Veröffentlichung Studie "DRV im Nationalsozialismus" und digitales DRV-Archiv
Verehrte Damen und Herren,
verehrte Ruderkameradinnen und Ruderkameraden,
heute können wir die Untersuchung zum „DRV im Nationalsozialismus“ veröffentlichen. In vielen Chroniken des Verbandes und unserer Vereine ist die Zeit des Rudersports im Nationalsozialismus ein blinder Fleck. Es gilt aber, sich der historischen Verantwortung zu stellen, damalige Entwicklungen aufzuzeigen und Konsequenzen für das zukünftige Handeln des Verbandes zu ziehen.
Noch auf Initiative unseres heutigen Ehrenpräsidenten Siegfried Kaidel haben wir dazu mit Prof. Dr. Dr. Wedemeyer-Kolwe vom Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte e.V. in Hannover einen in der Materie ausgewiesenen Wissenschaftler mit seinem Institut mit einer Studie zum DRV im Nationalsozialismus beauftragt. Uns war dabei die externe wissenschaftliche Aufarbeitung wichtig, um nicht in den Verdacht zu geraten, die Geschichte nach eigenem Gusto auszulegen oder Persönlichkeiten schützen zu wollen.
Vor der heutigen Veröffentlichung wurden bereits die Rudervereine über die Befunde der Studie informiert, deren einstige Mitglieder zu dem Personenkreis zählten, der während der NS-Zeit aktiv führend im DRV wirkte. Dadurch war es möglich, weitere Hinweise und Ergänzungen zu den Personen zu erhalten. Diese hat der Autor aufgegriffen und, soweit es ihm angezeigt schien, eingearbeitet.
Im Ergebnis wird belegt, dass der DRV unter Leitung von Heinrich Pauli führend daran beteiligt war, die Gleichschaltung im deutschen Sport voranzutreiben und Menschen aus den Vereinen auszugrenzen. Mit der vorliegenden Studie haben wir nun eine hervorragende Grundlage, um den zukünftigen Umgang mit involvierten Persönlichkeiten zu diskutieren und unseren Beitrag zu leisten, die Wiederholung einer derartigen gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklung zu vermeiden. Hierzu freuen wir uns auf die weitere Diskussion und mögliche weitere Impulse.
Auch diese Arbeit ist Auftrag eines Sportfachverbandes. Der Deutsche Ruderverband ist heute fest verankert in der freiheitlich demokratischen Grundordnung und steht für Diversität. Wir respektieren alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion und Weltanschauung.
Die Studie erscheint in einer Zusammenfassung im „rudersport“ und wird in das neu geschaffene digitale Archiv auf archiv.rudern.de/frontdoor/4840 eingestellt. In diesem Archiv (archiv.rudern.de) finden Sie nahezu alle Ausgaben der Zeitschriften Wassersport und Rudersport (DRV und DRSV). Für diese Arbeit gilt der Dank dem historischen Arbeitskreis für die Bearbeitung der Inhalte und des Formates, insbesondere aber unserem ehemaligen Ruderkameraden Fritz Goecke, der leider am 07. März 2024 überraschend verstorben ist.
Für die aktuelle Rudersaison wünsche ich gleichwohl gute Bedingungen und viel Freude. Dies gilt für unsere Aktiven im Spitzensport, für die die olympische Regatta in Paris der Höhepunkt sein wird, ebenso, wie im Breitensport auf heimischem Gewässer.
Ihr
Moritz Petri
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes