RG Mainzer RV) herausfordern. Die beiden Zweier-Konkurrenzen stehen ganz im Zeichen der Großboot-Bildung für die Nationalmannschaft. „Eine unserer Zielstellungen im nacholympischen Jahr ist es, die Großboote gut zu besetzen, um uns bereits Selbstvertrauen zu holen“, blickt Cheftrainer Schwarzrock voraus.
Gut besetzt sind auch die drei Leichtgewichts-Konkurrenzen in den beiden Einern und im Männer-Zweier.
Vor allem ein Para-Rennen wird spannend
Im Para-Bereich stehen für viele Athletinnen und Athleten vor allem das Sammeln von Rennerfahrung und das persönliche Weiterkommen im Vordergrund. Ein besonders spannendes Rennen wird im PR4 Mixed-Doppelzweier erwartet, in dem auch hörgeschädigte Sportlerinnen und Sportler startberechtigt wären. Hier treffen die amtierenden Bronzemedaillengewinner der Paralympischen Spiele in Paris, Jan Helmich und Hermine Krumbein (RC Hansa Dortmund/RK Normannia), auf die Duos Philipp Dosse/Susanne Lackner (Der Hamburger und Germania RC/Mannheimer RV Amicitia) sowie Valentin Luz/Kathrin Marchand (Frankfurter RG Germania/RTHC Bayer Leverkusen). Luz, Marchand und Lackner verpassten im vergangenen Jahr mit dem Mixed-Vierer mit Steuerfrau nur knapp das paralympische Podium und landeten auf Platz vier. Neuling Dosse wagt sogar einen Doppelstart und tritt zusätzlich im PR3 Einer an. Susanne Lackner, die in Leipzig verhindert war, hat ihren Ergotest bereits nachgeholt – mit solidem Ergebnis, wenn auch ohne neue Bestzeit.
„Für die sportliche Bewertung wird nicht nur die Platzierung in Brandenburg entscheidend sein – auch der Gesamteindruck zählt: Wer zeigt Anpassungsfähigkeit, wer bringt die nötige Schnelligkeit ins Boot?“, so Bundestrainer Para Rudern Marc Stallberg.
Besonders für Jan Rothländer (RC Bergedorf) sind die Rennen wichtige Standortbestimmungen. Er möchte sich mit einem starken Auftritt im PR4 Einer für die U23-Weltmeisterschaften empfehlen. Da bei der diesjährigen Weltmeisterschaft lediglich der PR4 1x ausgeschrieben ist, richtet sich der Blick bereits auf die kommenden Jahre, in denen schrittweise weitere Bootsklassen dazukommen sollen.
Verzichten auf einen Start müssen hingegen Manuela Diening (RV Münster) und Marc Lembeck, die weiterhin krankheits- bzw. verletzungsbedingt ausfallen.
Der Zeitplan des Deutschen Meisterschaftsruderns Kleinboot/Para 2025
Freitag: 16.00 bis 18.12 Uhr Vorläufe
Samstag: 8.30 bis 10.58 Uhr Vorläufe Junioren A und Juniorinnen A; 11.00 bis 13.00 Hoffnungs- und Vorläufe; 14.15 bis 16.31 Uhr Zwischenläufe Junioren A und Juniorinnen A; 16.40 bis 18.40 Uhr Halbfinals
Sonntag: 8.30 bis 10.42 Uhr Finals Junioren und Juniorinnen A, 11.00 bis 15.30 Uhr Finals, u.a. 11.30 Uhr Frauen-Einer A-Finale, 11.45 Uhr Männer-Einer A-Finale, 12.45 Uhr Frauen-Zweier A-Finale, 13.00 Uhr Männer-Zweier A-Finale; 15.30 bis 16.02 Uhr Großbootrennen Junioren.
Alle Ergebnisse gibt es auf der Ausrichter-Webseite
Zum Livestream geht es hier: