07. Juli 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Wibberenz/Gutfleisch und Zeidler gewinnen in Henley

Stolze Sieger in Henley: Lisa Gutfleisch, Trainer Alexander Schmidt und Sarah Wibberenz mit der Trophäe für den besten Doppelzweier. Foto: DRV

Zum vierten Mal in Folge hat Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) bei der Henley Royal Regatta den Einer-Wettbewerb der Männer gewonnen. Bei der Traditionsveranstaltung auf der Themse setzte sich der 28-jährige Weltmeister im Finale der Diamond Challenge Sculls souverän gegen den US-Amerikaner Jacob Plihal durch, auf den er auch im Einer-Wettbewerb der Olympischen Spiele in Paris treffen kann. Zeidler setzte sich schon zu Beginn des Rennens ab und feierte seinen Sieg nach 2112 Metern im Ziel mit hochgestreckter Faust und einem Jubelschrei. Für ihn war es die letzte Regatta vor Paris und damit eine gelungene Generalprobe.

Am verregneten Finalsonntag war Zeidler aber nicht der einzige deutsche Sieger. Sarah Wibberenz und Lisa Gutfleisch (RC Havel Brandenburg, Heidelberger RK) gewannen den Wettbewerb der Frauen-Doppelzweier mit starken Leistungen. Im Halbfinale ließen sie die US-Amerikanerinnen Fellows/Nabel mit fast drei Längen hinter sich. Und auch das Finale war gegen die Britinnen Bates/Keto war mit vier Längen Vorsprung eine ganz klare Sache für Sarah und Lisa, die nach der Siegerehrung in Sakko und Kleid gemeinsam mit dem adäquat gekleideten Bundestrainer Alexander Schmidt die Stonor-Challenge-Trophy präsentierten.

Auch Männer-Doppelvierer im Finale

Insgesamt gelang es den fünf vom DRV entsandten Booten, in Henley vor einer riesigen Zuschauerkulisse den Ruf des deutschen Ruderns gehörig aufzupolieren. Neben Wibberenz/Gutfleisch erreichte auch der Männer-Doppelvierer das Finale. Im Halbfinale schlugen Alexander Finger (Berliner Ruder-Club), Felix Heinrich (RK Normannia Braunschweig), Paul Berghoff (SC Magdeburg), Paul Krüger (Ruder-Club Favorite Hammonia) das Boot aus Estland, das in dieser Besetzung bei den Olympischen Spielen in Paris antreten wird. Das Finale gegen den Vierer des Leander Klubs, dem erfolgreichsten Ruderverein weltweit als Bindeglied zur UK-Nationalmannschaft, wurde eine extrem spannende Angelegenheit. Bei der ersten Zwischenzeit lag das von Bundestrainer Tim Schönberg betreute DRV-Perspektivboot noch in Führung, dann übernahmen die Briten und lagen im Ziel vor den vollbesetzten Tribünen nur eine knappe Länge vorne.

Hannah Reif und Lena Sarassa (Frankfurter RG Germania/Crefelder Ruder-Club) erreichten im Frauen-Zweier ohne das Halbfinale, unterlagen dort aber den Kanadierinnen Cronk/Edwards. Pech hatte Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania), die vor dem Halbfinale gegen die spätere Gesamtsiegerin Liu aus China wegen einer Erkältung zurückziehen musste. „Schade, Juliane hätte eine gute Chance gehabt, hier zu gewinnen“, sagte Trainer Schmidt, der mit seiner Erkältung ebenfalls ein Opfer des schlechten Wetters während der gesamten Regatta war.

Von den DRV-Booten schied nur der Frauen-Achter in seinem ersten Rennen gegen ein u. a. vom Leander Club gebildetes britisches Boot aus. Das Boot bildeten Sophia Krause, Cara Pakszies (beide Limburger Club f. Wassersport), Tabea Kuhnert (SC Magdeburg), Melanie Göldner (RC Potsdam), Lena Osterkamp (Deutscher Ruder-Club von 1884), Annabelle Bachmann (RV Ingelheim), Alyssa Meyer (RC Tegel), Nora Peuser (Ruder-Union Arkona Berlin) und Steuerfrau Annalena Fisch (Ruderklub am Wannsee). „Gegenüber der Nachqualifikation in Luzern mussten wir mit zwei neuen Ruderinnen antreten. Das reicht dann nicht, wenn man sieht, wie hoch das Niveau hier in den Vereinen und an den Universitäten ist. Dennoch war es gut, dass wir mit diesem Bonus-Start die Saison beenden konnten“, sagte Bundestrainer René Burmeister, der auch den Zweier ohne betreut hatte.

Schmela/Hagemeister erreichen das Finale

Die vierte deutsche Finalteilnahme sicherten René Schmela und Theis Hagemeister (Berliner RC, Frankfurter RG Germania), die ihren Start selbst organisiert hatten, aber ohne Trainer gekommen waren und deshalb auch von Alexander Schmidt betreut wurden. Im Zweier ohne besiegten die Beiden im Semifinale die Iren Dorney/Kearney in einem harten Rennen. Im Finale waren dann die Niederländer van Sprangen/Krommenhoek, die knapp die Olympia-Qualifikation verpasst hatten, zu stark für die beiden Deutschen, die dennoch sehr zufrieden sein konnten. Hagemeister ist zweiter Riemen-Ersatzmann für Paris und kehrt jetzt wieder ins Training dafür zurück.

Ebenfalls selbst organisiert hatten Nikita Mohr und Finn Wolter (RTHC Leverkusen, RC Witten) ihren Start in Henley. Sie erreichten im leichten Doppelzweier das Halbfinale, verloren dort gegen die Briten Gare/Dafydd vom Leander Club.

Henley begeistert die Neulinge restlos

Das hohe organisatorische Niveau bei der Henley Royal Regatta, die zu den wichtigsten gesellschaftlichen Sportereignissen auf der Insel zählt, und die enorme Wertschätzung für die Sportler beeindruckte alle Deutschen, die diese Veranstaltung zum ersten Mal erlebten. „Ich bin sehr beeindruckt, es war von vorne bis hinten einfach nur toll. Es gibt nichts Vergleichbares“, sagte beispielsweise Alexander Schmidt. Einen Bootsplatz komplett unter einem Zeltdach hatte er auch nicht erlebt. „Du kriegst den Mund einfach nicht zu. Man muss einmal hier gewesen sein“, sagte René Burmeister. Auch für ihn war es eine Regatta wie von einem anderen Stern. Gleichzeitig werden die schwierigen Bedingungen durch den Motorboot-Verkehr auf der hier schmalen Themse mit den nur zwei Bahnen von allen klaglos hingenommen. Schmidt: „Es ist Dauerwelle und niemand regt sich auf.“

     

 

Vierter Start in Henley, vierter Sieg: In diesem Sakko fühlt sich Oliver Zeidler wohl. Foto Lisa Worthy