Moritz Petri: Wieder hinter dem gemeinsamen Ziel versammeln
Moritz Petri, der Vorsitzende des Deutschen Ruderverbandes, hat sich am Rande der Weltmeisterschaft in Racice im Interview mit der ZDF-Journalistin Susanne Simon zu aktuellen Themen geäußert. Hier Auszüge seiner Antworten.
Moritz Petri über Professionalisierung:
Wir haben damit angefangen, die neue Struktur, die wir vergangenes Jahr in Anfängen beschlossen haben, zu leben. Das heißt, unseren Leistungssport zu professionalisieren und zu entpolitisieren. Das eine bedeutet, dass der Leistungssport nun vom Sportdirektor im Hauptamt alleinverantwortlich geführt wird. Das ist eine grundlegende Neuerung in einem ansonsten komplett ehrenamtlich geführten Verband. Das andere bedeutet, den Einfluss der vielen Partikularinteressen auf den Leistungssport zurückzudrängen. Die Nominierungskommission für die Nationalmannschaft wurde auf ein Fachkräftegremium umgestellt. Der Proporz spielt keine Rolle mehr, auch ich als Präsident bin nicht mehr Teil des Gremiums. In der Ausdauersportart Rudern wird es etwas dauern, bis das seine Früchte trägt. Leider noch nicht jetzt.
…über die Kritik an Sportdirektor Mario Woldt:
Wenn ich riesengroßen Beifall haben wollte, dann würde ich unseren Sportdirektor heute entlassen. Es würde aber mitnichten eines unserer Probleme lösen. Es ist deswegen nötig, dass wir einmal mutig in den Spiegel schauen und uns diesen Spiegel bauen lassen durch externe Kräfte, die unsere Situation analysieren. Die benannten Probleme sollten wir dann auch angehen und abarbeiten. Ganz am Ende werden wir sicher auch über das Personal reden.
…über die vieldiskutierte Frage der Finanzierung einer externen Beratung des Verbandes:
Seit unserer Ankündigung am Donnerstag, externe Berater hinzuziehen zu wollen, habe ich jeden Tag drei Angebote renommierter Beratungsagenturen erhalten, die uns pro Bono (Anm. d. Red.: kostenlos oder kostengünstig) helfen wollen.
…über das größte Problem des DRV derzeit:
Das sind die vielen, vielen Partikularinteressen im Leistungssport, die ich schon angedeutet hatte – getreu dem Motto: Viele Köche verderben den Brei. Wir müssten uns wieder hinter dem gemeinsamen Ziel versammeln, olympische Medaillen zu sammeln. Aber das scheint derzeit noch nicht zu gelingen.
…über Kritik von Athleten:
Ich bin überzeugt, dass wir fähige Trainer und Trainerinnen haben. Ich begrüße die Statements der Sportler, das macht den notwendigen Kulturwandel im Verband sicht- und erlebbar. Wir werden unsere Sportlerinnen und Sportlern hören und gleichzeitig daran denken, wie wir waren, als wir jung und rebellisch waren, und nicht alles auf die Goldwaage legen.
…über Sonderrechte von Sportlern:
Wir müssen wieder anfangen, uns darauf zu besinnen, dass wir eine Mannschaftssportart sind. Und dass wir sprichwörtlich alle in einem Boot sitzen. Die Athletinnen und Athleten haben den Traum von einer olympischen Gold-Medaille. Gleichzeitig ist es das Ziel des Verbandes, diese Medaillen zu erringen. Es wird die große Herausforderung, uns darauf wieder zu committen.