LRV-Flaggentag: Sportsenatorin taufte neues Boot auf den Namen „Kiew"
Nur wenige Schritte vom Ankunftszelt für Geflüchtete aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof fand in diesem Jahr der Flaggentag des Landesruderverbands Berlin (LRV) statt. Am Eingang zum Restaurant „Weltwirtschaft" im Haus der Kulturen der Welt, wo der LRV am 27. März 2022 die besten Leistungs- und Wanderruder*innen des letzten Jahres auszeichnete, war eine Spendenbox aufgestellt. Außerdem begann die traditionelle Veranstaltung in diesem Jahr mit einer Schweigeminute für die Oper des Krieges. Auch Vereine haben schon Spendensammlungen organisiert und temporäre Notunterkünfte zur Verfügung gestellt, berichtete LRV-Präsident Karsten Finger, bevor ein weiteres Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt wurde: Berlins Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger taufte einen neuen Renn-Doppelzweier für den Nachwuchs auf den Namen „Kiew".
Iris Spranger wünschte der Mannschaft mit diesem Boot, das u. a. mit Senatsmitteln finanziert wurde, maximale Erfolge. Sie sagte: „Die Sportmetropole Berlin ist mir eine Herzenssache. Sport ist so wichtig. Das haben wir besonders in der Pandemie wieder gemerkt. Ich bin stolz auf die leistungssportlichen Erfolge und auf die Vereine, die junge Menschen zum Sport bringen."
Ihre Begeisterung für das Thema Sport wurde anschließend auch bei der Talk-Runde deutlich, die – wie die gesamte Veranstaltung – von Julian Weiß moderiert wurde. Iris Spranger diskutierte mit Berlins Kanu-Präsident Wolfgang Grothaus, LRV-Geschäftsführer Michael Hehlke und LSB-Präsident Thomas Härtel über das Thema „Sportmetropole Berlin auf dem Wasser – Aufbruch oder Dauerfrust für den muskelbetriebenen Wassersport in Berlin?“ Wassersportler*innen kämpfen seit Jahren darum, dass Rudern und Kanufahren einmal im Jahr auch auf der Innenstadtspree erlaubt ist. Vor drei Jahren gab es endlich wieder eine Stadtdurchfahrt. Die nächste ist in diesem Jahr am 14. Mai geplant. Zwischendurch machte die Pandemie alle Pläne zunichte. Iris Spranger will sich für Sportveranstaltungen stark machen: „Sie sind das A und O", sagte sie. „Durch solche Veranstaltungen bekommt der Sport Zuschauer. Dadurch werden Menschen zum Sport gelockt. Dabei werde ich Sie immer unterstützen."
Auch der Präsident des Landessportbunds Berlin, Thomas Härtel, selbst ein begeisterter Ruderer, unterstützt den LRV als Organisator von Veranstaltungen: „Der muskelbetriebene Wassersport ist in dieser Stadt zu Hause. Wir sind die Metropolregion Berlin-Brandenburg und müssen dafür werben. Rudern und Kanusport in Berlin – das ist ein Riesenerlebnis." Er berichtete, dass die Mitgliederzahlen in den Vereinen nach einem Rückgang im ersten Coronajahr nun wieder steigen: Mit 22.222 Neumitgliedern steht der Landessportbund Berlin bundesweit an der Spitze. „Dafür spreche ich auch Ihnen meine Anerkennung aus", sagte er zur den Vereinsvertreter*innen.
Zahlreiche weitere Ehrengäste verfolgten die Auszeichnung der erfolgreichen Leistungsruder*innen, u. a. DRV-Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Wolfgang Maennig, DRV-Ehrenmitglied Uwe Graf, Robert Schaddach, Vorsitzender des Sportausschusses im Abgeordnetenhaus von Berlin, Stefan Förster, sportpolitischer Sprecher des FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, LRV-Ehrenmitglied Heinz Gottschalk und die Träger der Goldenen LRV-Ehrennadel Karen Molkenthin, Heiko Köpke, Jochen Zimmer, Klaus-Dieter König, Roman Czapara, Matthias Herrmann und Gabriela Brahm. Gewürdigt wurden zahlreiche Welt- und Europameister, vor allem im U17- bis U23-Bereich. Karsten Finger bat auch die Trainerinnen und Trainer nach vorn: „Ohne sie keine Erfolge und Medaillen. Wir möchten ihnen heute ebenfalls Dank sagen."
LRV-Vizepräsidentin Angela Haupt übernahm die Ehrung den besten Wanderruder*innen. Sie wurden entsprechend ihrer geruderten Kilometer mit dem Fahrtenabzeichen bzw. dem Äquatorpreis ausgezeichnet.
Eine besondere Ehrung erhielt Werner Philipp. Karsten Finger überreichte ihm die Goldene Ehrennadel des Landesruderverbands und brachte seine Hochachtung zum Ausdruck: „Es ist beachtlich, was du in den letzten 40 Jahren für den deutschen und Berliner Rudersport geleistet hast – insbesondere für die Regattastrecke und das Wassersportmuseum in Grünau. Du hast viele Schaustücke zusammengetragen und dokumentiert. Du lebst für die Vereine in Berlin-Köpenick." Werner Philipp hielt ein Regattaprogramm von 1900 hoch – aus Pappe mit Buchbinderleim geklebt. „Manche sagen heute", erzählt er, „der Trödel von dem Philipp kann doch weg. Aber es ist auch mal ein Erlebnis, so etwas in der Hand zu halten." Und kurz erinnert er an 1948, als er mit dem Rudersport begann: „Es gab nichts zu essen und trotzdem sind wir losgefahren. Rudern, paddeln, segeln das war schön – und die Motorboote sind alle weg. Daran könnte man wieder anknüpfen." Dafür erntete er Beifall.