Vogalonga am Pfingstsonntag - eins der größten Wassersportevents weltweit
Am Pfingstsonntag 2023 fand in Venedig die 47. Vogalonga statt.
1990 Boote, davon hundert aus der Lagune, 7.400 Teilnehmer aus 40 Ländern, 30 Kilometer Strecke, die in sechs Stunden zu bewältigen sind. Der Start erfolgt um 9 Uhr morgens mit einem Kanonenschuss. Die Route führte vom Becken vor dem Dogenpalast entlang der Inseln San Erasmo, Burano, Murano zurück nach Venedig durch den Canal Cannareggio und den Canal Grande. Sowohl der gemeinsame Start um 9 Uhr auf dem dicht gefüllten Becken als auch der Troß all der Boote bot immer wieder faszinierende Bilder für die Teilnehmer:innen und die Einheimischen und Tourist:innen, die die spektakuläre Flotte beobachteten.
Die Veranstaltung entstand 1975 als Protest gegen die vom Motorbootverkehr erzeugten Wellenbewegungen, die das empfindliche Gleichgewicht der Lagunenhauptstadt gefährden, indem sie die Fundamente der Paläste und die Sandbänke der Lagune erodieren. Letztlich ist es aber auch einer Demonstration gegen die Verkehrsflut nicht nur auf den Hauptkanälen, sondern auch in den kleineren Kanälen in der Innenstadt, die angesichts der dort geparkten privaten Boote kaum noch Platz für die Durchfahrt lassen. Selbst kommerzielle Gondolieri haben Probleme beim Ausüben ihrer Arbeit.
Mindestens sechs Kirchboote, darunter die Verbandsboote aus NRW und das DRV-Boot JONA aus Aken, dazu ein Verbandsboot des Belgischen Ruderverbandes, die DRV-Barke Hessen aus Hann Münden, und hunderte Gig-Vierer mit Steuermann aus zahlreichen europäischen Ländern nahmen teil. Die Vogalonga kann als eine der größten Breitensport-Veranstaltungen ohne Regatta-Charakter für den nicht-motorisierten Wassersport gelten. Seit einigen Jahrzehnten nehmen regelmäßig viele Rudervereine aus Deutschland teil.
Die meisten Teilnehmer:innen reisten mit ihren Booten nur für das Pfingst-Wochenende an. Zahlreiche Vereine wie Wesel, Neuss, Tegelort, Schieder, Aken, Kleve oder Kloster Lehnin reisten bereits Tage zuvor an und legten rund um die Lagune und die benachbarten Adria- und Flussabschnitte zwischen dem Brentakanal ab Padua bis Triest im Osten längere Strecken zurück. Diese Mannschaften hatten dann auch die Chance, die kulturellen Höhepunkte der Stadt und der Umgebung von Venedig zu besuchen.
Die Logistik für solche Wanderfahrten ist rund um die Vogalonga erheblich aufwendiger als sonst im Jahr; die begrenzte Anzahl an geeigneten Quartieren mit sicherem Liegeplatz für die Boote bedarf langfristiger Vorbereitung. Die meisten einheimischen Wassersportvereine (Cannottiere) – viele betreiben sowohl Kanu, venezianisches Rudern mit Gondeln und „englisches“ Rudern – erhalten Wünsche zur Bootslagerung, Ein- und Aussetzen bereits im November des Vorjahres.
Wie schon bei einer der größten Breitensport- und Wanderruderveranstaltungen in Deutschland – der Stadtdurchfahrt durch Berlin wenige Wochen zuvor – bestehen durch die verschiedenen Start- und Zielorte wenige Möglichkeiten für die Wassersportler, sich über den direkten Kontakt auf dem Wasser hinaus zu treffen.
In den meisten Fällen bleiben die Mannschaften eines Vereins eher unter sich. Mit maximal 20 Personen sind die meisten Wassersportler:innen bestens zufrieden. Derart große Veranstaltungen wie die Vogalonga oder die Stadt-Durchfahrten in Berlin und Paris sind besondere Events, ansonsten sind die meisten Tages- und Wanderfahrten mit kleinen Gruppen viel gemütlicher.
Und zur Kommunikation der Ruder:innen und vor allem den Fahrtenleiter:innen aus Vereinen und Verbänden bieten sich viel besser die Sternfahrten, Landes- und DRV-Wanderrudertreffen an, bei denen über mehrere Tage im Boot und am gemeinsamen Essenstisch über Grenzen hinweg Menschen aus verschiedenen Vereinen und Städten die Möglichkeit haben, sich über vergangene und zukünftige Gäste-, Gemeinschafts- und Verbands-Wanderfahrten zu unterhalten und gemeinsam zu planen.
In diesem Sinne lade ich die deutsche Ruderwelt erneut zum DRV-Wanderrudertreffen vom 15.-17. September 2023 in Neuss am Rhein ein.