Spezifisches Ausdauertraining
Evaluierung und Optimierung des spezifischen Grundlagenausdauertrainings im Skull-Rudern
Während viele Daten und Studien zu dem metabolischen Beanspruchungsprofil und Stoffwechsellage der 2000m Wettkampfbelastung im Rudern vorliegen, liegen vergleichbare Daten zum spezifischen Ausdauertraining, welches mit ca. 425 Stunden pro Jahr bzw. 11 Stunden pro Woche die Grundlage für die Wettkampfhöhepunkte darstellen kaum vor. Für eine zielgerichtete Planung, Evaluierung und Optimierung des Trainingsprozesses bedarf es aber grundlegend der präzisen physiologischen bzw. metabolischen Charakterisierung der verschiedenen Trainingsbereiche bzw. des tatsächlich realisierten Trainings auf dem Wasser.
Ein Team rund um Prof. Dr. Jürgen Steinacker und Dr. Kay Winkert vom Universitätsklinikum Ulm hat zusammen mit dem DRV diese praxisrelevante Problemstellung aufgegriffen. Zielstellung des Projektes war es zunächst die metabolische Beanspruchung und Stoffwechsellage des spezifischen Grundlagenausdauertrainings im Einer-Ruderboot mittels einer mobilen Spiroergometrie und Messboottechnik genau zu erfassen. Darauf aufbauend soll in einem zweiten Schritt das bisherige Trainingszonenmodell des DRVs (siehe TMGK 2022-24) evaluiert und speziell die internalen Belastungsnormative zur gezielteren Ansteuerung von bestimmten Trainingsbereichen aktualisiert und spezifiziert werden.
Das experimentelle Studiendesign umfasste hierzu zwei Labortests zur Festlegung der individuellen Referenz- und Maximalwerte sowie vier Feldmessungen á 90 min im Einer-Ruderboot zur Erfassung der tatsächlichen metabolischen Beanspruchung im T/K, EXA1 und EXA2 Training. Die Intensitätssteuerung erfolgte hierbei entweder nach dem gewohnten subjektiven Empfinden der Ruder/-innen oder nach dezidierten Herzfrequenzvorgaben. An der Studie nahmen insgesamt 7 weibliche und 8 männliche Eliteruder/-innen aus dem Offenen- und Leichtgewichtsbereich während der ersten Vorbereitungsperiode 2022/23 an den Stützpunkten in Berlin, Essen und Hamburg teil.
Die Ergebnisse verweisen darauf, dass die Eliteruder/-innen ihr spezifisches Grundlagenausdauertraining im Mittel gut subjektiv aussteuern können und eine Differenzierung anhand der externalen und internalen Beanspruchungsgrößen zwischen T/K, EXA1 und EXA2 Training sowohl statistisch als auch sportpraktisch möglich ist. Insgesamt zeigte sich hierbei aber, dass speziell das Training nach subjektivem Empfinden im oberen Grenzbereich der Zonen erfolgt und z.T. etwas zu intensiv gestaltet wurde. Auf der anderen Seite zeigte sich, dass auch das realisierte sehr niedrigintensive T/K und EXA1 Training im Bereich der ersten individuellen Laktatschwelle gemessen an der Ausnutzung der maximalen Sauerstoffaufnahme mit ca. 60% bzw. 67% einen potenziell trainingswirksamen Reiz darstellt.
Zusammenfassend konnte anhand der Freiwassermessungen im spezifischen Grundlagenausdauertraining der 15 Eliteruder/-innen das metabolische und energetische Beanspruchungsprofil der T/K-, EXA1- und EXA2-Zone genau beschreiben werden. Die erhobenen Daten sollen jetzt in einem zweiten Schritt genutzt werden um das bestehende 5-Trainingzonen Modell um deskriptive Angaben zu den internalen Belastungsgrößen und Stoffwechsellage anzupassen bzw. zu ergänzen, sowie die bestehenden fixen Laktatwerte im Sinne einer Zonenobergrenze durch relative Angaben z.B. bezogen auf die LT1, LT2 und ⩒O2max ersetzt werden. Hierfür sollte ein großer Datensatz an bestehenden Diagnostikdaten genutzt werden, da die im Rahmen dieser Studie erfassten Daten auf eine relativ kleine Stichprobengröße limitiert sind.
Das Team des Universitätsklinikums Ulm bedankt sich bei den Athlet/-innen und Trainer/-innen für die Teilnahme an dem umfangreichen Projekt. Besonderer Dank gilt auch den Messboottechnikern Alexander Hahn (OSP-Berlin), Christian Ifland (OSP-NRW/Rhein-Ruhr) und Mark Amort (OSP-Hamburg/Schleswig-Holstein) für die Betreuung der Messboottechnik in dem Projekt.
Das Projekt wurde durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaften unterstützt (AZ 072015/21-22).
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