Zehn Tage emotionale Achterbahnfahrt sind zu Ende
Nach Silber mit dem leichten Doppelzweier in Tokyo wollte Jonathan Rommelmann in Paris seine zweiten olympischen Spiele bestreiten. Doch er verpasste zusammen mit Bootspartner Paul Leerkamp die Qualifikation. In Paris ist Rommelmann trotzdem, aber anders als geplant: als Zuschauer und als Unterstützer seines jüngeren Bruders Julius, der Ersatzruderer des Männer-Doppelvierers ist. Seine Erlebnisse an und neben der Strecke beschreibt der 29-Jährige in dieser Kolumne - dies ist die letzte Folge.
Am Samstag ging es für uns nicht an die Ruderstrecke. Der ganze Paris-Trip war ja ursprünglich von meiner Familie um die Rennen des Leichten Doppelzweiers und des Männer-Doppelvierers geplant worden. Und da die Familie ja auch noch andere Events sehen wollte, stand für meine Freundin am Samstag zum Beispiel Leichtathletik auf dem Programm. Aber natürlich erst die Nachmittagssession, denn auch, wenn wir nicht selbst vor Ort an der Strecke waren, die Finals des Männer-Achters und der beiden Einer wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen!
Also Live-Stream an! Zuerst Alex anfeuern, die sich nach einem schwierigen Halbfinale verdient den Sieg im B-Finale sichert! Geht also ganz gut los. Dann kurze Verwirrung. Vom A-Finale des Männer Einers ist zur Startzeit weit und breit keine Spur.
Nach kurzer Recherche aber Entwarnung. „Due to athlete transport disruption“ wird der Start ans Ende des Finaltages verschoben. Alles klar, also erst Achter, dann Olli.
Der Achter geht sicher nicht als Medaillenfavorit an den Start und die kurzfristige Umbesetzung hat die Vorzeichen vermutlich auch nicht gerade verbessert. Aber trotzdem: Ich würde es den Jungs und. vor allem, ich würde ich es Sabine gönnen!
Am Ende Rang Vier und stark gekämpft!
Letztes Rennen. Männer Einer. Ich glaube, spätestens nach dem Halbfinale besteht kaum noch ein Zweifel, wer hier die Favoritenrolle inne hat.
Und, naja, ihr habt es wahrscheinlich schon mitbekommen: Olli holt Gold! Verdient! Und nach Tokyo die perfekte Wiedergutmachung: der Olympiasieg!
Mein „Paris-Abenteuer“ endet schließlich am Sonntag vor dem Eiffelturm. Wegen des Straßenrennens der Frauen sind dort bereits Absperrungen aufgebaut, aber ich bekomme trotzdem ein Foto mit dem Turm und den Ringen im Hintergrund.
Zehn Tage emotionale Achterbahnfahrt sind nun also zu Ende: Voller Stolz den „kleinen“ Bruder bei den Spare Races die Daumen drücken, aber ihm nicht vorher auf dem Bootsplatz „Viel Erfolg“ wünschen können. Nach „Coronaspielen“ das größte Sportereignis der Welt in voller Pracht erleben können, aber nicht selbst an diesem Spektakel teilnehmen. Mit den Mädels im Deutschen Haus ihre Medaille feiern können, aber sowas nicht selbst in Tokio erlebt haben. Und noch einige weitere Auf und Abs. Am Ende waren diese Spiele aber vor allem eines: Ein Erlebnis, an das ich sicher gerne zurückdenken werde.
So, das war`s hier für mich. Falls ihr mich sucht: ich geh jetzt erst Mal eine Runde schwimmen im Atlantik.