09. Juli 2024 | Nationalmannschaft | von Deutscher Ruderverband

Re-Klassifizierung: Manuela Diening nicht bei Paralympics

Unglaublich bitter: Manuela Diening wurde die Zugehörigkeit zur Klasse PR1 aberkannt, damit kann sie nicht bei den Paralympics antreten. Foto: meinruderbild

Im Rahmen eines Trainingslagers der Para-Nationalmannschaft auf dem Baldeneysee in Essen kam es am Montag (8. Juli 2024) zu einer Entscheidung, die erhebliche Auswirkungen auf die Paralympics in Paris haben wird. Die zuständige Kommission des Weltruderverbandes (FISA) führte eine Re-Klassifizierung von Manuela Diening durch. Die 32-Jährige vom RV Münster startete diese Saison wie auch die Jahre zuvor in der Kategorie PR1 im Frauen-Einer. Diese Einstufung hatte sie aufgrund einer Klassifizierung durch die FISA erhalten. In Essen lautete die neue Einstufung nun nicht mehr PR1, sondern PR2. Dort ist der Einer keine paralympische Klasse.

Für die Athletin, ihre Trainer und Betreuer und für den Deutschen Ruderverband ist der faktische Ausschluss von Diening gerade mal sechs Wochen vor dem Beginn der Paralympics ein schwerer und schwer verständlicher Schlag. „Diese Einstufung ist enttäuschend für uns als Verband. Sie verhindert, dass Manuela bei den Paralympics für Deutschland an den Start gehen und ihre bisher so guten Leistungen dort unter Beweis stellen kann. Sie hat ihre Vorbereitung auf dieses Ereignis ausgelegt und alles dem Sport untergeordnet“, sagt DRV-Sportdirektor Mario Woldt.

Manuela Diening sieht die Situation trotz aller Enttäuschung sachlich: „Es ist wie es ist. Gut und richtig ist es jedoch nicht! Die ursprüngliche Klassifizierung baute auf meinen physischen Einschränkungen auf. Durch hartes Training habe ich mich weiterentwickelt, so wie jeder Leistungssportler sich das wünscht. Laut Meinung des Weltruderverbandes zu weit, deshalb soll ich das Team D in Paris nun nicht mehr vertreten dürfen.“ Fragen, die bleiben: Sind die Regeln zeitgemäß und wird im Para Bereich Verbesserung durch hartes Training bestraft?

Stallberg sieht keinerlei Unterschied zu anderen Top-Ruderinnen

Marc Stallberg, der den Para Bereich als Cheftrainer entwickelt hat, ist konsterniert: „Das ist ein harter Schlag für die gesamte Mannschaft. Er verdeutlicht die eigenen Regeln, die im Para-Rudern gelten und wie diffizil alles angegangen werden muss. Es tut mir unwahrscheinlich leid für Manuela, ihren Trainer Sebastian Fuchs und das gesamte Umfeld. Alle haben genau den Einsatz und Professionalität gezeigt, die für internationale Topleistungen notwendig sind.“ Als „unfair“ empfindet Stallberg den Zeitpunkt der Klassifizierung. „Und auch als ungerecht, sollte die FISA nun nicht auch den Klassifizierungsstatus anderer Athletinnen überprüfen. Meiner Meinung rudert Manuela genauso wie Birgit Skarstein, Moran Samuel und Anna Sheremet, die anderen Top-Athletinnen im PR1-Einer. Da sehe ich kaum Unterschiede“, sagt der Cheftrainer.

Dass Manuela Diening ihre bisherigen Siege und Medaillen behalten wird, ist ein schwacher Trost.  Bei den Europameisterschaften 2022 und 2024 hatte sie jeweils Silber gewonnen. Spätestens seit ihrem ersten Weltcup-Sieg vor wenigen Wochen in Luzern hatte sie als Medaillen-Kandidatin für die Paralympics gegolten.

Außer Manuela Diening hat keine andere deutsche PR1-Athletin die Kriterien erfüllt. Deshalb entschied der DBS, den Startplatz zurückgeben. 

Die Klasse PR1 des Para-Ruderns ist diejenige für Menschen mit den schwersten Einschränkungen. Es darf nur eingeschränkte Rumpf- und Beinfunktion vorliegen. In der Klasse PR2 kann der Oberkörper uneingeschränkt zum Rudern verwendet werden.