18. März 2025 | Verband | von Hans Strauss und Luisa Gärtner

Ruder-Kongress führt einen gemischten Achter ein

Blick in den Kongresssaal: Der „Quadrennial Congress“ von World Rowing in Lausanne beginnt mit der Präsentation der geplanten Neuerungen. Foto: Kersten
Die deutsche Delegation beim World Rowing Kongress in Lausanne (von links): Katharina von Kodolitsch, Prof. Jürgen Steinacker, Alexander Kersten, Lenka Wech und Axel Müller. Foto: DRV
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Die Einführung eines Mixed-Achters mit Zielrichtung Olympische Spiele, der Schutz des Frauen-Ruderns, der Verzicht auf Hoffnungsläufe bei den großen Wettbewerben, Beitragserhöhungen und ein gestrafftes WM-Programm - der „Quadrennial Congress“ von World Rowing in Lausanne hat am vergangenen Wochenende ein aufsehenerregendes Paket von Neuerungen verabschiedet, die teilweise sofort umgesetzt werden sollen.

„Diese Änderungen stellen eine bedeutende Weiterentwicklung des klassischen Ruderns dar“, sagte Jean-Christophe Rolland, Präsident des Weltruderverbands. „Durch die Aktualisierung des Fortschrittssystems und die Einführung eines gemischten Achters stellen wir sicher, dass unser Sport relevant und wettbewerbsfähig bleibt und gleichzeitig spannender und für Fans weltweit zugänglicher wird.“ Die beschlossenen Änderungen seien nicht nur für eine schnelle Umsetzung bei World Rowing-Veranstaltungen konzipiert, sondern hätten – vorbehaltlich der Zustimmung des IOC – auch eine klare Ausrichtung auf Los Angeles 2028 und zukünftige Olympische Spiele. So solle sichergestellt werden, dass der Sport auf der größten Bühne der Welt relevant und spannend bleibt, heißt es in einer Pressemitteilung.

Parallel zu diesen Neuerungen wurde in einem gemeinsamen Schreiben von zuständigen Gremien festgelegt, wie der Schutz des Frauenruderns gewährleistet werden soll. Demnach wird künftig zwischen einer eigenständigen Frauenklasse und einer offenen Klasse unterschieden, in der Männer und alle anderen Geschlechter antreten können.

Um „sein Engagement für Innovation weiter zu unterstreichen“, hatte World Rowing seinen 160 Mitgliedsverbänden vorgeschlagen, eine gemischte Bootskategorie in das olympische und WM-Programm aufzunehmen: den gemischten Achter. Er sei als Ergänzung der äußerst beliebten Achter-Bootsklasse zu verstehen, biete eine neue Möglichkeit, auf höchster Bühne anzutreten und gleichzeitig die Geschlechtergleichstellung innerhalb der Athletenquoten zu wahren. World Rowing positioniert diese neue Veranstaltung als Anwärter auf die Aufnahme in die nächsten Olympischen Spiele.

Der Mixed-Achter wird bereits bei den beiden diesjährigen Weltcups in Varese und Luzern als Testrennen angeboten, bei den Weltmeisterschaften in Shanghai im September wird er dann bereits zum offiziellen Programm gehören. Der Weltruderrat wurde außerdem befugt, weitere gemischte Bootsklassen in das WM-Programm aufzunehmen.

DRV sieht sich für das neue Boot gut gerüstet

„Was den Mixed-Achter angeht, sehe ich uns als DRV gut aufgestellt“, sagt Robert Sens, der in Lausanne vertretene Vorstand Leistungssport. Der DRV habe für sich bereits damit begonnen, die strikte Trennung der Disziplingruppen Riemen und Skull aufzulösen. Die beiden Gruppen bei Frauen und Männern bestreiten die Trainingslager bereits gemeinsam. „So können Riemer auch skullen und umgekehrt.“ So könnte das neue Riemen-Boot auch mit Skullern besetzt werden, wenn es der Zeitplan nicht zulassen sollte, dass es mit Sportlerinnen und Sportlern aus den beiden klassischen Achtern besetzt wird. „Wie das ausgeht, müssen wir noch abwarten“, sagt Sens.

Zeitschnellste statt Hoffnungsläufer

Die Abschaffung der Hoffnungsläufe bei Welt- und Europameisterschaften – von den Weltcups war zunächst nicht die Rede - soll die Veranstaltungen dynamischer und spannender machen. „Oft sind die Vorläufe für die meisten Teilnehmer nur ein Pflichtprogramm, wenn ein starker Ruderer nicht zu schlagen und der Umweg über den Hoffnungslauf nicht zu vermeiden ist“, erklärt Sens. Künftig soll es so aussehen, dass Sieger und Zweitplatzierter der Vorläufe direkt in die nächste Runde aufsteigen und dazu die Zeitschnellsten. „Für mich eine gute Geschichte“, sagt der DRV-Vorstand.

Für WM werden Bootsklassen gestrichen

World Rowing hat außerdem das WM-Programm überarbeitet. Im Zuge dieser Weiterentwicklung werden bestimmte Bootsklassen, die in den letzten Jahren nur eine geringe Teilnehmerzahl verzeichneten, gestrichen, um für ein attraktiveres Rennprogramm Platz zu machen. Welche Bootsklassen das genau sind, ist noch offen. Betroffen dürften zum Beispiel Leichtgewichts-Boote sein, deren Konkurrenzen manchmal nicht zustande kamen. 

Beitragserhöhungen und Werbeplatzregelungen

Des Weiteren wurden auch finanzielle Weichen neu gestellt: Kleine Nationen sind künftig von Beitragszahlungen befreit, während große Verbände, die zahlreiche Boote zu Wettkämpfen entsenden, ab 2026 einen jährlichen Beitrag von 10.000 € statt bisher 8.000 € entrichten müssen. Kritisch angemerkt wird, dass diese großen Verbände im Gegenzug über mehr Stimmrechte verfügen sollen. Zudem wurden die Werbeplatzregelungen auf den Booten neu festgelegt: World Rowing erhält künftig das Heck der Boote als Werbefläche, während die nationalen Verbände den Bug für eigene Werbung nutzen dürfen.

Deutsche Vertreter beim Kongress

Der Deutsche Ruderverband war in Lausanne neben Robert Sens auch mit Alexander Kersten und Katharina von Kodolitsch vertreten. Zudem nahmen aus dem World Rowing Council Axel Müller, Lenka Wech und Prof. Jürgen Steinacker an den Beratungen teil.