Nachwuchs-WM: Fünf Medaillen für DRV in ersten U23-Finals
Der erste von drei Finaltagen der Nachwuchs-Weltmeisterschaften in Varese (Italien) hat dem Deutschen Ruderverband eine sehr gute Medaillenausbeute beschert. Im U23-Bereich holten die sieben für ihre Endläufe qualifizierten DRV-Boote zwei Silber-Medaillen und drei Mal Bronze. Dazu gab es zwei vierte Plätze. Außerdem qualifizierten sich die Skuller Alexandra Föster und Jonas Gelsen in ihren Halbfinalläufen für die Finals am Samstag.
„Für mich ist entscheidend, dass wir damit 16 von 20 gemeldeten Booten in die A-Finals gebracht haben. Das bedeutet, dass wir in Deutschland im Nachwuchs weiter über eine breite Basis verfügen und gut aufgestellt sind“, sagte U23-Bundestrainer Marcus Schwarzrock am Freitag (29.7.2022). Dass die deutsche Nationalhymne am Siegersteg des Lago di Varese noch nicht ertönte, stört Schwarzrock nicht. „Ich hoffe, dass wir am Samstag noch ein, zwei Siegleistungen bringen können. Aber das ist nicht entscheidend“, sagte er. Auf den Tribünen und dem gesamten, idyllischen Rudergelände am See sorgten viele Zuschauer für sehr gute Stimmung. Die drei Titel von Gastgeber Italien wurden besonders enthusiastisch gefeiert.
Die erste der beiden Silber-Medaillen für den DRV holte der von Frank Decker trainierte U23-Leichtgewichts-Doppelvierer der Frauen. In dem nur vier Boote umfassenden Feld sortierten sich Rieke Hülsen (TSV Ottendorf), Claire Licht (Breisacher RV), Finja Lara Rothardt (Erster Kieler RC) und Romy Dreher (Würzburger RV) schnell auf Platz zwei hinter Italien ein und behaupteten ihn in einem Rennen der klaren Abstände bis ins Ziel (6:37,91 Minuten). „Nach dem Bahnverteilungsrennen wussten wir schon, wie unsere Chancen sind. Wir können sehr zufrieden sein“, sagte Claire Licht.
Lgw.-Doppelvierer der Männer holt Silber
Ebenfalls Silber holte der U23-Leichtgewichts-Doppelvierer der Männer in einem extrem schnellen Rennen. Italien musste mit 5:45,42 Minuten schon eine neue Weltbestzeit für diese Altersklasse aufstellen, um das DRV-Quartett mit Adrian Reinstädter (Frankfurter RC Germania), Tim Streib (RG Speyer), Oskar Kroglowski (Erster Kieler RC) und Yannick Dörr (Bonner SG) zu schlagen. Die Mannschaft von Trainer Heiner Schwartz riss im Ziel die Arme hoch, als mit 5:49,70 Minuten Frankreich sicher auf Rang drei verwiesen war.
Die allererste Medaille des Tages, der entgegen der meteorologischen Prognose durchaus gutes Wetter brachte, holte für den DRV der U23-Leichtgewichts-Zweier der Frauen. Lange Zeit lieferten sich Anna Händle (Würzburger RV) und Cecilia Sommerfeld (Neusser RV) einen Zweikampf mit dem Zweier aus der Türkei um Bronze. Bei der 1500-Meter-Marke waren sie an dem Rivalen vorbeigezogen und brachten den dritten Rang hinter Gastgeber Italien und Peru sicher nach Hause. 7:22,10 Minuten standen für das von Roland Händle trainierte Boot zu Buche.
Tkachenko/Schade zeigen ihre Ambitionen
Im Riemen-A-Bereich der Frauen gibt es Nachholbedarf. In diese Lücke wollen Katarina Tkachenko und Luisa Schade (beide RC Potsdam) stoßen, die als Dritte im U23-Zweier der Frauen mit Bronze einen wertvollen Erfolg feierten. Das Boot von Trainer Jonny Vikklesoe lag bei der 1000-Meter Marke noch 0,55 Sekunden hinter Kanada auf Rang vier. Doch in der Schlussphase des von Griechenland klar dominierten Rennens hatten die beiden Potsdamerinnen deutlich mehr zuzusetzen und holten sich nach 7:05,69 Minuten noch mit klarem Vorsprung vor Kanada die Bronzemedaillen. Zweiter wurde Litauen. „Wir haben bis zum Schluss alles gegeben. Es hat sich gelohnt“, sagte Luisa Schade. Beide haben schon einen Weltcup-Einsatz im A-Bereich hinter sich. „Wir hoffen, dass wir noch viele Erfolge feiern können“, zeigte Katarina Tkachenko die Ambitionen der beiden.
Doppelvierer der Frauen gibt alles für Bronze
Die spannendste Entscheidung mit deutscher Beteiligung am Freitag fiel beim U23-Doppelvierer der Frauen. Bei der 1000-Meter-Marke schien es so, als würden die führenden Rumäninnen und das DRV-Quartett mit Lena Siekerholte (Kettwiger RG), Johanna Debus (RG Heidelberg), Lena Wölke (SC Magdeburg) und Rianne Lagerpusch (Frankfurter RG Germania) Gold und Silber unter sich ausmachen. Die zweite Rennhälfte stand jedoch klar im Zeichen der Niederlande, die sich noch ganz nach vorne schoben und den WM-Titel erruderten. Rang zwei ging an Rumänien, Bronze verteidigte das Boot von Trainer Andreas Herdlitschke unter Aufbietung der letzten Kräfte mit 6:20,72 Minuten gegen Tschechien, das noch bis auf 0,30 Sekunden heranrückte. Entsprechend innig fiel die Umarmungen der jungen DRV-Athletinnen auf dem Siegersteg aus. „Alle Boote waren auf einer Höhe und vom ersten bis zum letzten Platz war alles drin. Es war ein brutaler Endspurt. Dass so viele deutsche Fans hier sind und uns unterstützt haben, hat uns sehr geholfen“, sagte Lena Wölke.
Im A-Finale der U23-Vierer mit Steuerfrau der Frauen lag das deutsche Boot mit Malou Wollenhaupt (RV Kurhessen-Cassel), Klara Kerstan (RC Potsdam), Elena Carius (SC Magdeburg), Andrea Ammann (RC Hansa Dortmund) und Steuerfrau Magdalena Halley (RC Germania Düsseldorf) zeitweise auf dem sechsten und letzten Platz. Dank eines langgezogenen Endspurts verbesserte sich das von Hendrik Bohnekamp trainierte Boot in 6:53,02 Minuten noch auf Rang vier. Ebenfalls Vierter wurde der U23-Vierer mit Steuermann der Männer. Das Boot von Trainer Friedrich Wilhelm Rücker benötigte eine lange Anlaufzeit und hatte frühzeitig nichts mehr mit der Vergabe der Medaillen zu tun. Auf den letzten 500 Metern arbeiteten sich Hanno Brach (Gießener RG), Leonard Brahms (RV Ems-Jade-Weser/Team Nord-West), Enno Mönch (RC Allemannia), Frederik Breuer (Bonner RG) und Stm. Till Martini (Ol. RC Rostock) aber noch von Rang sechs nach vorne. Fast hätte es sogar in 6:09,46 Minuten noch zur Bronze-Medaille gereicht.
Rang zwei reicht Föster fürs Finale
Im U23-Einer der Frauen und Männer standen die Halbfinals an. Alexandra Föster (RC Meschede) kontrollierte ihr Rennen über lange Zeit. Dass die von den Sprechern stets groß angekündigte Weltcup-Siegerin von Luzern am Ende noch von der die Flucht nach vorne antretenden Irin Allison Bergin überflügelt wurde und Zweite wurde, war wohl nur ein Schönheitsfehler. Schließlich berechtigten die Ränge eins bis drei zum Finaleinzug. Stark präsentierte sich Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst) bei den Männern: Drittes Rennen, dritter Sieg. Von seiner Verletzungspause war nichts mehr zu bemerken. Damit steht auch er im Finale.
Im B-Finale des Männer-Zweiers kamen Jannis Matzander (RC Favorite/Hammonia) und Leon Braatz (RC Bergedorf) nicht über den sechsten Platz hinaus. Im C-Finale der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer belegten Moritz Volkmuth (Hürther RG) und Jakob Waldhelm (RC Alemannia) den zweiten Platz.
Die U23-Weltmeisterschaft wird am Samstag (30. Juli 2022) ab 15.35 Uhr mit 13 weiteren A-Finals abgeschlossen. Neun DRV-Boote sind an den Medaillen-Entscheidungen beteiligt, darunter auch die beiden Achter. World Rowing überträgt die Rennen auf seiner Webseite.
U19: In drei von vier Hoffnungsläufen erfolgreich
In den U19-Wettbewerben, die später begonnen haben, ging es am Freitag auf dem Lago di Varese für vier DRV-Boote in den Hoffnungsläufen um den Finaleinzug. Drei kamen durch. Dem Junioren-Vierer mit Steuermann reichte der vierte Platz, um ins A-Finale vorzudringen. Der Juniorinnen-Zweier gewann seinen Hoffnungslauf mit einer Länge Vorsprung auf Neuseeland. Beide Boote stehen damit im A-Finale. Der Juniorinnen-Achter meisterte eine schwierige Aufgabe und darf ebenfalls am Sonntag um die Medaillen kämpfen. Platz zwei hinter Neuseeland, das am Ende von den deutschen Mädchen noch einmal attackiert wurde, bedeutete auch, dass Gastgeber Italien ins B-Finale verwiesen wurde. Das A-Finale knapp verpasst hat der Juniorinnen-Vierer, der als Dritter trotz eines beherzten Schlussspurts den nötigen zweiten Rang nicht mehr erreichte.
In zwei stark besetzten Wettbewerben zogen zudem zwei U19-Boote ins Halbfinale ein. Der Junioren-Doppelzweier siegte nach einem starken Auftritt ebenso wie Skuller Cornelius Conrad (Dresdner Ruderclub).