08. Jan. 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Wie geht es weiter mit dem Doppelvierer der Frauen?

Bronze für den Doppelvierer der Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris: Pia Greiten, Leonie Menzel, Tabea Schendekehl und Maren Völz (von links) gehen dieses Jahr aber unterschiedliche Wege. Foto: meinruderbild

Drei Medaillen gab es für das deutsche Rudern bei den Olympischen Spielen und den Paralympics 2024 in Paris. Was hat sich seit dem großen Erfolg getan? Welche Auswirkungen hatte er? Und wie geht es für die Athlet:innen im neuen Jahr weiter? Darüber haben wir mit ihnen gesprochen. Heute geht es um Maren Völz, Tabea Schendekehl, Leonie Menzel und Pia Greiten, die mit olympischer Bronze im Doppelvierer eine große DRV-Tradition in dieser Bootsklasse fortgesetzt hatten.

In einem spektakulären Finale bescherte der Einbruch der Ukraine, die völlig überraschend bis zur 1500-Meter-Marke um die Medaillen mitgefahren war, dem gut fahrenden, aber nach 1000 Metern auf dem letzten Platz liegenden deutschen Boot die Chance, noch nach vorne durchzustoßen. Die Order von Trainer Marcin Witkowski, sich in erster Linie auf das Duell mit der auf der Nebenbahn fahrenden Schweiz zu fokussieren, erwies sich als zielführend. Die Deutschen zogen durch und verwiesen die gleichfalls zäh fightenden Schweizerinnen mit nur 42/100 Sekunden auf Rang vier.

Für die deutschen Fans vor den Bildschirmen verwandelte sich die Folter der Ahnungslosigkeit damit in ein Happy End. Vom deutschen Boot war bis kurz vor der Ziellinie lange nichts mehr zu sehen gewesen. Und auch der TV-Kommentator war keine Hilfe, weil er ausnahmsweise nicht an der Strecke war, sondern im Paris im Sendezentrum saß und auch nur auf seinen Screen schauen konnte.

„Es war kein perfektes Rennen von uns. Aber was wir auf der zweiten Hälfte des Rennens gezeigt haben, das schaffen nicht viele Boote“, sagt Maren Völz im Rückblick. Die physische Stärke der Mannschaft und ihr Glaube an sich waren ebenso ungewöhnlich wie ausschlaggebend. Für die Bugfrau ging mit der Bronzemedaille ein großer Traum in Erfüllung: „Schön, dass wir das geschafft haben!“ Nach ihrem Erfolg, Interviews und Feier im Deutschen Haus konnte die Mannschaft, zu der auch Ersatzruderin Frauke Hundeling zählte, die Spiele und Paris noch zehn Tage gemeinsam genießen. „Wir haben verschiedene Wettkämpfe besucht, das war sehr interessant. Die Abschlussfeier wollten wir gemeinsam erleben, das haben wir auch gemacht“, erzählt Maren Völz.

Zum ersten Mal im Leben Autogramm-Anfragen

Überrascht war sie vom großen Echo, dass die Bronzemedaille auslöste. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass es so viele Leute interessiert, dass ich so oft angesprochen werde. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Autogramm-Anfragen.“  Es gab etliche Einladungen, so zur SPD-Fraktion im Bundestag. „Mit einem solchen Erfolg bekommt man eine Stimme, die man vorher nicht hatte. Die Leute hören einem eher zu“, sagt Völz. Die Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an alle Medaillengewinner war ein weiterer Höhepunkt unter etlichen Ehrungen, die es von den Ländern, Städten, der Bundeswehr und den Universitäten gab. „Die Zeit seit Paris war sehr vollgepackt mit Veranstaltungen und schönen Begegnungen“, sagt Schlagfrau Pia Greiten. Sie studiert an der Ruhr-Uni Bochum Bauingenieurwesen. Die Ehrung der dort eingeschriebenen Olympia-Teilnehmer war für sie auch ein Anlass, selbst Danke zu sagen - für die „essenzielle Unterstützung“ bei der Verzahnung von Studium und Leistungssport.  

Völz, Menzel und Greiten nahmen die Einladung zum „Club der Besten“ in der Türkei an, lernten „große Sportler“(Völz) aus anderen Sportarten kennen und hatten eine kostenlose Urlaubswoche lang viel Spaß. Und bei der Gala zu den Sportlern des Jahres kurz vor Weihnachten in Baden-Baden war der Frauen-Doppelvierer komplett dabei. „Es war eine familiär organisierte, sehr schöne Veranstaltung. Für uns alle war es eine Premiere, und wir sind auch gerne lange geblieben“, sagt Pia Greiten.

In Sachen Sponsoring setzte der Olympia-Erfolg leider wenig in Bewegung. Umso wichtiger ist die Sporthilfe-Prämie von 10 000 Euro für Bronze pro Sportlerin. Völz freute sich über ein Wellness-Wochenende, das ihr Heimatland Brandenburg spendierte. Greiten hat die Hoffnung, dass der Erfolg in Paris es leichter macht, persönliche Unterstützer zu gewinnen. „Aber da ist Eigeninitiative gefragt.“ 

Nur Greiten trainiert 2025 mit Ziel WM

Sportlich trennen sich die Wege der vier Ruderinnen nun erst einmal. Pia Greiten steht als einziges Mitglied des Bronze-Vierers weiter voll ins Training. Für das laufende Wintersemester allerdings nicht in Berlin, sondern in Dortmund, um ihr Studium voranzubringen. Leonie Menzel, Tabea Schendekehl und Maren Völz stellen im nacholympischen Jahr Studium und Beruf in den Vordergrund. Sie trainieren weiter, aber nicht in dem Umfang wie etwa 2024. So ist die Weltmeisterschaft in 2025 nicht ihr Zielwettkampf, wohl aber die Teilnahme an anderen Regatten. „Unser großes Ziel ist es, als Vierer zur Henley-Regatta zu fahren. Ob Pia dann auch dabei sein kann oder ob sie andere Aufgaben hat, muss man sehen“, sagt Völz, die Psychologie im Bachelor studiert. In Sachen Intensität des Rudertrainings sei sie flexibel. „Ich wohne weiter in Berlin und trainiere wie gewohnt am Stützpunkt. Wenn ich da von den Trainern für ein Boot gebraucht werde, dann mache ich gerne mit.“  Los Angeles 2028 habe sie durchaus im Blick. „Aber irgendwann muss ich mit dem Studium vorwärtskommen.“