Zum Tod von Wolfgang Knierim
Noch im Sommer feierte Wolfgang Knierim in Kassel seinen 90. Geburtstag im Kreis vieler Gäste, die ihn als Ruderlehrer im besten Sinn erlebt hatten. Hierbei taufte er einen Vierer, den jetzt seinen Namen trägt. In der Nacht zum 12. Oktober ist Wolfgang Knierim nun verstorben.
Wolfgang Knierim war ein Grandsigneur des Schülerruderns. Für ihn war Rudern ein pädagogisches Mittel, um junge Menschen an Verantwortung, Leistungsbereitschaft und Zusammenarbeit heranzuführen. Dabei konnte sich Wolfgang auf einen breiten Stab an Betreuerinnen und Betreuer verlassen, denn Jugendliche wurden frühzeitig in Funktionen eingebunden.
Im Jahr 1962 übernahm Wolfgang die Funktion des Protektors an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel und machte den Rudersport zu einem echten Aushängeschild der Schule. In der 8. Klasse war Rudern verbindlich vorgegeben, so dass alle Schülerinnen und Schüler mit der Sportart in Kontakt kamen.
Der Besuch der Schülerregatten in Hannover war ein Ausflug, der nicht selten zwei Reisebusse in Anspruch nahm. Wolfgang Knierim hat den Ansatz verfolgt, individuelle Vorstellungen zu ermöglichen. Somit haben die Aktiven des TRV ASS Kassel auf Meisterschaften des DRV, bei Jugend trainiert für Olympia oder auf Schülerregatten erfolgreich gerudert. Dabei war der Erfolg im Geschicklichkeitsrennen ebenso viel Wert, wie Medaillen auf Meisterschaften. Unzählige Wanderfahrten, Freizeiten oder Trainingslager hat er maßgeblich organisiert und betreut.
Neben seiner Arbeit an der Schule hat Wolfgang früh auch Verbandsarbeit betrieben. Bereits 1964 gründete er den Schülerruderverband Hessen, der als Ansprechpartner gegenüber dem Kultusministerium fungierte und vom Norden ausgehend in Kooperation mit der Hessischen Ruderjugend, zeitweise als deren Leiter, das Schulrudern in Hessen vorantrieb. Konsequenterweise gehörte der Verband dem Bund Deutscher Schülerruderverbände an und Wolfgang brachte sich in dessen Arbeit prominent ein. In der Nachfolge von Wilhelm Gieseck übernahm er das Amt des Vorsitzenden und führte es bis ins Jahr seiner Pensionierung 1997. In dieser Funktion gehörte er dem Vorstand der Deutschen Ruderjugend an. Wenngleich Wolfgang mit guten Gründen für die Eigenständigkeit des Schülerrudern stand, war er doch immer für die Zusammenarbeit mit dem DRV offen. Auf dessen Rudertagen oder in Gremien und Veranstaltungen der DRJ setzte er sich für die Belange des Schülerrudern ein. Nach seiner Pensionierung wurde er zum Ehrenvorsitzenden auf Bundes- und Landesebene ernannt und wirkte im Hintergrund an maßgeblicher Stelle weiter mit. So moderierte Wolfgang das 1. Rudersymposium für Schülerrudern oder agierte als inhaltlicher Ideengeber und kritischer Begleiter für die sog. Ruder-CD. Insoweit führte Wolfgang seine Aktivitäten fort, denn er hatte im „Rudersport“ regelmäßig zu Themen um das Schülerrudern publiziert. Auch in seinem Wirken als Ehrenvorsitzender und erfahrener Kenner der Materie kam ihm seine Gabe zu Gute, Menschen zu unterstützen und Handlungsoptionen aufzuzeigen, ohne die eigenen Vorstellungen zum Maß der Dinge zu machen.
Wolfgang Knierim hat in der Vermittlung seiner Werte Generationen junger Menschen geprägt und Lebenswege gebahnt. Als Vollblutpädagoge verstand Wolfgang Knierim den Rudersport umfassend und konnte zeigen, dass der Sport mehr ist, als schnell zwischen zwei Punkten zu rudern. In den Herzen und Köpfen der Menschen, die ihn kannten, wird Wolfgang unvergessen bleiben. Von seinem Wirken werden aber auch diejenigen profitieren, die Wolfgang Knierim nicht persönlich kannten.